Kloster, Galerie und Brücke

Architekturpreis 1995 am Fachbereich Architektur

Eine Virtuelle Galerie, ein Karmelitinnenkloster und eine Umsteigestation im Bosporus/lstanbul - dies waren die Themen der Architektur-Diplomarbeiten, die als beste des Jahres 1995 mit dem von der debis Immobilienmanagement geförderten Architekturpreis ausgezeichnet wurden. Sich durchaus "traditionellen" Bauaufgaben widmend - eine Galerie, ein Kloster, eine Brücke - gelang es den Verfasserinnen und Verfassern nach Ansicht der Jury, einen eigenen Zugang zum Thema zu entwickeln, Interpretationen zu wagen, die Dimensionen des Ortes auszuloten, ohne dabei wesentliche Aspekte der komplexen Aufgaben aus den Augen zu verlieren.

Anliegen der "debis Gesellschaft für Potsdamer Platz Projekt und Immobilienmanagement mbH" (debis Immobilienmanagement), die den mit 10000 DM dotierten Architekturpreis bereits im dritten Jahr stiften, ist es, eine Verbindung zwischen moderner, junger Architektur und dem Immobilienmanagement zu schaffen, junge Architektinnen und Architekten zu fördern und damit neue Entwicklungen in der Architektur zu unterstützen.

Die Jury, der vor allem auch externe Vertreterinnen und Vertreter der Architektenschaft und der Fachpresse angehörten, hat aus den 23 für den Architekturpreis 1995 vorgeschlagenen Arbeiten drei für preiswürdig erachtet sowie vier weitere zur Ausstellung empfohlen. Die drei prämierten Arbeiten erhielten jeweils ein Preisgeld in Höhe von 3250 DM.

Martin Hess: Virtual Gallery
REALER ORT UND DATENRAUM

Martin Hess konnte sich mit seiner Arbeit "Virtual Gallery", einem Entwurf für ein Zentrum für Medienkunst durchsetzen. Die Arbeit bewegt sich im Grenzbereich zwischen realer und virtueller Welt. Als Gebäude im Stadtraum - im nördlichen Bereich der Berliner Friedrichstraße - noch erfahrbar, verläßt es im Inneren die konventionellen Wahrnehmungsebenen. Es entsteht ein Ausstellungsgebäude, in dem virtuelle und physische Besucher in gleicher Weise anwesend sein können, das also seinen Platz sowohl an einem realen Ort als auch im Datenraum einnimmt. Die Jury hob hervor: Trotz größtmöglicher Ausreizung der technischen Möglichkeiten der medialen Welt bleibt das Gebäude komplex erlebbar, und es gelingt dem Verfasser auf überzeugende Weise architektonisch faßbare Parameter zu entwickeln und diese in einer technisch anspruchsvollen Präsentation zu vermitteln.

Birgit Schlegel: Karmelitinnenkloster - Weg in Innenräume
Birgit Schlegel widmete sich dem Thema "Karmelitinnenkloster - Weg in Innenräume". Aus den Ordensregeln, einem modernen Tätigkeitsverständnis und aus dem spezifischen Standort des KZ Sachsenhausen entwarf sie eine Kloster-Architektur von großer Strenge. Hier befanden die Preisrichter: Der von der Verfasserin entwickelte Typus eines linear-additiven Baukörpers für die Klosteranlage ist in städtebaulicher wie baukörperlicher Dimension schlüssig und gelungen formuliert. Das Thema des schrittweisen Rückzugs aus der Öffentlichkeit, Basis der Ordensregeln der Karmelitinnen, wird durch das Gebäude mit suggestiver Kraft nachvollzogen, wie auch aus der Präsentation der Arbeit eine große Sensibilität für die dieser Aufgabe angemessene Vermittlung und Darstellung spricht.

Cigdem Yildirim: Bogazicinde - Ein Ort dazwischen
Cigdem Yildirim schließlich erarbeitete "Bogazicinde - Ein Ort dazwischen", eine Umsteigestation im Bosporus/Istanbul. Zwischen den Kontinenten, dem Abend- und dem Morgenland, entdeckt die Verfassserin einen Ort, der sowohl eine funktionale Komponente für die Stadt Istanbul als auch eine poetische des Städtebaus und der Architektur enthält. Hier unterstrichen die Experten der Jury: Es gelingt ihr dabei in vielfältiger und vielschichtiger Weise, eine innovative Lösung zu formulieren. Die Konsequenz von Analyse und Übersetzung in das Programm ist beispielhaft und wird bis in die konstruktiven Überlegungen durchgehalten. Es gelingt eine kohärente Verknüpfung dynamischer und funktionaler Ansätze, die bis in die Präsentation hinein zu überzeugen vermag.

tui


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