Aus für den DummyAktionstag gegen lebensmüde "Gurtmuffel" Mit mehr als 65 km/h rammt ein Ford Escort eine Ente, um dann mit noch etwa 50 km/h frontal gegen eine Wand zu prallen. Zwei Dummys führen vor, was den Insassen bei einem solchen Unfall zustoßen würde: Der angeschnallte Fahrer erleidet leichte Verletzungen, der unangeschnallte Beifahrer überlebt diesen Unfall nicht. Um vor den Gefahren des Nichtanschnallens zu warnen, haben Wissenschaftler vom Fachgebiet Kraftfahrzeuge am Institut für Straßen- und Schienenverkehr gemeinsam mit der Polizei und Schülern einer 9. Klasse der Fritz-Karsen-Schule in Berlin-Britz einen Aktionstag gegen lebensmüde "Gurtmuffel" durchgeführt.
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Der Beifahrer ohne Gurt hätte diesen Crash nicht überlebt | ||
Immer mehr Menschen in Deutschland legen beim Autofahren ihren
Gurt nicht an, stellten Wissenschaftler unter der Leitung von
Prof. Dr.-Ing. Hermann Appel im Rahmen ihrer Untersuchungen am
TU-Fachgebiet Kraftfahrzeuge fest. In den letzten Jahren sei in
Ortschaften die Gurtanlegequote auf 60 bis 85 Prozent gesunken,
was verheerende Konsequenzen für das Unfallgeschehen hat.
18 PROZENT NICHT ANGESCHNALLT Für Berlin zählte die Polizei 1994 noch 9611 Anzeigen wegen der Nichteinhaltung der Anschnallpflicht, 1995 waren es schon mehr als 12 500. Und die Schüler einer Britzer Gesamtschule ermittelten in 14 Untersuchungen in einem Zeitraum von drei Monaten, daß von 5000 Autofahrerinnen und Autofahrern etwa 18 Prozent nicht angeschnallt waren. Befragt nach den Gründen für das Nichtanschnallen hörten die Schüler solche Ausreden wie "Ich fahr ja nicht weit", oder "vergessen" oder auch "keine Zeit". Feststellen konnten die Schüler aber auch, daß mehr Männer als Frauen das Anlegen des Gurts unterlassen und meinen, "einen Aufprall abfangen zu können". Doch auch hier waren die Argumente der Schüler überzeugend. Selbst der Weltmeister im Reißen könnte nur einen Aufprall von maximal 15 km/h abfangen! JEDER ZWEITE KÖNNTE NOCH LEBEN "Von 100 tödlich verunglückten Menschen, die bei ihrem Unfall nicht angeschnallt waren, könnten 50 noch leben", sagt Professor Appel. Mehrere Gründe sprächen für den Gurt: So setzt der Gurt biomechanisch an der am höchsten belastbaren Zone von Becken und Knochen an und verhindert das direkte Aufprallen des Kopfes - wie es der nichtangeschnallte Dummy im Bild vormacht. "Auch Autofahrer, die einen Airbag haben sollen sich anschnallen", warnt Hermann Appel. Ein unangeschnallter Autofahrer prallt ohne die Verzögerung durch den Gurt zu früh an den Luftsack. Der sich aufblasende Airbag kann in diesem Moment lebensgefährlich wirken. Fazit: Wenn Sie selbst sich nun noch immer nicht anschnallen sollten - tun Sie es ab sofort! Janny Glaesmer © 11/'96 TU-Pressestelle [ ] |