Tiergartentunnel und Palast der Republik

10 Jahre kubus - 10 Jahre unkonventionelle Projekte an der TU Berlin

Was haben der Tiergartentunnel, der Palast der Republik und die Berliner Friseure gemeinsam? Auf den ersten Blick nichts, aber alle drei Themen wurden von kubus, der Kooperations- und Beratungsstelle für Umweltfragen an der TU Berlin, bearbeitet. Und kubus, eine Serviceeinrichtung der TU Berlin mit ungewöhnlichen Zielgruppen und ausgefallenen Themen, feiert im November ihr zehnjähriges Bestehen.

Kubus ist Schnittstelle zwischen Universität und Gesellschaft und richtet sich an Nachfragende aus unterschiedlichen gesellschaftlichen Bereichen, z. B. Umweltverbände, Umweltämter, Kleingewerbe, mit denen sie Projekte plant, durchführt und ihnen Partner/innen zu ökologischen Fragestellungen innerhalb der TU Berlin vermittelt. Dadurch erhalten TU-Wissenschaftler/innen und Studierende die Möglichkeit, praxisnäher zu arbeiten und zugleich mit Personengruppen zu kooperieren, die sonst eher universitätsfern sind.

In Zeiten von Mittelkürzungen und Sparzwängen steigt der Druck auf die Hochschulen, Beweise zu erbringen, daß sie für die Gesellschaft relevant und nützlich sind. Kubus hat in zahlreichen Projekten Lösungen für Umweltprobleme erarbeitet und Beiträge zur Verbesserung der Arbeitsmarktsituation in Berlin und Brandenburg geleistet. Diese Ansätze sollten auch in anderen Bereichen der TU Berlin weiter verfolgt werden.

Kubus wurde im Oktober 1986 als zunächst dreijähriger Modellversuch mit dem Titel "Möglichkeiten einer Kooperations- und Beratungsstelle" eingerichtet. Unter der Leitung von Professor Klaus Knothe wurde die Arbeit von Heiner Matthies und Detlef Loy übernommen. Ziel war die Öffnung der TU Berlin für die neuen sozialen Bewegungen. Bei der Evaluation des Modellversuchs im Juni 1990 wurde deutlich, daß ein gesellschaftlicher Bedarf für eine Vermittlungsstelle existierte und daß sich für die Universität die Chance eröffnete, neue Aufgabenbereiche und Forschungsfelder zu erschließen. Kubus wurde zu einer festen Einrichtung der TU Berlin. Der Zusatz im Namen - Kooperations- und Beratungsstelle für Umweltfragen - war ein Ergebnis der bisherigen Schwerpunktsetzung. Seit 1993 ist kubus Bestandteil der neugegründeten Zentraleinrichtung Kooperation (ZEK), der Serviceeinrichtung der TU Berlin für soziale und ökologische Fragestellungen.

In einem der kubus-Projeckte wurden Qualifizierungsmaßnahmen für rund 1400 Mitarbeiter/innen des Palastes der Republik durchgeführt
In der Anfangszeit spielten Weiterbildungs- und Beratungsleistungen im Umweltbereich eine wichtige Rolle. Hierbei war der Schadstoff Asbest von großer Bedeutung, da in dieser Zeit ständig neue Skandale um asbestbelastete Gebäude die Öffentlichkeit aufschreckten.

In diesem Rahmen hat kubus mehrere Qualifizierungsmaßnahmen ins Leben gerufen. So wurde z. B. für 1400 Mitarbeiter/innen des Palastes der Republik eine Analyse ihrer Fähigkeitsprofile und potentiellen Entwicklungsmöglichkeiten durchgeführt. Auf dieser Basis hat kubus Qualifizierungsmaßnahmen entworfen. Weiterhin entstand in Kooperation mit dem Träger Meßzelle e.V. das Projekt "büro für umwelt- und sanierungsberatung" (b.u.s.), eine Maßnahme, die 40 ABM-Stellen im Ostteil Berlins geschaffen hat.

Im Laufe der Zeit haben sich drei wichtige Arbeitsbereiche von kubus herauskristallisiert.

Zum einen ist dies die Arbeit mit und für die Zielgruppe Bürger/innenverbände und -initiativen. Als Beispiel sei hier das Thema "Tiergartentunnel" genannt. Dabei hat kubus die Anti-Tunnel GmbH, einen Zusammenschluß von Bürgerinitiativen, Umweltverbänden und anderen Organisationen, bei der Suche nach TU-Wissenschaftler/innen für die Erarbeitung einer Stellungnahme zu ökologischen Folgen des Tiergartentunnels unterstützt. Die Stellungnahme wurde im Rahmen des Planfeststellungsverfahrens dem Berliner Senat eingereicht. Im Anschluß daran hat kubus Fachkolloquien über die ökologischen und verkehrlichen Folgen des Tiergartentunnels organisiert, die sowohl von TU-Angehörigen als auch von Mitgliedern aus Umweltverbänden besucht wurden, was aufgrund der unterschiedlichen Erfahrungshorizonte zu interessanten Diskussionen führte.

Ein zweiter Schwerpunkt ist das Thema Gewerbeökologie. Hier entstand durch Initiierung von kubus z. B. ein Branchenkonzept zur Umweltentlastung im Friseurhandwerk. Ziel war es, umweltentlastende Maßnahmen für Friseurbetriebe zu entwickeln, modellhaft umzusetzen und in allgemeinverständlicher Form den Berliner Friseurbetrieben nahezubringen. Aktuelle Beispiele aus dem Arbeitsfeld Gewerbeökologie sind ein Gutachten zur Einbeziehung von Umweltaspekten in Bau-Ausbildungsberufe, das von einer interdisziplinären Arbeitsgruppe erstellt wurde, sowie die Mitbegründung des Forschungsforums Öko-Audit, das die Forschungsaktivitäten zum Öko-Audit an der TU Berlin bündeln soll und in diesem Semester eine Vortragsreihe anbietet.

Kubus beschäftigt sich jedoch nicht nur mit der Forschung an der TU Berlin, sondern zu den kubus-Zielen gehört auch die Veränderung der Lehre. Hier werden zum Beispiel durch den Aufbau einer Studien- und Diplomarbeitsbörse Anstöße für mehr Praxis- und Umweltbezug im Studium gegeben. Die Börse hilft Studierenden bei der Suche nach Themen und Betreuer/innen für Diplomarbeiten außerhalb der TU Berlin. In diesem Zusammenhang ist auch die Zusammenarbeit von kubus mit den Projektwerkstätten zu nennen, die ebenfalls die Innovation der Lehre zum Ziel haben.

In Zeiten von leeren Kassen, Dauerarbeitslosigkeit und Umweltkatastrophen muß sich die TU Berlin heute der Frage stellen, welchen Beitrag sie zur Lösung dieser Probleme leisten kann. Hier sind die Ansätze von kubus ein Schritt in die richtige Richtung: kubus-Projekte sind praxisrelevant, umweltbezogen, und einige haben einen Beitrag zur Verbesserung der Arbeitsmarktsituation in Berlin geleistet.

Esther Hoffmann


Die Feier zum zehnjährigen kubus-Jubiläum findet am 15. November 1996 ab 13 Uhr in den Räumen der Zentraleinrichtung Kooperation statt (Hoechsthaus, 5. Stock, Steinplatz 1).
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