Betriebliches Umweltmanagement: Weiterhin spielend lernenErfolgreicher Abschluß des Studienreformprojektes "Ökologische Aspekte der Betriebswirtschaftslehre" - das Planspiel wird fortgeführt Die Weddinger Firma Druck Reiff GmbH hat sich eine Umstrukturierung mit ökologischen Ambitionen verordnet - aber wie soll das vonstatten gehen? Kein Problem für TU-Studierende des Fachbereichs 14 Wirtschaft und Management: Sie stürzen sich mit viel Engagement in die Aufgabe, führen ein EU-Öko-Audit durch, steigern die Mitarbeitermotivation und verbessern die Kostenrechnung. So geschieht das seit zwei Jahren jedes Semester im Planspiel "Betriebliches Umweltmanagement", das vom TU-Studienreformprojekt "Ökologische Betriebswirtschaftslehre" (ÖBWL) entwickelt wurde. ÖBWL geht nach dreijähriger Projektzeit nun zu Ende, das Planspiel aber bleibt der TU Berlin erhalten. Rita Reiff hat ein schweres Erbe anzutreten: Ihr plötzlich verstorbener Onkel hat ihr sein "Lebenswerk", die Druck Reiff GmbH, eine mittelständische Druckerei mit hundert Mitarbeitern/innen in Berlin-Wedding, vermacht. Aber Lösemitteldämpfe, Hochglanzpapier, schwermetallhaltige Farben, Müllberge und gefrustete Mitarbeiter passen nicht in ihr Bild von einer modernen Druckerei. Sie faßt den Entschluß, das Unternehmen ökologisch zu verändern. Aber wie? Da eilt ihr Cousin Walther Hoarfrost, der gerade sein BWL-Studium abgeschlossen hat, mit einer guten Idee zu Hilfe: Die Teilnahme am EU-Öko-Audit sieht er als ideales Instrument, um ein effizientes betriebliches Umweltmanagement einzuführen, welches die Umweltleistung und die Mitarbeitermotivation steigert und gleichzeitig auch die "gewachsene" Organisationsstruktur in Frage stellt. Ihn bekümmert nämlich auch die chaotische Lage in der Finanzabteilung ohne vernünftige Kostenrechnung sowie das ungenügende Marketing. Den neuen Plänen steht die langjährige Prokuristin Pauline R. O. Cura skeptisch gegenüber: im immer härteren Konkurrenzkampf in der Druckbranche könnte dieser "Umweltkram" den Betrieb ruinieren. STUDENTEN WERDEN ANGESTELLTE Dies ist die Ausgangssituation, mit der 25 Studierende im Grundstudium in das Planspiel "Betriebliches Umweltmanagement" gestartet sind. Sie schlüpften in die Rolle von leitenden Angestellten der Druck Reiff GmbH und wollen im Laufe des Semesters den Betrieb durch die Teilnahme am EU-Öko-Audit ökologisch verändern. Dabei steht zwar das Erarbeiten unternehmerischer Umweltschutz-Potentiale im Vordergrund, jedoch sollen die Studierenden - pardon Angestellten - auch lernen, dieses Vorhaben in selbständiger Teamarbeit mittels Projektmanagement, Moderation und Präsentation umzusetzen. Als Einstieg diente ihnen dabei ein Wochenendseminar im herbstlichen Spreewald, das die Steigerung der Motivation und des Umweltschutzverständnisses zum Ziel hatte.
| ||
Hände hoch: Auf einem Wochenendseminar im Spreewald bereiteten sich die Studierenden auf das Planspiel "Betriebliches Umweltmanagemant" vor | ||
Geleitet werden die Studierenden von der "Chefin" Rita
Reiff alias Rosemarie Morana, der neuen Lehrbeauftragten für
das Planspiel. Sie führt das Planspiel fort, das ursprünglich
vom Studienreformprojekt "Ökologische Betriebswirtschaftslehre"
(ÖBWL) entwickelt wurde. "Dies ist endlich eine Lehrform,
die den Studierenden interdisziplinäre Zusammenhänge
mit Spaß vermittelt", freut sich die 32-jährige
Diplom-Kauffrau. Ihr helfend zur Seite stehen Pauline R. O. Cura
alias Sonja Peter und Walther Hoarfrost alias Nils Alwardt, beides
Studierende des Wirtschaftsingenieurwesens und selbst einmal begeisterte
Planspiel-Teilnehmer/innen. Ihr Einsatz ist völlig freiwillig,
da aufgrund der engen Finanzlage weder Fachbereichs- noch zentrale
Universitätsmittel für Tutorenstellen zur Verfügung
standen. "Wir wollten, daß diese Lehrveranstaltung
erhalten bleibt," gibt Sonja Peter als Begründung an,
"schließlich lernt man hier am besten eigenständiges
Studieren."
KOMTAKT ZUR PRAXIS Sehr erfreut über das große Engagement sind sowohl die ehemaligen ÖBWLer/innen als auch der neue Mentor der Lehrveranstaltung, Prof. Dr. Georg Meran, Professor für Umweltökonomie; er hatte die Betreuung des Planspiels von Prof. Dr. Diether Gebert übernommen. "Engagierte Studierende, die frühzeitig den Kontakt zur Praxis suchen, sind eine Herausforderung und eine große Bereicherung für die eher theoretisch orientierte Lehre der Universität", erklärt Meran, "daher habe ich mit großer Freude die Funktion des Mentors übernommen." Die Fortführung des Planspiels ist ein schöner Abschlußerfolg für das Studienreformprojekt "Ökologische Aspekte der Betriebswirtschaftslehre" (ÖBWL), das zum Wintersemester seine dreijährige Projektzeit beendete. Dem Projekt ist es gelungen, den Umweltschutz und die ökologisch orientierte Veränderung von Unternehmen in der Betriebswirtschaftslehre der TU Berlin zu thematisieren. Neben dem viermaligen Angebot des Planspiels erreichten die ÖBWLer dies durch zahlreiche Veranstaltungen: zwei Ringvorlesungen, zwei Praxisseminare in Kooperation mit Berliner Unternehmen und Dr. Judy Libra vom TU-Fachgebiet Umweltverfahrenstechnik, vier Planspiele, mehrere Wochenendseminare sowie eine Unternehmensexkursion. Ein Resumee zieht Kerstin Pichel, die wissenschaftliche Mitarbeiterin des ÖBWL-Projektes: "Wir haben unser Ziel erreicht, Lehrveranstaltungen zu konzipieren, die fachliche und außerfachliche Qualifikationen mit Spaß vermitteln. Sie sind ein innovatives Angebot für die reguläre Lehre des Fachbereichs 14. Ohne die Unterstützung als auch Kritik von Experten und Expertinnen aus Theorie und Praxis innerhalb und außerhalb der TU und ohne die motivierten und experimentierfreudigen Studierenden wäre uns das nicht so erfolgreich gelungen." Ulrich Gminder Genaue Beschreibungen der Veranstaltungen sind den ÖBWL-Jahresberichten 1994 und 1994/95 zu entnehmen. Sie sind bei Rosemarie Morana zu erhalten, die auch weitere Auskünfte zum Planspiel gibt (Sekr. WW 15, Tel. 314-24981 od. -25263, Fax -25263). Der ÖBWL-Abschlußbericht befindet sich noch in Arbeit. © 11/'96 TU-Pressestelle [ ] |