UMFRAGE

Nochmal in Berlin studieren?

Die Sparpolitik und die Attraktivität des Studienorts

Wer heute in Berlin studiert, hat kaum ein lockeres Leben: Immer weniger Studierende bekommen Bafög, die Jobs sind mittlerweile rentenversicherungspflichtig, und als Berliner Spezialität berappt man zum Semesterbeginn außerdem den "Hunni für die Uni". Ständige Kürzungen im Berliner Hochschuletat kommen hinzu, mit den bekannten Folgen: weniger Tutorien, übervolle Veranstaltungen, genervte Dozenten. Und nach der letzten Sparklausur des Berliner Senats geht das Sparen noch weiter. Schon wird davon geredet, daß am Ende gerade mal 60 000 ausfinanzierte Studienplätze in Berlin übrigbleiben. Wer hat denn unter diesen Umständen noch Lust, in Berlin zu studieren? TU intern fragte auf dem Campus, ob das Studieren in Berlin noch zu ertragen ist? Wären die TU-Studierenden von heute noch einmal am Anfang ihrer Hochschulzeit, würden sie dann überhaupt nochmal in Berlin studieren wollen? Die meisten würden heute Berlin die Treue halten, so scheint es. Aber einige der Studierenden denken auch schon mal über Alternativen nach, fragen sich, wie lange es noch so weitergehen kann.

Hardy Glass,
5. Semester
Verkehrswesen
Es wird einfach zu teuer, hier zu studieren. Wenn ich nochmal die Wahl hätte? Eventuell würde ich nicht nach Berlin gehen. Schwer zu sagen. Im Moment geht Berlin noch halbwegs. Ich bin aber am Überlegen, ob ich mein Studium nicht in Berlin, sondern in Hamburg beende. Es gefällt mir nicht, was sich hier zur Zeit so tut.

Axel Tampe,
7. Semester
Landschaftsplanung
Als ich hierher gekommen bin, interessierte mich Berlin; die Uni war nicht ausschlaggebend. Mein Studiengang ist katastrophal; das was ich lerne, lerne ich sowieso nicht an der Uni. Ich könnte sonst noch in Kassel oder München studieren, aber das würde mich einfach nicht reizen. Ich könnte mir vorstellen, daß die Leute in anderen Studiengängen, wo die Leute mehr in Seminaren sind und mehr Betreuung brauchen, dann von Berlin weggehen oder nicht mehr herkommen.

Tino Günther,
5. Semester
Verkehrswesen
Ich komme aus Potsdam und würde wahrscheinlich trotz der Studienbedingungen wieder hier anfangen. Bei meinem Studienfach bin ich außerdem auch etwas örtlich gebunden, denn Verkehrswesen wird erst wieder in Dresden angeboten.

Alexandra Thienel,
9. Semester
Geschichte und Germanistik
Ich habe von anderen Leuten gehört, daß man in kleineren Universitäten einfach schneller fertig wird; es sind halt kleinere Gruppen, intensivere Betreuung. Für den Studienanfang, würde ich auch sagen, sollte man erstmal nicht nach Berlin. Kleine Universitäten haben da einfach Vorteile.

Sabine Hassenrück,
9. Semester
Geologie
Ich glaube nicht, daß es woanders besser ist. Ich habe in Bochum angefangen zu studieren, und dort war es in meinem Fach noch extremer. Ich denke, hier werden jetzt Sachen gestrichen, die es an anderen Unis gar nicht so gibt. Ob es hier so schlimm ist, daß man wechseln sollte, ist schwer zu beurteilen. Die 100 Mark Gebühr gibt es an anderen Unis nicht, aber sonst fehlt mir das Hintergrundwissen für einen genauen Vergleich.

Astrid Heile,
12. Semester
Kommunikationswissenschaften
Bei uns am Studiengang gibt es fast keine Tutoren mehr. Und es gibt sehr wenig Veranstaltungen. Nur noch das Pflichtprogramm wird angeboten, Wahlpflichtveranstaltungen werden fast keine angeboten. Studienanfängern könnte ich Berlin als Stadt noch empfehlen, zum Studium nicht mehr. Wenn ich nochmal anfangen würde, würde ich versuchen, an eine kleinere Uni zu gehen, die persönlicher ist und wo ich mich besser aufgehoben fühlen würde als an so einer Riesenuni.

 

 


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