Schneller StudentNico Motchebon lief in Atlanta mitAls es im Sommer in Atlanta um olympische Ehren ging, war der Berliner Nico Motchebon ganz vorne mit dabei und erlief sich auf der 800-Meter-Strecke einen fünften Platz. Die wenigsten, die ihn live oder ihm Fernsehen sahen, wußten aber, daß er nicht nur Weltklasseläufer ist, sondern auch Student, und zwar im Fach Informatik an der TU Berlin.
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Schaut bereits nach Sydney: Nico Motchebon | |
Bereits seit zehn Jahren treibt der heute 26jährige Hochleistungssport,
zuerst im modernen Fünfkampf, dann nach seiner Olympiateilnahme
in Barcelona im 800-Meter-Lauf. Eine anstrengende und auch zeitaufwendige
Beschäftigung. "Die Vorbereitung auf Atlanta hatte schon
drei Jahre vorher angefangen", berichtet der Olympiateilnehmer.
Zweimal am Tag bis zu zwei Stunden Training sind normal, Vor-
und Nachbereitung oder Physiotherapie nicht mit eingerechnet.
Wo bringt er da bloß sein Informatik-Studium unter? "Im Winter ist das kein Problem", erklärt Motchebon, "da bin ich in Berlin. Studium und Sport laufen dann ohne Probleme nebeneinander her." Viel Zeit kosten dagegen die Höhentrainingslager, die für Lang- und Mittelstreckenläufer notwendig sind. Zwischen März und Mai, wenn sich der schnelle Student für die Sommersaison vorbereitet und es in Berlin noch zu kalt ist, zieht es ihn in warme und hochgelegene Orte, meist außerhalb von Europa. Die Lehrveranstaltungen sind dann weit weg, und das Lernen im Trainingslager nicht sehr intensiv. Solch ein Studium in Intervallen ist in der Regelstudienzeit natürlich nicht zu schaffen. Aber darüber hat Nico Motchebon genau nachgedacht, als er vor drei Jahren beschloß, das Studium in den Saisonmonaten ruhen zu lassen. Der Erfolg: Weltklassezeiten, Siege auf internationalen Wettbewerben und ein Vertrag mit dem Sportverein LAC Quelle Fürth. "Wenn man den Sport nur halbherzig betreibt, ist der Erfolg einfach nicht da", so die Erfahrung des Sportlers: "Und wenn der Erfolg nicht da ist, bleibt auch das Geld aus." "Selbst wenn ich jetzt drei oder vier Jahre mehr für das Studium brauche als andere, ist das für mich vertretbar", unterstreicht Motchebon. Daß er als Achtsemester ohne Vordiplom nun einmal pro Halbjahr zur obligatorischen Studienberatung auflaufen muß, nimmt er gelassen: "Die Professoren kennen mich, und es dauert auch nicht mehr als eine Minute." Die Uni ohne Diplom zu verlassen, kommt für ihn nicht in Frage: "Ich will mit dem Studium fertig sein, bevor ich mit dem Sport fertig bin. 1998, spätestens '99 will ich das Studium beendet haben, damit ich mich in Ruhe auf die Olympischen Spiele in Sydney vorbereiten kann." Welche Richtung der TU-Student nach der Laufkarriere einschlagen wird, muß sich noch zeigen. Die Informatik bringt ihm sehr viel Spaß, betont er. "Aber im Sportbereich bieten sich auch viele Möglichkeiten, die nicht unbedingt mit der Informatik zu tun haben." René Schönfeldt © 7/'96 TU-Pressestelle |