Die Anfänge des World Wide WebDas World Wide Web (WWW) ist neben elektronischer Post oder Dateitransfer nur einer von mehreren Diensten, die das weltumspannende Rechnernetz Internet anbietet - aber mit Sicherheit der populärste von allen. Mit seiner einfachen Bedienung und einem immensen Angebot an Texten, Grafiken, Bildern und Tönen hat WWW das Internet für viele Menschen interessant gemacht und den Internet-Boom der letzten Jahre ausgelöst. Wie hat das World Wide Web eigentlich angefangen, als es vor gut sechs Jahren in seinen Anfängen entwickelt wurde? Als die ersten WWW-Anstrengungen Ende 1989 am europäischen Zentrum für Teilchenforschung CERN in Genf begannen, war die heutige Beliebtheit des Web noch nicht abzusehen. Die beiden CERN-Wissenschaftler Tim Berners-Lee und Robert Cailliau wollten erstmal nur ein System entwickeln, das die vielfältigen Informationen des Forschungszentrums organisiert und für die Mitarbeiter elektronisch erreichbar macht. Ihr Grundgedanke: Die Informationen sollten in einzelnen Dokumenten niedergeschrieben sein; die wiederum sollten miteinander verknüpft sein, so daß man einfach, etwa per Knopfdruck, von einem Dokument zu einem weiteren, sinnverwandten Dokument gelangt. Diese Art von miteinander verknüpften Texten - Hypertexte genannt - mußten mit einer eigens dafür entwickelten Sprache namens Hypertext Markup Language (HTML) aufgeschrieben werden. Damit die Verknüpfungen, die Hyperlinks genannt wurden, auch funktionierten, erhielt jedes WWW-Dokument eine eigene und weltweit eindeutige Adresse. Sie wurde URL genannt (Uniforme Resource Locator) und bestand hauptsächlich aus dem Namen des Server-Rechners und der Ortsangabe der Datei auf dessen Festplatte. Berners-Lee und Cailliau bauten das System in einer sogenannten Client-Server-Architektur auf. Das heißt, die WWW-Dokumente wurden auf einem speziellen Rechner - dem Server - bereitgehalten und konnten von dort über ein dazu passendes Programm - den Client - abgerufen werden. Client und Server verständigten sich über ein speziell entwickeltes Protokoll, das Hypertext Transfer Protocoll, kurz HTTP. Da die Verbindung zwischen Server und Client auf dem Internet aufbaut, war das System nicht auf das CERN beschränkt. Server und Clients konnten Nachrichten miteinander austauschen, unabhängig davon, wo sie sich befanden. Hauptsache, sie waren im Internet eingebunden - die Grundlage für ein wirklich weltweites Netz. Nach den ersten grundlegenden Entwicklungsarbeiten innerhalb des CERN ging es dann rasant weiter: Im Juli 1992 veröffentlichten die CERN-Mitarbeiter die erste WWW-Software im Internet. Auch außerhalb des CERN wurden nun Server und Clients entwickelt. Anfang 1993 stellte der Amerikaner Marc Andreessen vom National Center of Supercomputing Applications (NCSA) aus Illinois einen Client namens Mosaic vor. Mosaic zeigte nicht nur Textinformationen an, sondern konnte auch Grafiken, Bilder und auch Audiodateien in denWWW-Dokumenten zeigen. Außerdem war der Client kinderleicht zu bedienen. Ein Mausklick reichte aus, um von einem Dokument in Genf ein weiteres aus Tokyo auf den heimischen Bildschirm zu holen. Das bedeutete den Durchbruch und den Beginn einer Lawine an WWW-Anbietern und WWW-Nutzern: Gab es zum Zeitpunkt der Mosaic-Premiere, Anfang '93, rund 50 WWW-Server weltweit, waren es im Oktober des Jahres bereits 200, und im März 1994 schon ca. 800. Zu diesem Zeitpunkt verließen Andreessen und einige Kollegen das NCSA und gründeten die Firma "Mosaic Communications Corp", später "Netscape Communications Corporation". Die erste Betaversion des Netscape-Clients war im Oktober 1994 verfügbar und begann dem Mosaic-Browser schnell den Rang abzulaufen. Damit endete die Frühgeschichte des WWW im Laufe des Jahres 1995. Das WWW war zu diesem Zeitpunkt bereits über Forschungseinrichtungen und Universitäten hinaus bekannt, immer mehr Wirtschaftsunternehmen und private Nutzer gingen auf's Netz und wandern seitdem durch's World Wide Web. rs © 7/'96 TU-Pressestelle |