TU intern - Dezember 1997 - Studium

Wir stellen ein: Ingenieure/innen

Im Kalender jedes Verfahrenstechnikers läßt sich die Jahrestagung der Gesellschaft für Verfahrenstechnik und Chemieingenieurwesen (GVC) finden. In diesem Jahr fand das Treffen Ende September an der TU Dresden und damit erstmals in den neuen Bundesländern statt. Um angehende Ingenieure an die berufliche Zukunft heranzuführen, wurden auch Studentengruppen aus den umliegenden Hochschulen eingeladen. Für die Studierenden des TU-Studiengangs Verfahrenstechnik organisierte das Fachgebiet "Dynamik und Betrieb technischer Anlagen" den Tagungsbesuch. Ein interessanter Eindruck: die Berufsaussichten für die künftigen Absolventen/innen scheinen sich zu bessern.

Aus studentischer Sicht war ein Vortrag von besonderem Interesse, in dem der Chef der Entwicklungsabteilung von BASF, Prof. Frey, die zukünftigen Anforderungen an einen Ingenieur vorstellte. Aus Sicht der Industrie seien verschiedene énderungen im Ingenieurstudium wünschenswert, besondere Priorität hätte hierbei die Anpassung an das angelsächsische System mit Bachelor- und Master-Abschluß.

öberraschend positiv für uns Studenten war der in dieser Rede prognostizierte Ingenieurmangel. Unter dem Eindruck stark zurückgegangener Anfängerzahlen in den Ingenieurwissenschaften bei nach wie vor konstantem Bedarf an Absolventen, sah Prof. Frey den Break-Even-Point zur Jahrtausendwende. Konkret bedeutet dies, daß Studenten, die jetzt ihr Vordiplom absolviert haben, gute Berufsaussichten besitzen. Diese Zukunftsaussichten spiegelten sich in den erstmals auf dieser Tagung eingerichteten Firmenpräsentationen wieder. Mit ihnen sollten gezielt Studenten und Absolventen angesprochen werden. In diesem Umfeld waren zwanglose Gespräche mit Firmenvertretern aus Fachabteilungen jederzeit möglich.

In einer eigens für Studenten und Studieninteressenten organisierten Podiumsdiskussion standen Personalvertreter einiger großer Chemieunternehmen Rede und Antwort. Die Anforderungen, die in diesem Rahmen geäußert wurden, waren erwartungsgemäß sehr hoch. Zentraler Diskussionspunkt war die verlangte "uneingeschränkte Mobilität", welche stets mit schnellem Studium und sehr guter fachlicher Ausbildung verbunden sein sollte. Im inoffiziellen Erfahrungsaustausch mit Firmenmitarbeitern wurden diese Positionen allerdings wieder relativiert, denn dieses Anforderungsprofil trifft nur auf einen geringen Teil der Ingenieure zu, hauptsächlich Kandidaten für das obere Management.

Ein weiterer zentraler Punkt war die Globalisierung der Märkte und die Antwort der deutschen Wirtschaft darauf. In einer Sonderveranstaltung tat der ehemalige baden-württembergische Ministerpräsident Lothar Späth seine Meinung zu diesem Thema kund. Quintessenz seiner unterhaltsamen Ausführungen war, daß der Wirtschaftsstandort Deutschland nur durch eine Innovationsoffensive gesichert werden könne, an der Ingenieure maßgeblich beteiligt sein müßten. Wie sich der Einzelne dieser Herausforderung zu stellen hätte, blieb allerdings offen.

Abschließend läßt sich sagen, daß jedem Studenten - ganz gleich, welchem Fachbereich angehörig - die Teilnahme an Tagungen seiner Berufsgruppe zu empfehlen ist. Man erlebt dort Lehrbuchautoren live und gewinnt einen Einblick in die Situation nach dem Studium.

Steffi Hiller,
Achim Freiheit,
Martin Lober,
Harvey Garcia,
Marco Hoffmann


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