TU intern - Dezember 1997 - Wissenschaft

Natürliche Kältemittel schützen die Atmosphäre

Als Kältemittel für Kühlschränke sind FCKW (Fluorchlorkohlenwasserstoffe) tabu, nachdem 1987 in Montreal der weltweite Ausstieg aus diesen Kältemitteln beschlossen wurde. Auf der Suche nach Ersatzstoffen zum ozonschädigenden FCKW haben sich seitdem zwei Alternativen durchgesetzt. Auf der einen Seite stehen neue, künstlich hergestellte Kältemittel; auf der anderen Seite werden natürliche Kältemittel wie Propan, Kohlendioxid oder Ammoniak eingesetzt.

Welche der beiden Alternativen ist die bessere? Für Hein Auracher, Professor am Institut für Energietechnik, ist die Frage eindeutig zu beantworten. "Die neuen synthetisch hergestellten Kältemittel enthalten zwar kein ozonabbauendes Chlor mehr, es ist aber nicht vollständig auszuschließen, daß sie andere Gefahren für Mensch und Natur mit sich bringen." Deshalb seien die natürlichen Stoffe eindeutig vorzuziehen. Die natürlichen Stoffe stehen schon seit langem zur Verfügung und stellen keine Gefahren für die Umwelt dar. Seiner Erfahrung nach erleben die natürlichen Stoffe, die schon in den 30er Jahren im Einsatz waren, deshalb eine Renaissance - allerdings mit modernster Technologie. Auracher: "Die Verwendung natürlicher Kältemittel ist heute mit keinen ernsten sicherheitstechnischen Problemen verbunden." Die Brennbarkeit einiger natürlicher Kältemittel - früher ein Problem - habe man heute vollständig im Griff. Die Wirtschaftlichkeit solcher Systeme sei außerdem mindestens so gut wie die von Anlagen, die mit synthetisch hergestellten Stoffen arbeiten.

In den USA sind nach Einschätzung Aurachers trotzdem fast ausschließlich synthetische Kältemittel im Einsatz. In Deutschland dagegen haben alle großen Kühlschrankhersteller die FCKW-Kältemittel durch das natürliche Kältemittel Isobutan ersetzt.

Daß das Thema nun auch verstärkt in Japan aufgegriffen wird, zeigte sich kürzlich auf dem traditionellen "Oji International Seminar", das im September im japanischen Tomakomai stattfand. Das von der "Japan Society for Promotion of Science" und der "Fujihara Foundation of Science" veranstaltete Herbstseminar versammelte rund 15 Experten aus den USA und einigen europäischen und asiatischen Ländern; sie diskutierten mit japanischen Kollegen über neueste Entwicklungen und Zukunftsperspektiven der Anwendung natürlicher Kältemittel. Aus Deutschland war der Berliner TU-Professor Hein Auracher eingeladen. Er nahm insbesondere Stellung zu Fragen des Wärme- und Stofftransports in Systemen, die mit natürlichen Kältemitteln betrieben werden, und zum Stand der Forschung auf dem Gebiet der Verdampfung natürlicher Kältemittel.

Der Einsatz natürlicher Kältemittel beschränkt sich übrigens nicht nur auf Kühlschränke. Weltweit wird auch an der Entwicklung neuer Systeme gearbeitet, etwa an Autoklimaanlagen , die mit Kohlendioxid betrieben werden oder an Wärmepumpen, in denen Propan oder Gemische aus Propan und anderen Kohlenwasserstoffen eingesetzt werden. Ebenfalls ein exzellentes Kältemittel für Anlagen aller Größenordnungen, so der TU-Professor, ist Ammoniak.

In Deutschland ist man nach Einschätzung Aurachers, was den Einsatz natürlicher Kältemittel angeht, weltweit in einer Spitzenposition: "Wie schon beim Verbot der FCKW-Kältemittel spielt Deutschland auch bei der Einführung natürlicher Kältemittel eine Vorreiterrolle."

tui


© 12/'97 TU-Pressestelle [ ]