MENSCHEN

Ein Chinese in Berlin

Habilitierte sich als erster Chinese am Fachbereich Mathematik: Wang mit Gastgeber Simon

Es ist jetzt ein günstiger Zeitpunkt nach China zurückzukehren", sagt Wang Changping. Sieben Jahre ist der aus der südchinesischen Provinz Fujian stammende Mathematiker in Berlin gewesen, hat an der Technischen Universität gearbeitet und sich dort habilitiert. In wenigen Wochen wird er Berlin verlassen und nach Peking reisen, wo er einen Ruf als Professor angenommen hat.

Die Aussichten, in China als Wissenschaftler zu arbeiten, werden immer besser, erklärt der 34jährige. Viele ältere Professoren würden in den nächsten zehn Jahren ihre Tätigkeit beenden. Und die Regierung bemüht sich bereits jetzt, ihren wissenschaftlichen Nachwuchs aus dem Ausland zurückzuholen.

Bevor Wang 1989 China verließ, hatte er Mathematik studiert und anschließend am Nankai-Institut für Mathematik gearbeitet. Kollegen gingen von dort aus nach Frankreich und in die USA. Wang ging über Vermittlung des Institutsdirektors nach Berlin, wo man intensiv an seinem Forschungsgebiet, der Geometrie, arbeitet. Sein Gastgeber in Deutschland wurde Udo Simon, Mathematik-Professor an der TU Berlin und Leiter einer Forschergruppe zum Thema "Affine Differentialgeometrie". Hier arbeitete der Gast fünf Jahre als wissenschaftlicher Mitarbeiter, hielt Lehrveranstaltungen und promovierte bei Udo Simon. Am Ende habilitierte er sich sogar - als erster Chinese in der Geschichte des Fachbereichs.

"Harte Arbeit" an einer Fremdsprachenschule stand allerdings vor diesem Erfolg, erinnert sich der Gast aus dem Reich der Mitte. "Ich habe ungefähr ein Jahr gebraucht, um die Aufnahmeprüfung in Deutsch zu schaffen".

Zum Ausgleich bot ihm Berlin auch etwas chinesische Kultur. "Man kann hier fast leben wie in China", freut sich der Gastwissenschaftler, dessen Frau und Tochter ebenfalls nach Deutschland gezogen waren. Viele Chinesen leben hier, man bekommt einfach chinesische Lebensmittel, und es gibt einen chinesischen Akademikerverein, erklärt Wang. Für den Wissenschaftler bleibt Berlin deshalb nicht nur fachlich ein guter Tip. Für ihn ist es durchaus denkbar, daß er in Zukunft Nachwuchswissenschaftler, die er in Peking demnächst selbst betreut, eines Tages nach Deutschland schicken wird.

rs


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