GREMIENWAHLEN

Mittelbau-Initiative: Wer sind wir?

Neue Politik mit neuem Präsidenten

Vor zwei Jahren stand an dieser Stelle (TU intern, Januar 1995) ein Artikel gleichen Namens. Konnten wir damals noch mit leichter Feder unter der Schlagzeile "Was wollen wir?" schreiben, daß wir dem Präsidenten Schumann und seinen "unabhängigen" Anhängern Einhalt beim "Ausverkauf" der TU Berlin gebieten wollten, so müssen wir jetzt nach zwei Jahren feststellen, daß das Horrorszenario, das es abzuwehren galt, längst in Teilen Wirklichkeit geworden ist. Schumann und die konservativen Kräfte an der TU waren allerdings weniger die Triebfeder, der entgegengearbeitet werden mußte, als ein Instrument: Ein wissenschaftspolitisch ahnungsloser und unfähiger Wissenschaftssenator Radunski und seine Gehilfen in der Senatsverwaltung wollen unter dem Schirm der Finanzpolitik die Berliner Bildungslandschaft umpflügen und die drei Universitäten bis zur Unkenntlichkeit verhackstückeln.

Die Zeiten sind schlimmer gemacht geworden, als man/frau es sich als TU-Angeröriger hätte träumen lassen. Neben einem totalen Einstellungsstopp, der vornehmlich den akademischen Mittelbau trifft, drohen diesmal ganze Wissenschaftszweige an der TU aufgelöst zu werden.

Die Mittelbau-Initiative setzt sich nicht nur einmal alle zwei Jahre in der Wahlzeitung für die Interessen des Mittelbaus ein. Wir wollen nicht, daß aus der TU eine "TH Charlottenburg" mit einigen technischen "Kernbereichen" fast ohne Geistes- und Sozialwissenschaften wird. Wir haben zusammen mit den anderen Teilen der Reformfraktion Konzepte entwickelt, wie trotz der Kürzungen eine Entwicklungsplanung der TU aussehen muß. Dabei müssen die "Säulen" erhalten bleiben, die diese Universität tragen: Ingenieur-, Natur-, Geistes-, Sozial-/Planungswissenschaften und Lehrerbildung. Wir werden weiterhin gegen Gängelungsversuche des Politischen Senats kämpfen, der ganze Bereiche per Haushaltsstrukturgesetz aus den Universitäten herauszubrechen versucht. Im Akademischen Senat haben wir deshalb die Konzepte der TU gegen die Konservativen einschließlich der Liste des "Unabhängigen" Mittelbaus durchgesetzt, um dadurch Studienplätze zu erhalten und eine den gesellschaftlichen Anforderungen entsprechende Forschung und Lehre zu sichern.

Die Mittelbau-Initiative unterstützt im Konzil den Kandidaten der Reformfraktion, Prof. Ulrich Steinmüller, bei der Wahl zum Präsidenten. Sein von der konservativen Seite nominierter Gegenkandidat, Prof. Hans-Jürgen Ewers, wäre ein für die TU untragbarer Präsident mit autoritären Vorstellungen und der erklärten Absicht, die TU in eine Technikforschungsanstalt zu überführen, in der unter Bedingungen ständiger Mittelkürzungen professorale Privilegien gesichert werden. Steinmüller hingegen hat wissenschaftspolitische Erfahrung und steht für eine reformorientierte Hochschulpolitik mit einer klaren Position gegenüber dem Berliner Senat.

Der Präsidentschaftskandidat Ewers hat angekündigt, die bislang gültigen von uns durchgesetzten Bedingungen für den Mittelbau drastisch zu verschlechtern. Er will grundsätzlich Zweidrittel- oder halbe Stellen einführen, und das bei durch die Kürzungen stark gestiegener Arbeitsbelastung des verbleibenden Mittelbaus. Denn jeder weiß: WiMis auf halben oder Zweidrittel-Stellen werden durch die Professoren trotzdem voll eingespannt. Da Ewers auch angekündigt hat, daß er die Gremien (wie seinen eigenen Fachbereichsrat) durch ein "Professorium" unterlaufen will, sollte jedem oder jeder aus dem Mittelbau klar sein, wie wichtig es ist, zusammen mit reformorientierten Studierenden, Sonstigen MitarbeiterInnen und ProfessorInnen solche Absichten über die Gremien abzublocken. Die Mittelbau-Initiative steht weiterhin zusammen mit der Reformfraktion hinter der Forderung "Volle Fünf-Jahres-Stellen für Wissenschaftliche Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter". Wir werden uns auch im Kuratorium gegen jede Verschlechterung unserer Arbeitsbedingungen wehren.

Angesichts der aktuellen Angriffe der Berliner Politik auf die TU und der willigen Bereitschaft der konservativen Seite in den Gremien, mit den Politikern mitzuziehen, um nur die eigenen Pfründe zu sichern, ist es um so wichtiger, eine starke reformorientierte Mehrheit innerhalb der Universität zu haben. Daher: Wählt die Mittelbau-Initiative!

Für die Mittelbau-Initiative:
Frank Bucher, Fachbereich 6 Verfahrenstechnik, Umwelttechnik, Werkstoffwissenschaften


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