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GREMIENWAHLEN
Keine Privatisierung der Hochschulen
Die ötv-Betriebsgruppe
Die ötv-Betriebsgruppe hat wieder Listen für die Wahlen
zu den zentralen Selbstverwaltungsgremien aufgestellt: für
das Konzil, das Kuratorium, den Akademischen Senat.
In der nächsten Amtsperiode dieser Gremien wird sich zeigen,
ob sich die TU unter dem enormen Druck der staatlichen Kürzungen
von vielem trennt, was zur Zeit ihrer Neugründung und in
der Ära der Bildungsreform für notwendig gehalten wurde.
Seit sich der Staat aus seiner Verantwortung für die Finanzierung
der Hochschulen zurückzieht, entstehen Ideen für Wunderrezepte,
die wir teilweise für Seifenblasen halten.
Darum wollen wir hier ausdrücklich sagen, was wir nicht wollen:
- zum Beispiel die Ablösung der "Hochschuldemokratie"
durch einen "starken Mann" bzw. durch 16 starke Männer:
der Präsident und die Dekane sollen mehr Macht und Mittel
(und auch mehr persönliche Bezüge) erhalten, um "ein
professionelles Management von Forschung und Lehre sowie die Schaffung
kompatibler Anreizstrukturen sicherzustellen" (Ewers*). Wir
wissen, daß die Kombination von Macht und Geld keine Qualität
garantiert! Die Hochschullehrer hatten schon bisher beides. Wenn
die Gremien weiter entmachtet werden, so vergibt die Universität
den Sachverstand der nichtprofessoralen Gruppen, den sie sich
lieber zunutze machen sollte.
- zum Beispiel die Privatisierung der Hochschulen: "Für
die Universitäten muß eine Rechtsform gefunden werden,
die sie weitestgehend vom Haushaltsrecht und vom öffentlichen
Dienstrecht befreit, um einen flexiblen Einsatz von Personal-
und Sachmitteln zu gewährleisten" (Ewers). Wenn Deregulierung
und Privatisierung der Stein der Weisen wären, dürfte
es weder Miß-Management noch Pleiten in Privatunternehmen
geben.
- zum Beispiel die Einführung von Studiengebühren:
Wenn "annähernd kostendeckende Studiengebühren"
(Ewers) zur Finanzierung der Universität erhoben werden,
sind nicht nur die zahlenden Studierenden betroffen sondern auch
die "teuren" Studiengänge wie Natur- und Ingenieurwissenschaften:
die Einwerbung von Studierenden mit Studiengebühren von DM
200000.- (von Prof. Ewers für den Studiengang Chemie an der
TUB errechnet) dürfte den Fachbereichen sehr schwer fallen!
Wir kritisieren schärfstens die hinter diesen Vorstellungen
stehende Ideologie, der "Markt" komme als Regulativ
gesellschaftlicher Strukturen in Frage. Andere Wirtschaftswissenschaftler
wissen, daß ohne Einsatz staatlicher Mittel kein volkswirtschaftlich
sinnvoller output zu erwarten ist.
Wir setzen weiter auf die Verantwortung des Staates für die
Bildung und die Universitäten und akzeptieren nicht, daß
die öffentlichen Kassen durch Steuerreformen zugunsten privaten
Vermögens geleert werden, so daß dann kein Geld zur
Finanzierung öffentlicher Aufgaben vorhanden ist. Wir wollen
Studienplätze und Arbeitsplätze erhalten!
Bitte unterstützen Sie unsere Arbeit in diesem Sinne durch
Ihre Stimme!
*Mit (Ewers) gekennzeichnete Zitate stammen aus der Antrittsvorlesung
von Prof. Hans-Jürgen Ewers am 5. 6. 1996.
Konzil: Liste 2 - ötv - Ilse Krause, Zentrale Universitätsverwaltung;
Doris Pechtl, Universitätsbibliothek; Elke Roeth, Personalrat.
Akademischer Senat: Liste 1 - ötv - Achim Jäckel, Zentraleinrichtung
Rechenzentrum; Hannelore Reiner, Zentraleinrichtung Kooperation;
Karin Kördel, Fachbereich 15 Lebensmittelwissenschaft und
Biotechnologie. Kuratorium: Liste 1 - ötv - Klaus Thiele,
Fachbereich 2 Erziehungs- und Unterrichtswissenschaften; Knut
Schirmeier, Fachbereich 6 Verfahrenstechnik, Umwelttechnik, Werkstoffwissenschaften;
Marianne Walther von Löbenstein, Umweltschutzingenieur
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© 1/'97 TU-Pressestelle
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