FORSCHUNGWas heißt hier Nachhaltigkeit?Ein neues Projekt am Institut für Management in der Umweltplanung Seit der Konferenz der Vereinten Nationen für Umwelt und Entwicklung, die 1992 in Rio de Janeiro stattfand, ist ein Begriff sehr populär geworden: "Sustainable development" oder auf deutsch "Nachhaltige Entwicklung". Was "Nachhaltigkeit" für die Raum- und Regionalplanung bedeuten kann, untersuchen jetzt Wissenschaftler am Institut für Management in der Umweltplanung. Im Auftrag des Umweltbundesamtes arbeiten die Forscher vom Fachbereich 7 Umwelt und Gesellschaft an der "Weiterentwicklung und Präzisierung des Leitbildes der nachhaltigen Entwicklung in der Regionalplanung und regionalen Entwicklungskonzepten". Die "Nachhaltigkeit", die im Mittelpunkt der Rio-Konferenz stand, ist ein sehr umfassendes Thema. Es geht um die Entwicklung von Ländern, Regionen, Gemeinden und Stadtteilen. Wichtig ist dabei, daß Entwicklungen nicht nur kurzfristig, sondern auf Dauer angelegt werden. Die betroffenen Menschen sollen bei Entscheidungen umfassend beteiligt werden. Kulturelle, soziale, ökonomische und ökologische Belange sollen miteinander in Einklang gebracht werden. Johann Kaether, Diplom-Ingenieur und Mitarbeiter des neuen Projekts am Institut für Management in der Umweltplanung (IMUP), beschreibt die Nachhaltigkeit anschaulich so: "Jetzige Generationen sollen die natürlichen Ressourcen so nutzen, daß die nachfolgenden Generationen ihre Bedürfnisse ebenfalls befriedigen können." VERKEHR, KLIMASCHUTZ, ... Seit Rio beschäftigen sich zahlreiche Initiativen und Wissenschaftler mit der Frage, wie nachhaltige Entwicklungen aussehen und verwirklicht werden können. Ihre Schwerpunkte sind vielfältig und umfassen unter anderem Verkehr, Klimaschutz, Produktionsweisen und wirtschaftliche Modelle. Die Regionalplanung in Deutschland steht im Mittelpunkt des neuen Projekts am IMUP, das für die kommenden zwei Jahre vom Umweltbundesamt gefördert wird. Unter der Leitung von Prof. Dr. Karl-Hermann Hübler werden Johann Kaether und Dr.-Ing. Ulrike Weiland einen Katalog von Kriterien entwickeln, mit dem Pläne, Programme und Konzepte auf ihre "Nachhaltigkeit" geprüft werden können. Dieser zukünftige "Prüfrahmen Nachhaltigkeit" wendet sich hauptsächlich an regionale Planungsbehören - das ist je nach Bundesland eine Behörde auf Landes- oder Kreisebene, die unterschiedliche Raumnutzungsansprüche koordiniert, z. B. die Verteilung von Wohn- und Gewerbegebieten sowie landwirtschaftliche Flächen und andere Freiräume. | |
Blick über die Elbe nach Wittenberg. Um zu untersuchen, wie Nachhaltigkeit in der Regionalplanung verwirklicht werden kann, werden sich TU-Wissenschaftler intensiv mit der Region Anhalt - Bitterfeld - Wittenberg beschäftigen. Darüber hinaus untersuchen sie auch den Rhein-Neckar-Raum | |
Sind die Wohn-, Gewerbe- und Naherholungsflächen in einer Region so verteilt und vernetzt, daß die Voraussetzungen für einen schonenderen Umgang mit den Ressourcen gegeben sind? Ist eine Optimierung der regionalen Stoffkreisläufe, ein geringerer Flächenverbrauch und ein niedrigeres Verkehrsaufkommens möglich? Zielen die Planungen auf ein Leitbild wie die "Region der kurzen Wege"? Diese und ähnliche Fragen soll der Katalog der TU-Forscher beantworten. "Neben ökologischen Fragestellungen geht es natürlich auch um ökonomische und soziale Aspekte", betonen die IMUP-Mitarbeiter, beispielsweise bei der Beteiligung der Betroffenen. Bei der Erstellung ihres Prüfrahmens werden die TU-Wissenschaftler/innen hauptsächlich auf bestehende Verfahren und Methoden zurückgreifen. "Einzelne Bausteine" werden sie daraus übernehmen und mit dem von ihnen entwickelten Kriterienkatalog zum "Prüfrahmen Nachhaltigkeit" zusammenfügen. Vertiefende Untersuchungen wird das TU-Team in zwei konkreten Regionen durchführen. Als eine von zwei Beispielregionen dient ihnen der Ballungsraum Rhein-Neckar mit den Städten Heidelberg, Mannheim und Ludwigshafen. Mit dem zweiten Beispiel - die Region Anhalt-Bitterfeld-Wittenberg - haben sie es mit einer Gegend zu tun, in der in puncto nachhaltiger Entwicklung bereits viel getan wird: Bei ihrer Bewerbung als Korrespondenzregion für die EXPO 2000 hatte sie sich ausdrücklich auf das Leitbild der Nachhaltigkeit bezogen. rs Wer Anregungen und Fragen zum Projekt hat oder an ähnlichen Themen arbeitet und sich austauschen möchte, wende sich an Johann Kaether, Tel. 314-7 33 35, E-Mail: kaether@imup.tu-berlin.de © 7-9/'97 TU-Pressestelle [ ] |