STUDIERENDE

Schnupperwoche in Madrid

Vor dem Spanienaufenthalt steht für die meisten Studierenden und Forscher die Sprachenschule. Damit der Studien- oder Forschungsausflug in Europas Süden mit genügend sprachlichem Selbstbewußtsein ausgestattet ist, bietet die Zentraleinrichtung Moderne Sprachen der TU Berlin seit 1992 einen kompakten, drei Semester umfassenden sprachlichen Vorbereitungskurs an.

Einen Teil ihres Kurses absolvierten TU-Studierende im Mai in Madrid. Zehn Tage lang hielten sie sich in der spanischen Hauptstadt auf und lernten vor Ort. Schwerpunkte waren der akademische Diskurs in Vorlesungen, Vorträgen und Fachdiskussionen, aber auch die Behörden- und Verwaltungssprache und die Argumentation im persönlichen Gespräch.

Dazu besuchten die Studierenden Vorlesungen und Seminare der Universidad Politécnica und der Universidad Complutense, führten Fachdiskussionen mit Dozenten und Studenten und knüpften schon die ersten Kontakte für den kommenden Spanienaufenthalt. Außerdem nahmen sie an Tandem-Seminaren teil, in denen Deutsche und Spanier gemeinsam lernten und über verschiedene Themen diskutierten, u. a. Sprache und Technologietransfer", "Studieren in Spanien und in der BRD" sowie "Generationskonflikte in Spanien". Dabei wurden Interviews geführt und Videofilme gedreht.

Florentine Baumann (8. Semester Erziehungswissenschaften) und Matthias Lehmann (6. Semester Wirtschaftsmathematik), die an dem Kurs teilnahmen, dichteten dazu folgenden Erfahrungsbericht:

Die ZEMS an der TU bietet Spanisch an,
Acht Stunden pro Woche - für jeden, der kann.
Nach zwei arbeitsvollen Jahren
Kann man für länger nach Spanien fahren.

Die Exkursion soll Klarheit bringen.
Wird denn ein ganzes Jahr gelingen?
In einem spanischen Ambiente
Quisimos conocer a la gente.

Doña Cristiana Bohórquez Klinger
Ist die Expertin für solche Dinger.
Sie organisierte die Fahrt nach Madrid,
Und 16 der Schüler kamen mit.

Zehn traumhafte Tage verbrachten wir,
Ein jeder so schön wie dieser hier:

Am Morgen der Weckruf im Hof ertönt,
Fast jeder von uns verschlafen stöhnt.

Nach frischem Obst und Milchkaffee
Geht's in die Uni zur Matinee.
Ein jeder geht nun in sein Institut,
Muß Spanisch sprechen - und ist klein mit Hut.
Doch muchas veces el profesor
Para todos tiene un offenes Ohr.

Die Unis Complutense und Politécnica
Sind für 200000 Studenten da.

Per Aushang die Vorlesung finden war schwer;
Die Teilnahme lohnte sich um so mehr.
Hier halfen die Spanischkenntnisse viel,
Doch nicht immer führten sie gleich zum Ziel.

Denen, die hier künftig studieren wollten,
Hat der Unibesuch am meisten gegolten.
Jeder konnte selbst seinen Aufenthalt planen,
Mit Einsatz und unverhofften Schikanen.

Doch konnte man wirbeln, wie man will,
Mittags stand die Zeit hier still.
Hörsäle waren leer und verlassen,
Alles ging zum Essenfassen.

In Mensen herrschte an Theke und Tresen
Gedränge von hungrigen Lebewesen.
Menüs und Tapas erfreuen die Mägen,
Bevor sich alle zur Ruhe legen.

Waren einige schon morgens von Madrid gefangen,
Haben andere bis jetzt an der Uni rumgehangen.
Wir wollen hier keine Namen nennen,
Obwohl wir sie selbstverständlich kennen.

Es liegt im Zauber dieser Stadt,
Daß sie für alle was zu bieten hat.
Museen wie Reina Sofía und Prado
Waren dem Kenner ein El Dorado.

Es gilt als Verdienst unserer Architekten,
Daß wir die Baukunst Madrids entdeckten.
Hatte Toledo historischen Charme,
Konnt' sich für'n Escorial kaum einer erbarm'.

San Isidro, als Heiliger der Stadt verehrt,
Hat uns Nächte voll Tanz und Musik beschert.
Los del Rio mit Macarena am Plaza Mayor,
Das kam uns ziemlich spanisch vor.

Der Flohmarkt Rastro mit seinem Gedränge,
Bot Plunder und Kleinkram jede Menge.
Doch sah man uns spätestens mittags verschwinden,
Um im Parque de Retiro Erholung zu finden.
Abends hieß es: Haltung bewahren.
Denn jetzt ging es zu den Tandem-Seminaren.
Halb spanisch, halb deutsch sprechen war die Devise,
Doch manchmal ignorierten wir diese.

Bei vielen ist Deutsch als Sprache begehrt,
Es wird staatlich jedoch nur selten gelehrt.
So lernt man aufgrund von hohen Preisen
In ziemlich exklusiven Kreisen.

Von den Studenten können die meisten
Sich solchen Unterricht nicht leisten.
Und selten einer die eig'nen vier Wände
Schon vor der Hochzeit erschwinglich fände.

Wir haben 'nen kleinen Einblick erhalten,
Wie die Spanier sich tags und nachts so entfalten.
So wird hier ein jeder zum Künstler erkoren,
Der preiswert die Nacht sich schlägt um die Ohren.

Am Ende war jeder auf seine Art
In diese belebende Stadt vernarrt.
Was immer hier einem widerfährt:
Madrid ist eine Reise wert!


© 7-9/'97 TU-Pressestelle [ ]