MENSCHENDoppelt exotischAls Frau in einer Ingenieurwissenschaft promovieren - noch dazu als Ausländerin - hat immer noch etwas Exotisches. Das ist auch die Erfahrung von Kitano Majidi, die am Fachbereich Maschinenbau und Produktionstechnik vor kurzem ihren Doktortitel erwarb. Manchmal bringe es Vorteile, etwa wenn die männlichen Kommilitonen besonders hilfsbereit seien. Manchmal sei es aber auch unangenehm, beispielsweise als einzige Frau unter Hunderten von Männern auf einem Fachkongreß. Bereits in ihrem Maschinenbaustudium, das die gebürtige Teheranerin in der südiranischen Stadt Shiraz absolvierte, waren unter ihren 40 Kommilitonen nur 5 Frauen. An diesem Verhältnis änderte sich kaum etwas, als sie nach dreijähriger Tätigkeit in einem iranischen Unternehmen nach Deutschland ging, um zu promovieren. Nach einer ersten Zeit in Aachen ging sie nach Berlin, wo sie ab 1991 im Fachgebiet von Professor Helmut Siekmann arbeitete.
In ihrer Doktorarbeit, die "mit Auszeichnung" bewertet wurde, untersuchte sie Rauchgasentschwefelungsanlagen. Mit mathematischen Modellen beschrieb und analysierte sie, wie Flüssigkeiten und darin transportierte Feststoffe durch Pumpen strömen und dabei deren Laufräder stark in Mitleidenschaft ziehen. Mit den Erkenntnissen, die sie über die Strömungsgeschwindigkeiten, Druckverteilung und Wirbelbildung gewann, formulierte sie Verbesserungsvorschläge für neue, weniger verschleißanfällige Pumpen. Daß Männer und Frauen in einem technischen Gebiet durchaus unterschiedlich arbeiten, ist eine der Erfahrungen von Kitano Majidi. Wissenschaftler würden sich beim Programmieren meist direkt an den Computer setzen und dort arbeiten. Viele Forscherinnen, die sie kennenlernte, brüteten dagegen erst lange über der Vorgehensweise, programmierten dann aber schneller. "Die Ergebnisse", so ihre Beobachtung, "sind dann aber gleich gut." Mehr Frauen in Ingenieurberufen findet die Wissenschaftlerin, sehr erstrebenswert. Dann würden sie nicht mehr als exotische Ausnahme wahrgenommen, und ihren Leistungen würde mehr Aufmerksamkeit geschenkt. Damit sich allerdings mehr Frauen für die Ingenieurwissenschaften begeistern, müßte man bereits in der Schule beginnen. Würde Technik nicht mehr so trocken und fremd dargestellt wie üblich, so die Einschätzung von Kitano Majidi, könnten sich auch mehr Frauen dafür interessieren. rs © 7-9/'97 TU-Pressestelle [ ] |