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"Die Sicherheit
hat nicht abgenommen" Siegfried Niedek |
Der weltweite Flugverkehr nahm in den vergangenen Jahren ständig zu. Gab es auch mehr Unfälle?
Die absolute Zahl der jährlichen Unfälle ist im Mittel der letzten Jahren ungefähr gleichgeblieben, trotz der zunehmenden Flugbewegungen. Große Schwankungen gibt es allerdings bei der Zahl der Opfer. 1995 sind beispielsweise im Linienverkehr weltweit 26 Maschinen abgestürzt mit 710 Toten; 1996 hatten wir im Linienverkehr 23 Unfälle mit 1335 Toten. Grundsätzlich hat die Sicherheit bei dichter werdendem Flugverkehr aber nicht abgenommen.
Beschäftigen Sie sich bei EUCARE auch mit Unfällen und deren Analyse?
Nein. Wir nehmen nur Meldungen über Zwischenfälle entgegen. Das heißt Vorkommnisse, die nicht zu einem Unfall führen und auch nicht unbedingt ein Sicherheitsrisiko darstellen. Solche Vorfälle können beispielsweise die Nichtbeachtung von Betriebsvorschriften oder übergroßes Handgepäck in der Kabine sein.
Registrieren Sie während der Hochsaison mehr Zwischenfälle als im Durchschnitt des Jahres?
Nein. Trotz der größeren Zahl von Flugbewegungen in diesen Zeiten registrieren wir bei EUCARE nicht mehr Zwischenfälle als zu anderen Zeiten des Jahres. Die rund 250 Meldungen, die wir derzeit im Jahr erhalten, verteilen sich gleichmäßig über die Monate. Ähnliche Beobachtungen machen auch die anderen fünf Berichtssysteme in den USA, Neuseeland, Australien, Südafrika und England.
Gibt es Länder oder Regionen, in denen man lieber nicht fliegen sollte?
Der internationale Pilotenverband IFALPA weist auf einige Regionen hin, in denen die Flugsicherheit unterdurchschnittlich ist. Das sind Mittel- und Südamerika, Afrika und die GUS-Staaten. China ist nur noch mit Einschränkungen auf dieser Liste, da die chinesische Luftfahrtbehörde große Anstrengungen unternommen hat, die Sicherheit des Luftverkehrs zu verbessern. Trotz alledem ist das Fliegen auch in diesen Regionen nicht wirklich gefährlich. Im afrikanischen Luftraum ist es in einem Flugzeug immer noch sicherer als im Auto auf einer deutschen Straße, wo jährlich rund 8000 Verkehrstote und 500000 Leicht- und Schwerverletzte gezählt werden.
Wenn sich Urlauber unsicher sind, ob eine Fluggesellschaft auf dem neuesten Stand ist oder nur alte Maschinen fliegt - wo kann man sich darüber informieren?
Das Luftfahrt-Bundesamt bietet seit dem letzten Jahr eine spezielle Information für solche Fragen an. Reisende können sich unter der Telefonnummer 0531/23 55-100 mit Fragen zu ihrer Fluggesellschaft melden. Das Info-Telefon wurde eingerichtet nach dem Birgenair-Absturz in der Dominikanischen Republik.
Handies und Laptops im Flugzeug sind in seit einiger Zeit in Verruf geraten. Was kann dabei passieren?
Handies und Laptops wirken mit den elektrischen Feldern, die von ihnen ausgehen, auf die Bordelektronik ein. Insbesondere können die Felder die Signale überstrahlen, die von den Bordantennen des Flugzeugs empfangen werden. In den Vereinigten Staaten gab es Fälle, in denen Flugzeuge einige Meilen von ihrem Kurs abkamen, weil elektronische Geräte an Bord eingeschaltet waren.
Die Benutzung von Handies und Laptops an Bord von Flugzeugen soll per Gesetz verboten werden. Wie weit ist man da?
Handies wurden in Flugzeugen eigentlich schon verboten, bevor es sie gab: Im Luftverkehrsgesetz von 1955 wird nämlich die Benutzung aller mobilen Funkgeräte an Bord von Flugzeugen untersagt. Die Gesetzesänderung, die der Bundesverkehrsminister plant, ist etwas umfassender und schließt dann auch Handies und Laptops ausdrücklich mit ein.