MENSCHEN
Kay Puhan-Schulz

"Riesenaufgabe" für die Universität

Was für viele berufstätige Menschen die Visitenkarte ist, ist für Architekten eine Auswahl ihrer Gebäude. Kay Puhan-Schulz, der seit fast dreißig Jahren in Berlin Gebäude entwirft und baut, kann davon eine lange Liste vorweisen. Gar nicht weit von der TU Berlin, wo er von 1961 bis '66 Architektur studierte, steht das Hotel Intercontinental in der Budapester Straße, an dessen Erweiterung er beteiligt war. Auch das Trigon-Geschäftshaus, das hinter dem Hotel am Landwehrkanal steht, und die zentrale Telekom-Vermittlungsstelle am Winterfeldtplatz stammen aus seinem Büro. Nicht zu vergessen: das Kaufhaus des Westens, für dessen Aufstockung er verantwortlich zeichnete.

Seiner Architektengemeinschaft, die er nach TU-Studium und Assistentenzeit Ende der 60er Jahre gründete, gehören heute neben Walter Schreiber auch zwei TU-Absolventen an: Jan Bassenge und Johann Heinrich. Zu Beginn des Büros war auch der spätere TU-Professor Hasso Schreck mit im Team. Damals lag der Schwerpunkt von Puhan-Schulz' Arbeit auf dem Schulbau - bundesweit. Später kam hauptsächlich in Berlin der soziale Wohnungsbau hinzu. "Heute machen wir auch viel im Bereich der randstädtischen Bebauung", beschreibt der Architekt seine sich wandelnden Tätigkeitsfelder.

Die Anforderungen, die die Gesellschaft an die Architektur stellt, wandeln sich ständig, so lautet seine Erfahrung. Architektur-Studenten, so Puhan-Schulz, sollten sich daher auch nicht auf bestimmte Arten von Entwurfsobjekten spezialisieren, sondern auf Vielfalt achten.

Puhan-Schulz hat immer wieder mit der TU Berlin und mit Studenten zu tun - zum Beispiel als Preisrichter für einen studentischen Wettbewerb. Oder als derzeitiger Vorsitzender des Landesverbandes des Bundes Deutscher Architekten im Rahmen von Ausstellungen und Vortragsreihen. Und natürlich als Arbeitgeber für Praktikanten und Absolventen.

Die "fast stereotype Kritik" an der "zu entwurfsorientierten Architekturausbildung an den Universitäten" teilt der Architekt - jedenfalls im Grundsatz. Der baulichen Umsetzung werde zuwenig Aufmerksamkeit geschenkt, lautet seine Erfahrung: Konstruktive Denkweisen, Grundbegriffe baurechtlicher Art oder ein Gefühl für Fragen der Sicherheit seien bei Berufseinsteigern oft nicht vorhanden. "Wir fühlen uns immer als zweite Ausbildungsstätte nach dem Studium", sagt Puhan-Schulz. Allerdings sehe er auch das Problem, in einer begrenzten Zeit auch noch diese praktischen Fähigkeiten zu vermitteln. Allein die Vermittlung der Entwurfsfertigkeiten sind seiner Meinung nach eine "Riesenaufgabe" für die Universität.

Die Fähigkeit, Entwürfe auch umzusetzen, sei jedoch wesentlich - auch für Anfänger, denn viele junge Architekten machen sich nach dem Studium frühzeitig selbständig. "Es kommt vor, daß junge Architekten einen Wettbewerb gewinnen und dann den Auftrag für dessen Verwirklichung übernehmen." Dabei sei meist sehr viel Geld und eine umfangreiche persönliche Haftung der Architekten im Spiel. Puhan-Schulz: "Da gibt es niemanden - mich und meine Kollegen in der Anfangsphase nicht ausgenommen -, der nicht eine ganze Menge Lehrgeld bezahlt."

René Schönfeldt


© 7-9/'97 TU-Pressestelle [ ]