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Mayonnaise oder Majonäse?

Die neue Rechtschreibung schreitet gemächlich voran - auch auf dem TU-Campus bereitet das Thema keine Sorgen

Ungeachtet einzelner Proteste schreitet die Rechtschreibreform voran. Nachdem bereits an vielen Schulen die neue Rechtschreibung gelehrt wird, wird sie pünktlich zum offiziellen Einführungstermin - dem 1. August 1998 - auch im Schriftverkehr der Behörden von Ländern und Gemeinden eingeführt. Aus Kostengründen allerdings mit einer Übergangsfrist bis zum Jahr 2005. Die Rechtschreibreform ist also eher gemächlich auf dem Vormarsch. Privatpersonen brauchen sich nicht nervös machen zu lassen, denn verbindlich sind die Regeln sowieso nur für Schulen und Behörden. An der TU Berlin brauchen sich die Studierenden auch keine Sorgen zu machen: Professoren/innen können nicht festlegen, ob man die alte oder die neue Rechtschreibung anwendet; die Studierenden können sich selbständig für die eine oder andere Variante entscheiden. Für die Campus-Umfrage im Juli wollte TU intern wissen, was die Studierenden von den neuen Regeln wissen und was sie von ihnen halten.

Angelika Smuda,
Volkswirtschaftslehre,
4. Semester

Ich habe den Eindruck, die Reform geht an den Leuten vorbei und ist aufgezwungen. Wenn man Leuten aus anderen Ländern davon erzählt, schütteln die nur den Kopf. Ich denke, eine Reform wäre schon notwendig gewesen. Aber ich bezweifle, daß sie sich so durchsetzen wird. Auf der Arbeit habe ich schon ein wenig damit zu tun gehabt. Und ich werde mir demnächst auch mal einen neuen Duden kaufen und mich damit beschäftigen.

Marion Döring,
Maschinenbau,
6. Semester

Die neuen Regeln finde ich nicht weiter tragisch. Ich glaube aber, daß die Aufregung um die Rechtschreibreform etwas übertrieben ist. Die Sprache unterliegt doch andauernd einem Wandel. Früher hat man auch anders geschrieben als heute.

Karen Hauser,
Wirtschaftsingenieurwesen,
11. Semester

Mich hat die Rechtschreibreform noch nicht direkt erreicht. Ich habe aber den Eindruck, daß da ein Stück Sprachkultur verloren geht. Ich werde so weiter schreiben, wie ich es mal gelernt habe und mich nur umstellen, wenn ich dazu gezwungen bin.

Wolfram Bücheler,
Biotechnologie,
8. Semester

Teilweise ist die Reform überflüssig, teilweise ist sie auch gut. Gut, weil sich manche Sachen vereinfachen, etwa die Schreibung von "ph" und "f" wie bei Fotografie. Die Regelung mit Schreibung vom "s" finde ich nicht so gut. An der Uni sollte man die neue Rechtschreibung jetzt nicht einführen - da müßten wir ja noch mehr lernen. Das können ja die nächsten Generationen machen. Wenn ich mich jetzt umstellen müßte, fände ich das schwierig.

Björn Kämpfer,
Verkehrswesen,
6. Semester

Ich glaube, daß viele Regeln, die eine Vereinfachung sein sollen, erstmal eine große Umstellung sein werden. Wobei man sich die Frage stellen kann: Wenn wir Älteren das gelernt haben - können das nicht auch die Jüngeren lernen? Andererseits finde ich es günstig, wenn komplizierte Ausnahmen abgeschafft werden. Wenn sich Zeitungen in Zukunft umstellen und man mehrere Jahre die neue Rechtschreibung liest, stellt man sich wohl automatisch um.

Peter D.,
Wirtschaftsingenieurwesen,
4. Semester

Einige Neuerungen finde ich sinnvoll, gerade dort, wo sehr komplizierte Regelungen vereinfacht werden. Aber ich denke, daß man bei der Rechtschreibreform zu weit gegangen ist. Daß man Delphin jetzt mit "f" schreibt und manche Wörter gar nicht mehr auf ihre Wurzeln zurückzuführen sind - das finde ich nicht korrekt. An der Universität sollte man jetzt nicht auf die neue Rechtschreibung umstellen. Die meisten, die es auf die alte Art gelernt haben, werden sich wohl kaum umstellen.

Stefan Longlmayr,
Verfahrenstechnik,
8. Semester

Grundsätzlich bin ich für die Rechtschreibreform. Denn die deutsche Sprache muß einfacher werden, damit auch mehr Menschen im Ausland wieder anfangen, deutsch zu lernen, und damit auch mehr Deutsche und Österreicher - ich bin Österreicher - richtig deutsch schreiben können. Auf der anderen Seite ist es schade, weil der Ursprung vieler Wörter mit der Rechtschreibreform unklar wird.


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