FREUNDE DER TUSeit 75 Jahren gehört sie dazuJubiläum der Gesellschaft von Freunden der TU Berlin Als durch die Folgen von Krieg und Revolution die deutsche Wirtschaft rasend niederging, als eine grauenhafte Inflation Land und Volk mit vollkommener Auszehrung bedrohte, da konnte auch der Staat, der berufende Pfleger und Träger der Kultur, den dringendsten kulturellen Aufgaben nicht mehr entsprechen." So dramatisch beschrieb Friedrich Romberg, erster Geschäftsführer der Gesellschaft von Freunden der TH Charlottenburg, in der Zeitschrift "Technische Hochschule" von 1925 den Hintergrund, der letztendlich zu der Gründung einer Hochschulgesellschaft an der TH Charlottenburg führte. Dem Staat ging es schlecht und demnach auch den Hochschulen, und so nahmen eine Reihe von ihnen in der Zeit nach dem 1. Weltkrieg Zuflucht zur Selbsthilfe und gründeten "Gesellschaften von Freunden und Förderern". Mit ihrer Unterstützung sollten Mittel für Forschungen eingeworben werden. Aber nicht nur die Beschaffung von Geldmitteln und Sachlieferungen war der Zweck dieser Gesellschaften, sie sollten vielmehr eine enge Verbindung und Zusammenarbeit der Industrie und Wirtschaft mit den Hochschulen ermöglichen. Die Technische Hochschule Berlin gründete als eine der ersten Hochschulen Deutschlands eine Hochschulgesellschaft - die Gründungsversammlung fand am 9. November 1921 statt. Die Gründer waren überwiegend Berliner Industrielle aus den Bereichen der Elektrotechnik, des Maschinenbaus, der Chemie etc., Kreise , die von jeher großes Interesse an der Hochschule hatten: Teilweise hatten sie hier studiert, teilweise waren sie gewohnt ihren akademischen Nachwuchs von hier zu beziehen.
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Die studentische Heißwasser-Rakete "Aquarius" fliegt mit Unterstützung der TU-Freunde | |
Gegründet wurde die Gesellschaft auf Veranlassung des damaligen
Rektors Prof. Dr. Rudolf Rothe. Am 22. Juni 1922 fand die erste
Mitgliederversammlung statt, und im August 1922 zählte die
Gesellschaft bereits 332 Mitglieder. Sie besaß ein Vermögen
von fast 5 Millionen Mark, jedoch Papiermark, wie im Jahresbericht
bedauerlich festgestellt wurde.
Am 29.10.1923 wurde Prof. Friedrich Romberg Geschäftsführer der Gesellschaft. Er wollte vor allen Dingen das durch die Inflation fast ganz zusammengeschmolzene Gesellschaftsvermögen sanieren und beschloß u.a., daß kein Geld für Zwecke bewilligt wird, die zu den Obliegenheiten von Staat und Reich gehörten.
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Finanziell besonders schlecht ging es der Gesellschaft 1924 auf dem Höhepunkt der Inflation, in diesem Jahr befanden sich nur noch 70 kg Kupfer in der Vereinskasse! Ganz langsam verbesserte sich die Lage, und erst 1929 konnten wissenschaftliche Zwecke wieder durch die Gesellschaft gefördert werden. Man unterstützte Forschungsvorhaben und in Not geratene Studenten, Vorträge wurden organisiert, und es wurde die Zeitschrift "Die Technische Hochschule" herausgegeben. Die Gesellschaft von Freunden ist und war niemals eine politische Vereinigung, es gibt jedoch genug Vorträge, die in den Jahresberichten zwischen 1933 und 1942 abgedruckt sind, in denen der allgemeine Tenor, der zu dieser Zeit an der TH Berlin herrschte, zu erkennen ist: Die Wissenschaft im Dienst des Krieges. Hier unterscheiden sich die Gesellschaft und ihre Mitglieder nicht von der Hochschule, in der sie und für die sie aktiv waren. Ab dem 1. Mai 1943 wurde es Vereinen mit nicht örtlich begrenztem Mitgliederkreis untersagt, Mitgliederversammlungen abzuhalten. Dies traf auch die Gesellschaft von Freunden der Technischen Hochschule Berlin, und es fanden ab dieser Zeit keine Mitgliederversammlungen mehr statt. Die Gesellschaft blieb jedoch als Verein weiterhin bestehen und zählte Ende 1944 immerhin noch 784 Mitglieder, und auch Spenden konnten noch eingenommen werden. Vorträge fanden jedoch seit 1943 nicht mehr statt, und 1945 wurde die Gesellschaft gemeinsam mit "ihrer" Universität aufgelöst.
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Die Stele, die auf dem TU-Südcampus an den Berliner Chemiker Martin Heinrich Klaproth erinnert, wurde von den TU-Freunden gestiftet | |
Die zweite Gründung der Gesellschaft von Freunden der TU Berlin wurde wiederum vollzogen, als die Wissenschaft durch einen Krieg "in Not geraten" war. Aus der alten Technischen Hochschule entstand 1946 die Technische Universität Berlin, und im Mai 1949 wurde die neue Gesellschaft von Freunden an dieser Universität gegründet. Nach langem Behördenkampf wurde die "neue" Gesellschaft am 19. Dezember 1949 als unpolitische Organisation vom Magistrat von Groß-Berlin zugelassen. Bedenkt man die angespannte wirtschaftliche Situation dieser Zeit, ist es beachtenswert, daß bis Mitte des Jahres 1950, also nur ein halbes Jahr später, schon Sach- und Geldspenden im Wert von 60000 DM eingenommen wurden. Auch ein Volkswagen für den Rektor befand sich unter den Sachspenden. An der wiedereröffneten TU Berlin sollten auch die Geisteswissenschaften etabliert und nicht mehr nur "reine Techniker" ausgebildet werden. Auch die Gesellschaft von Freunden wollte einen Beitrag in diese Richtung liefern. Vor diesem Hintergrund ist die Herausgabe der Zeitschrift "Humanismus und Technik" zu sehen, die 1953 ins Leben gerufen wurde und bis heute von der Gesellschaft von Freunden herausgegeben wird. Bis Anfang der sechziger Jahre trug sie den Untertitel "Zeitschrift zur Erforschung und Pflege der Menschlichkeit".
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Auch das Elektrofahrrad I-GO gehört zu den studentischen Projekten, die die TU-Freunde fördern | |
Blättert man die Geschäftsberichte der 60er, 70er und 80er Jahre durch, sieht man, daß die Gesellschaft von Freunden immer präsent war, regelmäßig wurden Mitgliederversammlungen abgehalten und die Zeitschrift "Humanismus und Technik" herausgegeben. Zu Beginn der achtziger Jahre intensivierte man den Kontakt zur Berliner Industrie, und die Idee entstand, für die besten Dissertationen in verschiedenen Fächern einen Preis zu vergeben, der von Firmen der Berliner Industrie gestiftet werden sollte. Den Anfang machte 1984 die Schering AG, die einen mit 10000 DM dotierten Preis für hervorragende Chemie-Dissertationen vergibt. Daneben werden mittlerweile regelmäßig im Rahmen der jährlichen Mitgliederversammlung noch weitere Preise verliehen. Für angehende Architekten gibt es den Türklitz-Preis, der seit 1991 von der Firma Möbel Hübner vergeben und der in Form eines studentischen Ideenwettbewerbs ausgelobt wird, das Preisgeld beträgt hier 10000 DM. Mit einem Preisgeld von 6000 DM ist der Preis der Firma BDO Deutsche Warentreuhand AG ausgestattet. Vergeben wird er für Dissertationen im Bereich Betriebswirtschaftslehre. Auch für Elektrotechniker und -technikerinnen und für Informatiker/innen der TU Berlin gibt es einen Preis: den mit 5000 DM dotierten Krone-Preis, der von der Firma Krone AG vergeben wird. Bei besonderen Anlässen hat die Gesellschaft von Freunden immer wieder größere Geldspenden eingeworben, sei es für die 100-Jahr-Feier der TU Berlin im Jahr 1979, für die Veranstaltungen im Preußenjahr (1981) oder im vergangenen Jahr zum 50jährigen TU-Jubiläum. Bettina Weniger © 6/'97 TU-Pressestelle [ ] |