MENSCHEN

"Ich soll Sie schön grüßen von Möbel Hübner"

Der Chef von Möbel Hübner, Achim Türklitz, wird Ehrensenator der TU Berlin

Achim Türklitz

Auf Antrag des Fachbereiches Architektur verleiht der Präsident der TU Berlin, Prof. Dr. Hans-Jürgen Ewers, am Freitag, dem 27. Juni 1997, die Ehrensenatorwürde an den Geschäftsführenden Gesellschafter der Firma Möbel Hübner, Achim Türklitz. Die Ehrensenatorwürde der TU Berlin ist eine Auszeichnung, die eher selten vergeben wird. Diese Ehrung setzt bedeutsame Verdienste um die Universität voraus, Verdienste, die nicht im wissenschaftlichen Bereich liegen müssen. Achim Türklitz erhält diese Ehrung für seinen nachhaltigen Beitrag zur Entwicklung der Architekturlehre an der TU Berlin. Die Veranstaltung ist öffentlich und findet um 14.00 Uhr im TU-Hauptgebäude, Raum H 1035 statt.

Fast jeder Berliner kennt Möbel Hübner. Ob nun von dem berühmten Werbeslogan "Ich soll Sie schön grüßen von Möbel Hübner" oder vom Kauf eines Möbelstücks in diesem Geschäft. Doch kaum einer käme auf die Idee, daß die TU Berlin und die Firma Möbel Hübner eine lange währende Beziehung verbindet. Eine Beziehung, die zurückreicht bis weit in die 50er Jahre, als sich Arno Türklitz, der damalige Geschäftsinhaber von Möbel Hübner, mit TU-Professoren befreundete. Beseelt von dem Gedanken, daß eine Stadt wie Berlin Kultur und Wissenschaft benötige, um Ruhm zu erlangen, spendete er des öfteren nicht unerhebliche Summen an die Technische Universität Berlin. 1990 entschied sich Arno Türklitz sogar, nunmehr jährlich einen Preis der Firma Möbel Hübner im Wert von 5000 Mark für hervorragende Diplomarbeiten im Fach Architektur zu stiften.

Achim Türklitz wird der erste TU-Ehrensenator sein, an den man durch BVG-Busse erinnert wird

Nach dem Tod von Arno Türklitz im Jahre 1993 hat der Sohn Achim Türklitz die Position des Geschäftsführenden Gesellschafters bei Möbel Hübner übernommen. Mit übernommen hat er auch die Pflege des guten Verhältnisses zur TU Berlin und das Amt der Mitentscheidung über die jährlichen Preisträger des "Türklitz-Preises". Schnell jedoch wurde Türklitz Junior unzufrieden mit den Vergabemodalitäten: "Aus meiner Sicht, aber auch aus der Sicht vieler Studierender war der Preis nur l'art pour l'art, denn beispielsweise ist einmal ein Nekropole, also ein Friedhof, ausgezeichnet worden. Ich schlug deshalb vor, den Preis in einen studentischen Ideenwettbewerb für die stadtplanerische Umgestaltung einer Gemeinde in Brandenburg umzugestalten". Um eine möglichst hohe Beteiligung am Wettbewerb zu erzielen, erhöhte Achim Türklitz auch das Preisgeld auf insgesamt 10000 Mark. Seit 1994 haben sich tatsächlich immer mehr Studierende an dem Ideenwettbewerb beteiligt. Mehr als 50 Arbeiten sind bei dem diesjährigen Wettbewerb um die Gemeinde Fürstenberg eingereicht worden.

Auch für Achim Türklitz ist sein Verhältnis zur TU Berlin und hier insbesondere seine Beziehung zum Fachbereich Architektur zu einem freundschaftlichen geworden, und dies, obwohl er nicht an dieser Universität studiert hat. Der 1940 geborene Achim Türklitz hat nach dem Abitur den Beruf des Bankkaufmanns gelernt, dann aber sofort begonnen, im Einzelhandel zu arbeiten, u. a. auch bei der Bank of America in San Francisco. Obwohl Achim Türklitz eigentlich immer noch studieren wollte, tat er es nicht: "Da kamen die 68er Zeiten heran, mit denen ich mich nicht so richtig identifizieren konnte. Statt dessen habe ich kurze, aber gewinnbringende Kurse beispielsweise an der Harvard University oder am International Marketing Institut vollbracht". Die Nähe zur TU Berlin hat der Vater vermittelt, der der Meinung war, so eine Stadt wie Berlin brauche vernünftige Universitäten. "Doch heute", beklagt Achim Türklitz, "wird der Weltruf, den die TU früher hatte durch die Finanzpolitik der Stadt ruiniert". Als Wirtschaftler dieser Stadt fühle er sich mitverantwortlich dafür, daß "Wissenschaft und Forschung nicht absolut totgespart werden". Veränderungen seien sicher auch im Wissenschaftsbetrieb notwendig, Überprüfungen des vorhandenen Umfelds auf Effektivität unumgänglich, "jedoch sollte in den technischen Bereichen nicht gespart werden". Natürlich müßten die Hochschulen auch nach neuen Wegen der Finanzierung suchen, und so schlägt Achim Türklitz beispielhaft vor, "ein Absolventenprogramm zu entwickeln, das in der Perspektive Spenden ehemaliger Studierender einbringt, oder zu prüfen, wie einkommensabhängig und sozial gestaffelte Studiengebühren eingeführt werden können".

Auch in der Zukunft will sich der Geschäftsführende Gesellschafter der Firma Möbel Hübner um die Verbesserung der Zusammenarbeit mit der TU Berlin bemühen. So soll auch der studentische Ideenwettbewerb zum Türklitz-Preis weiterentwickelt werden. "Obwohl die Ergebnisse der Wettbewerbe in den vergangenen drei Jahren in den Orten Blumberg, Lindenberg und Fürstenberg ausgestellt und öffentlich diskutiert worden sind, blieb am Ende jeweils nur der Entwurf". Doch nun wollen Türklitz und die am Wettbewerb beteiligten TU-Professoren vom Fachbereich Architektur nach Orten suchen, wo die Gemeinde am Ende auch daran interessiert ist, die besten Ideen zu realisieren. Die Realisierung soll dann von den Studierenden selbst vorgenommen werden. Damit erhalten TU-Absolventen die Chance, "nicht wie gemeinhin üblich in den Dienst von betagten Architekten zu treten und dort Bleistifte zu spitzen und Entwürfe zu zeichnen, sondern gleich nach dem Studium einen Auftrag für eine Baurealisierung zu erhalten".

Janny Glaesmer


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