HOCHSCHULPOLITIK

Zeichen für die Berliner Hochschulpolitik

Berliner Universitätspräsidenten begleiteten Roman Herzog nach Japan

Bei ihrem Besuch im Land der aufgehenden Sonne konnten die drei Berliner Uni-Präsidenten vor Ort erfahren, wie sehr man in Japan die Hochschulen schätzt: Die staatliche Universität von Tokyo hat z. B. ein Jahresbudget von umgerechnet 2,1 Milliarden DM bei rund 20 000 Studierenden

Auf Einladung des Bundespräsidenten Roman Herzog nahmen die Präsidenten der drei Berliner Universitäten - Hans-Jürgen Ewers (TU), Johann Wilhelm Gerlach (FU) und Hans Meyer (HU) - vom 5. bis zum 10. April an einem Staatsbesuch in Japan teil. Sie sprachen mit führenden Vertretern der japanischen Wissenschaft, Wirtschaft und Politik über die Entwicklung der Hochschul-, der Forschungs- und Technologiepolitik sowie über den wissenschaftlichen und studentischen Austausch zwischen Deutschland und Japan. Die Universitätspräsidenten kündigten an, bei den anstehenden Reformen ihrer Universitäten die internationale Zusammenarbeit mit der südostasiatischen Region und dort vor allem mit Japan verstärkt zu fördern und dieses Anliegen in gemeinsamen Initiativen umzusetzen.

Bundespräsident Roman Herzog, der anläßlich dieses Staatsbesuches mit der Ehrendoktorwürde der renommierten privaten Waseda-Universität in Tokyo ausgezeichnet wurde, hatte einen thematischen Schwerpunkt bei der wissenschaftlich-technischen Zusammenarbeit zwischen Deutschland und Japan gesetzt. Daß er hierzu die drei Berliner Universitätspräsidenten als Sondergäste mitnahm, sollte zugleich ein Zeichen für die Berliner Hochschulpolitik sein, bei der weitergehenden Spardebatte nicht nur der Versorgung der Berliner Region mit Studienplätzen, sondern auch der besonderen Bedeutung der Berliner Universitäten bei der internationalen Zusammenarbeit in Forschung und Lehre Rechnung zu tragen.

Die drei Berliner Universitäten haben traditionell erheblich größere Anteile ausländischer Studierender an der gesamten Studentenschaft als die meisten anderen deutschen Universitäten. Sie können zur Steigerung der Anteile japanischer Studierender in Deutschland und deutscher Studierender in Japan besondere Formen der Betreuung entwickeln, um den Zeitverlust durch Erlernen der jeweiligen Landessprache zu kompensieren und damit das Studium für Ausländer attraktiver zu machen. An der Notwendigkeit solcher Angebote besteht kein Zweifel. Olaf Henkel, Präsident des Bundesverbandes der Deutschen Industrie (BDI), erklärte die Defizite in der deutschen Handelsbilanz mit Japan vor allem mit der mangelnden Kenntnis der deutschen Unternehmen im Hinblick auf die japanische Kultur und Mentalität. Handelshemmnisse von japanischer Seite spielten hier praktisch keine Rolle mehr.

Obwohl die Japaner derzeit unter den gleichen wirtschaftlichen Problemen leiden wie die Deutschen (Rezession, Anstieg der Arbeitslosigkeit, Überalterung der Gesellschaft, hohe öffentliche Verschuldung) und deshalb in den öffentlichen Haushalten sparen müssen, verfahren sie mit ihren Hochschulen anders als die Deutschen. Das japanische Parlament und die japanische Regierung haben den Hochschulen in einem Sonderprogramm zusätzliche Mittel zur Stärkung der Grundlagenforschung und zum Ausbau von Postgraduiertenstudien bewilligt. Allein die staatliche Universität von Tokyo hat ein jährliches Budget von umgerechnet 2,1 Milliarden DM bei rund 20000 Studierenden. Die gleiche Summe wird im Jahre 2000 allen Berliner Hochschulen zusammen für über 100000 Studierende zur Verfügung stehen. Selbst unter Berücksichtigung der (wegen der hohen Preise in Tokyo) erheblich höheren Personalkosten dieser Universität zeigt diese Dotierung, wie schlecht im Vergleich die Berliner Universitäten ausgestattet sind.

tui


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