TU intern - November 1997 - Forschung

Neu bewilligt

RADIKAL /tui/ Mit speziellen Biokatalysatoren beschäftigen sich Wissenschaftler am Max-Volmer-Institut für Biophysikalische Chemie und Biochemie unter Leitung von Dr. habil. Günter Laßmann und Dr. Friedhelm Lendzian. Die Forscher aus der Arbeitsgruppe von Professor Wolfgang Lubitz untersuchen in einem neuen Forschungsprojekt das Radikalenzym Ribonukleotid-Reduktase (RR) und die in ihm ablaufenden Katalysemechanismen. Die Erklärung dieser Vorgänge hat über die Grundlagenforschung hinaus eine praktische medizinische Bedeutung: Da das Enzym RR in nahezu allen Lebewesen auftritt und in sich teilenden Zellen die Bausteine der DNA bereitstellt, gilt es als Schlüsselenzym der Zellteilung. Eine ausreichende Kenntnis der RR-Mechanismen ist notwendig, für die Herstellung von Hemmstoffen (Inhibitoren) gegen RR; sie könnten als Chemotherapeutika eingesetzt werden, etwa bei der Tumortherapie oder gegen Infektionskrankheiten. Dabei nutzen die TU-Wissenschaftler verschiedene Techniken der Elektronenspinresonanz-Spektroskopie (EPR), wie Hochfeld-EPR, Puls-EPR und Doppelresonanz-Methoden. Das auf drei Jahre angelegte Forschungsprojekt "Elektronische Struktur von Aminosäureradikalen und ihre Funktion beim Elektronentransfer im Radikalenzym Ribonukleotid-Reduktase" wird von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) mit 510000 Mark gefördert.

OPTISCH /rs/ Ein neues Forschungsvorhaben von Privatdozent Heinz-Detlef Kronfeldt vom Optischen Institut trägt den Titel "Quantenzahl-, Temperatur- und Stoßpartnerabhängigkeit der Druckverschiebung von Absorptionslinien für Moleküle der Symmetriegruppe C2v am Beispiel von SO2, NO2 und H2S". Die DFG unterstützt das Projekt mit einer halben wissenschaftlichen Mitarbeiterstelle für die Dauer von zwei Jahren sowie 50000 DM für Geräte, Verbrauchsmaterial und Reisekosten.

GEFÜHLVOLL /rs/ Um die "Phonetische Reduktion und Elaboration bei emotionaler Sprechweise" geht es in dem gleichnamigen Projekt am Institut für Kommunikations-, Medien- und Musikwissenschaft. Unter der Leitung von Professor Walter Sendlmeier werden die Wissenschaftlerin Astrid Peschke und die Tutorin Miriam Kienast untersuchen, wie sich der Gefühlszustand eines Sprechers bzw. einer Sprecherin in ihrer Sprechweise niederschlägt. Dazu werden Sprachaufnahmen von Schauspielern untersucht, die inhaltlich neutrale Sätze aus der Alltagssprache mit verschiedenen emotionalen Zuständen (Trauer, Freude, Žrger, Angst, ...) formulieren. Mit Hilfe eines Computerprogramms werden die Wissenschaftler die unterschiedlichen Ausspracheversionen vergleichen und untersuchen, wie sich ein Gefühl z. B. auf die zeitliche Ausdehnung der Sätze, auf die Akzentstruktur und die Veränderung von Vokalen und Konsonanten auswirkt. Dabei handelt es sich um Grundlagenforschung im Grenzbereich von Psychologie und Linguistik, deren Erkenntnisse auch in Systemen zur künstlichen Spracherzeugung genutzt werden. Die DFG fördert das Projekt zwei Jahre lang mit einer Stelle für die wissenschaftliche Mitarbeiterin und die studentische Hilfskraft.

MAGNETISCH /rs/ Um ein weiteres Jahr verlängerte die DFG ein Projekt von Prof. Dr. Irmgard Abs-Wurmbach vom Institut für Angewandte Geowissenschaften I. Das Projekt trägt den Titel "Magnetische Strukturen und Phasendiagramme von Brauniten mit verschiedenen Substitutionen auf den Kationengittern". Die Deutsche Forschungsgemeinschaft finanziert eine halbe Stelle eines wissenschaftlichen Mitarbeiters sowie 12000 DM für Reisekosten und Material.

NACHHALTIG /tui/ Wie kann man nachhaltiges Produktions- und Konsumverhalten in einer Großstadt wie Berlin fördern? Dieser Frage geht ein Projekt am Fachbereich 6 Verfahrenstechnik, Umwelttechnik, Werkstoffwissenschaften bei Dr. Ines Weller im Schwerpunkt "Problemorientierte feministische Umweltforschung" nach. Der Hintergrund: Seit einigen Jahren bieten Betriebe aus dem Berliner Umland ihre ökologisch hergestellten Produkte als Lebensmittelabonnements und auf Ökomärkten an. Ausgangspunkt des Projekts ist die Annahme, daß diese neuen Formen der Direktvermarktung besonders geeignet sind, die Regionalisierung der Produktion und des Konsums von Lebensmitteln in Berlin zu stärken. Ziel ist es, Vorschläge zu erarbeiten, die regional erzeugte Lebensmittel für einen größeren Bevölkerungskreis attraktiv machen. Außerdem soll abgeschätzt werden, welche Umweltentlastungspotentiale dadurch möglich sind. Der Berliner Senat unterstützt das Projekt "Nachhaltige Entwicklung durch Veränderung von Produktions- und Konsummustern im Bedürfnisfeld Ernährung in Berlin" im Rahmen der "Berlinforschung" mit zwei halben Stellen für wissenschaftliche Mitarbeiterinnen. Projektmitarbeiterinnen sind die Lebensmittelchemikerin Silvia Cunningham und die Umwelttechnikerin Petra van Rüth.

STEINIG /rs/ Zur Herstellung von geschütteten Wellenbrechern und Hafenmolen benutzt man gesprengtes Material aus Steinbrüchen. Dieses Material besteht aus scharfkantigen Steinen aller Größen und wird in der Regel wie im Steinbruch gewonnen und ungesiebt direkt aus Schuten verklappt. Dabei entsteht ein Problem. Weil kleine Steine langsamer zu Boden sinken als große, entmischt sich das Schüttmaterial beim Absinken: Das Material lagert sich in Schichten aus grobem und feinen Material ab. Das feine Material der ersten Schüttlage dringt in die Poren des groben Material der nachfolgenden Lage aber erst im Laufe der Zeit ein; die Bauwerke setzen sich daher noch nach Abschluß der Bauarbeiten um ein bis zwei Meter. Professor Timm Stückrath am Institut für Wasserbau und Wasserwirtschaft will jetzt untersuchen, wie sich die verwendeten Bruchstücke entmischen. Zunächst werden er und seine Mitarbeiter das Absinken experimentell anhand von würfelförmingen Gesteinsproben untersuchen; mit Hilfe von Computersimulationen wollen sie dann auf das Sinkverhalten größerer Mengen schließen. Ihr Ziel ist es herauszufinden, wie groß der Unterschied zwischen den kleinsten und größten Steinen bei einer bestimmten Wassertiefe sein darf, um das unerwünschte Setzen der Wellenbrecher zu vermeiden. Die Deutsche Forschungsgemeinschaft fördert das Projekt "Schwarmverhalten von Steinschüttungen im Wasser" mit einer halben Stelle für einen wissenschaftlichen Mitarbeiter, eine Tutorenstelle sowie 76000 Mark für die Dauer von zwei Jahren.

METALLISCH /tui/ Der Arbeitsgruppe von Professor Wolfgang Lubitz am Max-Volmer-Institut für Biophysikalische Chemie und Biochemie ist von der DFG ein Projekt "Untersuchung der elektronischen Struktur mehrkerniger austauschgekoppelter Mangankomplexe" bewilligt worden. Komplexe dieser Art spielen eine wichtige, bisher noch weitgehend unverstandene Rolle in vielen Metalloenzymen. Insbesondere sollen hier Modellkomplexe mit einem Kern aus zwei oder mehr Manganionen untersucht werden. Durch die vielfältige Redoxchemie des Mangans ist es einem so aufgebauten aktiven Zentrum eines Metallproteins möglich, Reaktionen zu katalysieren, an denen Mehr-Elektronen-Transfers beteiligt sind, wie etwa die Spaltung von Wasser in Sauerstoff und Protonen. Dieses Konzept ist beispielsweise in der pflanzlichen Photosynthese verwirklicht. Im Projekt, das eine Laufzeit von drei Jahren haben wird, soll die elektronische Struktur dieser Modellkomplexe mit Methoden moderner Puls-Elektronenspinresonanz-Spektroskopie und ENDOR-Spektroskopie untersucht werden. Die DFG fördert das Projekt mit rund 175000 DM für Sachmittel und eine Doktorandenstelle.

INSTABIL /rs/ Das Projekt "Instabilitäten in laserpulsgeschmolzenen Metallschichten" am Optischen Institut wird von der Deutschen Forschungsgemeinschaft weitergefördert. Die DFG finanziert Professor Oleg Bostanjoglo dafür eine wissenschaftliche Mitarbeiterstelle für ein halbes Jahr sowie Sachmittel im Umfang von 2500 DM.


© 11/'97 TU-Pressestelle [ ]