TU intern - November 1997 - Grossbritannien

Again: Queen's Lectures

Nach über 20 Jahren Pause gibt es jetzt ein Revival
Berlin, 27. Mai 1965: Königin Elizabeth II. stattet Berlin einen Besuch ab. Diese Visite begründet die Tradition der Queen's Lectures, einer Vorlesungsreihe prominenter britischer Wissenschaftler
Zwischen 1966 und 1975 fanden in Berlin Vorlesungen statt, die einen ganz besonderen, nämlich britischen Hintergrund hatten: die Queen's Lectures, die von Königin Elisabeth anläßlich eines Berlinbesuchs ins Leben gerufen wurden. Nachdem die Vorlesungen 22 Jahre nicht mehr stattfanden und schon fast abgeschrieben waren, werden sie jetzt wiederbelebt. Anläßlich des 50jährigen TU-Jubiläums kündigte die britische Gesandte Rosemary Spencer im vergangenen Frühjahr die Wiederaufnahme der Lectures an. Am 1. Dezember findet nun die erste Queen's Lecture "neuerer Zeitrechnung" an der TU Berlin statt.

Queen's Lectures! Hinter diesem Begriff verbirgt sich eine Vortragsreihe, die anläßlich des Besuches der Königin Elisabeth II. am 27. Mai 1965 in Berlin als ein Geschenk der Briten an die Stadt Berlin eingeführt wurde. An jedem Jahrestag des Besuches sollte ein renommierter britischer Wissenschaftler einen Vortrag über sein Fachgebiet halten. Schon ein Jahr später, am 26. Mai 1966, wurde dieser Reigen mit dem Vortrag des Ordinarius' für Experimentelle Physik in Oxford, Denys H. Wilkinson, eröffnet. Er sprach in der Kongreßhalle über die "Europäische Zusammenarbeit auf wissenschaftlichem Gebiet".

Die einzige für die TU Berlin geplante Lecture am 27. Mai 1968 im TU-Audimax wurde von Studenten verhindert. Der Liberale Studentenbund Deutschlands LSD, die Gewerkschaftliche Studenten-Gemeinschaft DSG und der Sozialdemokratische Hochschulbund SHB hatten am Nachmittag dieses Tages die Studenten dazu aufgerufen, die "Queen`s Lecture" aufgrund aktuell-politischer Probleme in eine Diskussion über Notstandsgesetze umzuwandeln. Der britische Archäologe Sir Mortimer Wheeler, Geschäftsführer der Britischen Akademie und Ordentliches Mitglied des Deutschen Archäologischen Instituts, wollte an diesem Abend über das Thema "Die Zukunft der Vergangenheit. Ein Archäologe blickt vorwärts" sprechen. Dazu kam es jedoch nicht. Mehrere hundert Studenten besetzten das Audimax und verhinderten den Festvortrag. Eine Folge dieser mißglückten "Queen`s Lecture" waren die Rücktritte des TU-Rektors Kurt Weichselberger und seines Prorektors Friedrich Wilhelm Gundlach.

In den folgenden Jahren gab es Vorträge zu den unterschiedlichsten Themen. Besonders beliebt waren Wirtschaft und Kunstgeschichte, doch auch die Technik kam nicht zu kurz. Fanden die Vorträge anfangs jedes Jahr in einer anderen Einrichtung Berlins statt, z. B. im Audimax der FU oder in der Akademie der Künste, so war ab dem Jahre 1970 die Kongreßhalle ausschließlicher Veranstaltungsort. Eingeladen wurde vom Regierenden Bürgermeister. Unter den geladenen Gästen befand sich neben anderen renommierten Persönlichkeiten auch immer der britische Botschafter.

Die Tradition der "Queen's Lectures" setzte sich noch bis in das Jahr 1975 fort, dann brach sie ab.

In ihrem Festbeitrag zum 50. Jahrestag der TU Berlin am 15. April 1996 kündigte die britische Gesandte Rosemary Spencer die Wiederaufnahme der "Queen's Lectures" an der TU Berlin an.

Die Vorlesungsreihe konnte in der Vergangenheit hervorragende britische Redner für sich gewinnen. Die erste Lecture "neuerer Zeitrechnung" wird am 1. Dezember 1997 um 17.00 Uhr im Hörsaal H 104 der TU stattfinden. Prof. John R. Krebs, ein britischer Biologe von internationalem Rang, wird zum Thema "Science and Sustainability" sprechen.

Carina Baganz


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