FRAUEN
Mehr Teilnahme durch WeiterbildungTU-Studie über Frauen in der Politik - Durchsetzungskraft muß geschult werden Die Anzahl von Frauen in der Politik hat sich in der Bundesrepublik in den letzten zehn Jahren beachtlich erhöht. Aber noch sind rund 80 Prozent der Parlamentarier in Bund und Ländern Männer. Nur 18 Prozent der politischen Führungspositionen auf Bundesebene sind gegenwärtig von Frauen besetzt. Dieses sind jedoch nur quantitative Aspekte der Frage, wie Frauen auf politische und gesellschaftliche Entwicklungen Einfluß nehmen, andere Fragen beispielsweise sind die, wie Gleichstellungspolitik heutzutage organisiert werden kann und wie sich die politische Bildungsarbeit verändern muß. An der TU Berlin wurde zu diesem Thema eine vom Bundesforschungsministerium geförderte Untersuchung "Zur Situation und Zukunft von Frauen in der Politik als Aufgabe politischer Bildungsarbeit" durchgeführt. Das jetzt abgeschlossene Forschungsvorhaben fand unter der Leitung von Prof. Dr. Barbara Schaeffer-Hegel am Institut für Erziehungswissenschaften statt. Die Ergebnisse der Studie wurden Ende September im Rahmen der Internationalen Fachkonferenz in Bonn zum Thema "Konzepte und Strategien für die politische Bildung und Professionalisierung von Frauen für die Politik" vorgestellt.
Auch sie gehören zu den Politikerinnen, die von den TU-Forscherinnen befragt wurden (v. l.): Rita Süssmuth (CDU), Sabine Leutheuser-Schnarrenberger (FDP), Antje Vollmer (Bündnis90/Grüne), Ingrid Matthäus-Maier (SPD) und Christa Luft (PDS). Fast alle der Befragten bedauerten, daß sie zu Beginn ihrer Karriere keine angemessene professionelle Unterstützung und Beratung erhielten Die Studie hat - erstmals - in der Bundesrepublik eine Gesamterhebung bei allen Parlamentarierinnen Deutschlands durchgeführt und bei einer gleichen Anzahl Kommunalpolitikerinnen. Außerdem wurden ca. 30 Tiefeninterviews bei Spitzenpolitikerinnen und Frauen in Führungspositionen aufgezeichnet und ausgewertet. Einige wichtige Ergebnisse der Untersuchung sind:
Die Anforderungen an Wissens- und Informationsverarbeitung in der Politik steigen bei zunehmender Problemkomplexität und angesichts krisenhafter gesellschaftlicher Umbrüche ständig. Dies stellt eine Herausforderungen auch an die politische Bildung und Qualifizierung von Frauen und Männern für die Politik dar. Aus vielen Gründen haben Frauen jedoch weitaus größere Schwierigkeiten, sich im Bereich der Politik durchzusetzen. Die Institutionen der Parlamentarischen Demokratie sind unter Bedingungen entstanden, die Frauen ausschlossen und ihre private Unterstützung und Zuarbeit für männliche Parlamentarier und Politiker sicherstellte. Solange sich die männlichen Rollenmuster den neuen gesellschaftlichen Herausforderungen noch so wenig angepaßt haben, werden es Frauen daher weitaus schwerer haben als Männer, ihre familiäre Orientierung mit einer politischen Karriere zu verbinden. Als Minderheit haben Frauen zudem größere Schwierigkeiten, sich in ein System einzufädeln, in dem sie sich nur mit erheblichem Durchsetzungsvermögen und mit dem Einsatz überdurchschnittlicher Kompetenz behaupten können. Die Widerstände gegen eine gleichberechtigte Teilhabe von Frauen an der Politik liegen also sowohl bei wichtigen institutionellen Regelungen, die dringend einer politischen Revision bedürfen, als auch bei subjektiv verankerten Dispositionen und Vorbehalten von Männern und Frauen, welche durch den Einsatz geeigneter Bildungsmaßnahmen beeinflußt werden können. Politische und bildungspolitische Maßnahmen müssen aufeinander abgestimmt sein und gleichzeitig ansetzen: Größere Anstrengungen im Bereich der politischen Bildung und Professionalisierung von Frauen werden bewirken, daß mehr Frauen mit mehr Durchsetzungskraft bessere politische Voraussetzungen für eine geschlechterdemokratische Gesellschaft schaffen. Im Zusammenhang mit der ansteigenden Politikverdrossenheit der jüngeren Generation, insbesondere der Distanz junger Frauen zur institutionellen Politik, sind aus der Untersuchung besonders die Ergebnisse interessant, die zeigen, daß bei den meisten der befragten Politikerinnen das Interesse an Politik und die Bereitschaft, soziale Verantwortung zu übernehmen, bereits im Kindesalter angelegt wurde, um sich dann in ihrer Jugend- und Schulzeit kontinuierlich weiterzuentwickeln. Wichtige Folgerungen sind daher:
Die TU-Forschungsgruppe "Frauen in der Politik", die sich bereits mit ihrer Studie über den Berliner Frauensenat (Barbara Schaeffer-Hegel u.a.: Frauen mit Macht. Zum Wandel der Politischen Kultur durch die Präsenz von Frauen in Führungspositionen, Pfaffenweiler 1995) einen Namen gemacht hat, will sich daher in Zukunft intensiv mit der Stärkung des weiblichen politischen Führungsnachwuchses, der Unterstützung und Professionalisierung von Frauen in der Politik, und der Kooperation von Frauen in politischen und gesellschaftlichen Führungspositionen beschäftigen. tui © 10/'97 TU-Pressestelle [ ] |