MENSCHEN

Durchstarten in die Selbständigkeit

Deutscher Gründerfonds fördert zwei TU-Nachwuchswissenschaftler

Die TU-Absolventen Jörg Stephan und Marco Schwerdt haben es geschafft, sie werden selbständige Unternehmer. Damit sie dabei nicht gleich am Anfang Schiffbruch erleiden, erhalten sie Starthilfe durch den Deutschen Gründerfonds. Denn beide setzten sich im Wettbewerb der Ideen durch, dessen Preis der Deutsche Gründerfonds an insgesamt zehn Nachwuchsunternehmer vergab.

Hinter der Geschäftsidee des Elektrotechnikers Marco Schwerdt steht die Frage: "Haben elektromagnetische Felder Wirkung auf Mensch und Umwelt?" Um das zu klären, werden Sensoren benötigt, die elektromagnetische Felder in sehr kleinem Abstand zur Strahlungsquelle störungsfrei erfassen können. Und auch in Flüssigkeiten muß solch ein Gerät funktionieren. Dadurch ist es dann beispielsweise möglich zu ermitteln, inwieweit elektromagnetische Felder in den menschlichen Körper eindringen. Aber auch die Medizintechnik ist an solchen Sensoren interessiert, etwa bei der Krebsbehandlung.

Die zur Zeit erhältlichen Sensorsysteme konnten diese Ansprüche bisher nicht erfüllen. Marco Schwerdt entwickelte im Rahmen seiner Dissertation bei TU-Professor Klaus Petermann vom Fachgebiet Hochfrequenztechnik einen Sensor für ein neuartiges Meßsystem, das diese Probleme löst. Zwei wichtige Eigenschaften mußten dafür realisiert werden: Der Sensor darf keine metallischen Zuleitungen besitzen (sie verfälschen die Meßergebnisse) und muß sehr kleine Abmessungen haben. Der Prototyp wurde bereits erfolgreich sowohl im industriellen Bereich bei der Robert Bosch GmbH als auch im medizinischen Bereich im Rudolf-Virchow-Krankenhaus in Berlin getestet.

Nach dem Abschluß seiner Promotion in diesem Sommer wird sich Marco Schwerdt (Jahrgang 1963) der Gründung seines Unternehmens widmen, um aus der Laborversion des Gerätes ein produktfähiges Meßinstrument zu machen.

Der Informationstechniker Jörg Stephan, Jahrgang 1971) erhält die Förderung für die Markteinführung seines automatisierten Nähsystems ASEW (Automated SEWing Machine). Hintergrund der am TU-Institut für Werkzeugmaschinen und Fabrikbetrieb entstandenen Entwicklung ist die Tatsache, daß bei der Verarbeitung von Textilien rund 80% der Arbeiten per Hand erledigt werden. Handarbeit in Hochlohnländern wie der Bundesrepublik bedeutet für die textilverarbeitende Industrie hohe Herstellungskosten. Um im internationalen Wettbewerb bestehen zu können, müssen die Unternehmen rationalisieren. Eine Möglichkeit bietet die Automatisierung des Nähvorgangs. Dabei gibt es jedoch verschiedene Dinge, die beim automatisierten Nähen durch eine Maschine zu berücksichtigen sind: Es gibt eine Vielzahl unterschiedlicher Nahttypen und Muster für den Zuschnitt; außerdem ist das Materialverhalten der verschiedenen Stoffe unterschiedlich.

Jörg Stephan, einer der zehn Nachwuchsunternehmer, an seiner "Automated SEWing Machine"

Durch die Entwicklung eines Transportsystems mit einzeln ansteuerbaren Walzen ist das System von Jörg Stephan in der Lage, die Stoffe maschinell zueinander auszurichten und qualitativ hochwertig zu verarbeiten. Unterschiedliche Stoffarten und -qualitäten können dabei ohne Umrüsten genäht werden. Der Prototyp des formgebenden Nähsystems bildet die Grundlage für die Entwicklung von weiteren Geräten zum Automatisieren des Nähprozesses. Mit seinen Systemen und Einzelkomponenten für Nähautomatisierung will sich Jörg Stephan vor allem an die Bekleidungsfertigung wenden. Der Gründungstermin seines Unternehmens wird voraussichtlich im Spätherbst dieses Jahres sein.

Der Deutsche Gründerfonds ist eine Initiative vom Wirtschaftsmagazin "Impulse" und dem Industrie- und Pharmaunternehmen Rhône-Poulenc. Seit 1995 fördert er junge Ingenieure und Naturwissenschaftler, die sich mit einer aussichtsreichen Idee selbständig machen wollen. Neben der finanziellen Förderung werden die Jung-Unternehmer ein Jahr lang bei ihrem Start in die Selbständigkeit begleitet und betreut.

Christian Hohlfeld


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