STUDIUM

Große Resonanz, doch kaum Fördermittel

Ergebnisse der ersten Antragsrunde des Sokrates/Erasmus-Programms

Erst die gute Nachricht, dann die schlechte: Rund 1600 europäische Hochschulen - davon 240 aus Deutschland - waren dem jüngsten Aufruf der EU-Kommission im Rahmen des Sokrates/Erasmus-Programms gefolgt und hatten Vorschläge zur Internationalisierung der Hochschulausbildung vorgelegt. Aber: Die EU bewilligte weitaus weniger als erwartet. Hintergründe des Programms beschreibt Dr. Carola Beckmeier, Leiterin der Arbeitsgruppe Auslandsstudium/Austauschprogramme des Akademischen Auslandsamts.

Die Neuordnung der EU-Bildungsprogramme führte dazu, daß die europäischen Hochschulen 1997 zum ersten Mal einen Gesamtantrag im Rahmen des Sokrates/Erasmus-Programms in Brüssel eingereicht haben. Darin schlagen sie eine Vielzahl von Aktivitäten vor, um die europäischen Dimensionen in Studium und Lehre zu stärken.

Für die europaweiten Mobilitätsstipendien waren Anträge für insgesamt 180000 Studierende (Deutschland: 30500) eingegangen. Die Kommission hatte dafür von vornherein rund 135,8 Millionen DM veranschlagt. Die Bundesrepublik Deutschland erhielt davon insgesamt 22,7 Millionen DM.

Enttäuscht waren die Antragsteller im Bereich der sogenannten Programmittel, die vor allem für die Organisation von Studierendenaustauschen, den Dozentenaustausch und die Entwicklung der Lehrinhalte gedacht sind. Da bei der Antragstellung keine genauen Finanzzusagen gemacht wurden, kam ein Gesamtvolumen von 485 Millionen Mark zusammen. Aber nur ein Zehntel - 48,5 Millionen - sagte die EU-Kommission schließlich zu.

Daher muß auch die TU Berlin mit nur einem Zehntel der beantragten Programmittel zur Organisation der Austauschaktivitäten auskommen. Etwas besser sieht es bei den Mobilitätsstipendien für die Technische Universität aus: Hier konnte insgesamt mehr eingeworben werden als bisher. Ärgerlich war jedoch, daß die Verträge für Stipendienmittel erst Ende des Sommersemesters eintrafen und die ausgewählten Stipendiaten für 1997/98 nicht rechtzeitig über ihre Stipendienhöhe informiert werden konnten.

Was die EU-Förderung für Studienaustausche angeht, sieht es derzeit eher nach Flaute aus

Insgesamt beantragte die TU Berlin für 1997/98 500 Mobilitätsstipendien. Dabei wurde sowohl das Spektrum der Zielländer als auch der Fachdisziplinen erweitert. Da sich die Kooperation der Hochschulen in Europa nach Vorgaben des Sokrates-Programms künftig deutlicher als bisher auf den Dozentenaustausch und die Curriculumsentwicklung beziehen soll, sind auch in diesem Bereich eine Reihe von Anträgen gestellt worden. Über 70 Vorschläge gab es zur Dozentenmobilität, davon eine ernstzunehmende Dozentur mittlerer Dauer. Die Teilnahme an Intensivprogrammen und die Möglichkeiten der Lehrplanentwicklung wurde dagegen eher zurückhaltend genutzt.

Die Erasmus-Stipendiaten-Statistik zeigt gegenüber dem Vorjahr keine großen Überraschungen. Bisher sind 245 Mobilitätszuschüsse bewilligt worden. Betrachtet man die Verteilung nach Zielländern, so liegen Großbritannien und Frankreich weiterhin vorne, gefolgt von Spanien und Italien. Die Struktur der fachspezifischen Bete iligung am Auslandsstudium hat sich ebenfalls nur geringfügig verändert, der größte Anteil kommt aus den Wirtschafts- und Geisteswissenschaften, gefolgt von der Architektur. Die Ingenieurwissenschaften sind hingegen geringer vertreten, so daß man noch nicht von einer europäischen Komponente in diesen Studiengängen reden könnte. Hier ist ein stärkeres Engagement der Hochschullehrer/innen beim Aufbau von Kooperationen und bei der Motivierung der Studierenden notwendig.

Wie an vielen anderen Hochschulen hat das Sokrates-Programm auch an der TU Berlin zu einer merklichen Ausweitung der Austauschbeziehungen geführt. Bei der Antragstellung für die jüngste Förderrunde wurden rund 50 neue Kooperationen mit europäischen Universitäten verabredet. Damit gibt es jetzt insgesamt 200 Verabredungen dieser Art zwischen der TU Berlin und anderen EU-Hochschulen. Den größten Stellenwert hat dabei die Organisation des Studierendenaustauschs.

Carola Beckmeier


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