TU intern - April 1998 - Wissenschaft
Auf dem Weg in die PraxisWissenschaftler der TU präsentieren ihre Forschungsergebnisse auf der Hannover Messe '98 Hannover dürfte im Frühjahr einer der meistbereisten Orte Deutschlands sein. Nachdem die CeBit ihre Tore geschlossen hat, wird vom 20. bis 25.April die Hannover Messe Ziel vieler Besucher sein. Rund 7300 Aussteller haben sich nach Angaben der Veranstalter zu dieser weltweit größten Industriemesse angemeldet. Es werden etwa 300000 Besucher erwartet. Mit dabei, in Halle 18 (Stand, 11.15), ist auch die TU Berlin. Auf dem "Forschungsmarkt Berlin", dem traditionellen Gemeinschaftsstand der Berliner Hochschulen und Forschungseinrichtungen, wollen Institute der TU insgesamt neun Exponate aus ganz unterschiedlichen Bereichen präsentieren:
Stoffe vor dem Nähen in den Eisschrank: Eine effizientere Bekleidungsproduktion auch in Hochlohnländern sollen das automatisierte Nähsystem (ASEW) und der Gefriergreifer (CRYOP) ermöglichen. Mit Hilfe des neuen Nähsystems können die Textilien während des Nähvorganges automatisch transportiert werden. Es ermöglicht auch die Vorausplanung ganzer Nähte, sowie die Erzeugung konkaver und konvexer Formen. Für den Transport auf der Nähmaschine, der einerseits noch zu langsam ist und andererseits die feinen Stoffe in Mitleidenschaft zieht, haben die TU-Wissenschaftler eine neue Greifertechnologie entwickelt. Der Stoff wird vor dem Transport mit Wasser besprüht und dann auf spezielle Weise tiefgekühlt. So entsteht eine hohe Haltekraft beim Transport und mechanische Beschädigung der Textiloberflächen werden minimiert. Kontakt: Prof. Dr.-Ing. Günther Seliger, Jörg Stephan, Institut für Werkzeugmaschinen und Fabrikbetrieb der TU Berlin, Tel.: 030/314-22014, Fax: -22759, E-Mail: Joerg.Stephan@iwf-mt.tu-berlin.de. WWW: http://www-mt.kf.tu-berlin.de/iwf_htm/f3auton.html Löten mit Licht: Light Beam Vorgestellt wird ein Lichtlötsystem, das zusammen mit der Firma Automatisierungstechnik Niemeier (ATN) entwickelt wurde. Mit ihm lassen sich kostengünstig einzelne, hochwertige Lötverbindungen herstellen. Eine spezielle Software berechnet das Temperaturprofil an der Lötstelle, welches bestimmend ist für die Lötstellenqualität. Die Maschinenparameter können dann anhand des Temperaturprofils optimiert werden. Das System kann im Bereich der Leiterplattenherstellung zum Einsatz kommen. Dort soll es Lötarbeiten ausführen, welche bisher noch in Handarbeit durchgeführt werden. Kontakt: Prof. Dr.-Ing. Günther Seliger, Jörg Niemeier, Institut für Werkzeugmaschinen und Fabrikbetrieb der TU Berlin, Tel.: 030/314-24947, Fax: -22759, E-Mail: j.niemeier@iwf-mt.tu-berlin.de. WWW: http://www-mt.kf.tu-berlin.de/iwf_htm/f3loet.html Werkzeuge und Software für Demontagefabriken Die vorgestellten Exponate wurden im Rahmen des an der TU Berlin angesiedelten Sonderforschungsbereiches "Demontagefabriken zur Rückgewinnung von Ressourcen in Produkt- und Materialkreisläufen" entwickelt. Hier arbeiten Wissenschaftler daran, wie industrielle Produkte, beispielsweise Autos oder Waschmaschinen, am Ende ihrer Lebenszeit sachgerecht demontiert werden, um möglichst viele ihrer Bauteile wiederzuverwenden. Zu sehen sind auf der Messe u.a. ein Werkzeug zum Lösen von Schrauben, das scharfkantige Greifkörper in den Schraubenkopf einkerbt, ein Schlagzerschneidwerkzeug zum Lösen von Nietverbindungen, sowie Software aus den Bereichen Logistik, Planung und Konstruktion. Kontakt: Prof. Dr.-Ing. Günther Seliger, Katrin Müller, Institut für Werkzeugmaschinen und Fabrikbetrieb der TU Berlin, Tel.: 030/314-21018, Fax: -22759, E-Mail: sfb281@iwf-mt.tu-berlin.de. WWW: http://www-mt.kf.tu-berlin.de/
Neues Verfahren zum Kunststoffrecycling: Vorgestellt wird ein Verfahren zur Wiedergewinnung von Kunststoffen durch den Einsatz von jeweils geeigneten Lösemitteln. Diese Technik bietet mehrere Vorteile gegenüber herkömmlichen Methoden. Zum einen können die Sortierung und Reinigung der Kunststoffe in einer Stufe durchgeführt werden, und es kann eine Verbundtrennung von Kunststoff und Metall oder Kunststoff und Glas erfolgen. Zum anderen eignet sich die Methode auch zur Aufbereitung von kontaminierten oder stark durchmengten Altkunststoffen. Eine wichtige Einsatzmöglichkeit wird bei der Aufbereitung von Altkunststoffen aus dem Automobilbereich gesehen.
Kontakt: Prof. Dr. Helmut Käufer oder Stefan Bosewitz,
Kunststofftechnikum, TU Berlin, Hautverträgliche Kunststoffe für die Medizin Katheter können nur für eine kurze Zeit in den menschlichen Körper implantiert werden. In der Grenzschicht zwischen dem Implantat und der Haut des Patienten entstehen schon nach wenigen Tagen Infektionen, so daß beim Patienten immer wieder neue Stellen zur Hautdurchleitung gesucht werden müssen. Mit Hilfe neuer, bioaktiver Oberflächen der Katheter, die zu einer günstigeren Wechselwirkung führen, sollen Infektionen vermieden werden. Die Schichten des medizinischen Materials gleichen in der Zusammensetzung und Oberflächenbeschaffenheit Zähnen oder Knochen (ein Material names Hydroxylapatit wird zu 50 Prozent eingesetzt). Mit dieser Beschichtungsmethode können dünne Hydroxylapatitschichten aus Silikon hergestellt werden. Die äußere Hautschicht wächst direkt an das Implantat an und verhindert eine Infektion. Kontakt: Prof. Dr. Helmut Schubert, Michael Meyer, Institut für Nichtmetallische Werkstoffe der TU Berlin, Tel.: 030/314-23425 oder 22368, Fax: 21100. E-Mail: meyefeii@mailszrz.zrz.tu-berlin.de
Härtetest für Windkraftanlagen: TU-Wissenschaftler zeigen ein Rechenprogramm, das beim Bau und der Überprüfung von Windkraftanlagen erstmals Kenntnisse aus dem Luftfahrzeugbau (Aerodynamik) und aus dem Maschinenbau (Strukturmechanik) verknüpft. Im Gegensatz zu früher werden die Berechnungen der Belastungen durch Luftkräfte und die Analyse der Anlagen in Betrieb nicht mehr getrennt voneinander durchgeführt. Somit ist es nun möglich, auch höhere Lasten, etwa beim kurzzeitigen Auftauchen von stärkeren Windböen, bei der Konstruktion zu berücksichtigen. Das neue Verfahren kann aber auch zur Untersuchung bereits vorhandener Anlagen eingesetzt werden. Anwender sind Konstrukteure, Entwickler, Ingenieurbüros und Gutachter. Kontakt: Prof. Dr. Robert Gasch, Jan Liersch, Institut für Luft- und Raumfahrt der TU Berlin, Tel.: 030/314-22139 oder -25857, Fax: -22866, E-Mail: wind@roto.fb12.tu-berlin.de. Kalibrierverfahren unter Anwendung neuronaler Netze Sensoren arbeiten dann besonders genau, wenn die aufgenommenen Daten mit Hilfe sogenannter Kalibrierfelder ausgewertet werden. Diese können Ungenauigkeiten bei der Herstellung der Sensoren ausgleichen. Vorgestellt wird hier ein neues Verfahren zur Sensorkalibrierung am Beispiel einer Strömungssondenkalibrierung. Das Verfahren verwendet zur Erstellung, Speicherung und Auswertung der Daten die Technologie der neuronalen Netze. Vorteile dieses Verfahrens sind ein größerer Nutzbereich des Sensors und kleinere Meßzeiten. Kontakt: Prof. Dr.-Ing. Jean Hourmouziadis, Detlef Schweng, Institut für Luft- und Raumfahrt der TU Berlin, Tel.: 030/314-22778 oder -79464, Fax: -79448, E-Mail: hour1031@aris.fb12.tu-berlin.de. WWW: http://keynes.fb12.tu-berlin.de/luftraum/triebwerk/forschung/neuronetz.html
Neue Meßtechnik für die Chemische Industrie:
Es wurde eine Meßtechnik entwickelt, die Größe und Oberfläche von Partikeln in einer Flüssigkeit bestimmen kann. Der Meßaufbau besteht aus einem speziellen Endoskop, einer CCD-Kamera und einem Computer, die Auswertung erfolgt zur Zeit noch manuell. Das Anwendungspotential der Methode liegt in der chemischen Industrie, wo es bei der Perlpolymerisation - beispielsweise bei der Herstellung von Styroporkugeln - eingesetzt werden kann. Kontakt: Prof. Dr.-Ing. Matthias Kraume, Joachim Ritter, Institut für Verfahrenstechnik der TU Berlin, Tel.: 030/314-23701, -22348 oder -72687, Fax: -21134, E-Mail: jorj0632@zrzsp7.fb10.tu-berlin.de. Strahlschlaufenapparat - ein Modellreaktor zum Einsatz bei der chemischen Synthese Entwickelt wurde ein Modellsystem zur Bestimmung von Geschwindigkeitsprofilen in Reaktoren, wie sie z.B. bei der chemischen Synthese verwendet werden. Ihre Dimensionierung, d.h. der konkrete Aufbau, bestimmt, wo die eingeleiteten Stoffe den Reaktor mit welcher Geschwindigkeit durchströmen. Dies wiederum beeinflußt die Qualität der chemischen Reaktion. Die zur Bestimmung von Geschwindigkeitsprofilen in Reaktoren verwendeten Rechenmodelle sind nur eingeschränkt gültig und müssen deshalb experimentell überprüft werden. Dazu wurde der auf der Messe vorgestellte Strahlschlaufenapparat entwickelt, ein Modellreaktor, in dem die Geschwindigkeitsprofile mit Hilfe eines Ultraschall- oder Laser-Doppler-Meßsystems bestimmt werden können. Es besteht gleichzeitig die Möglichkeit, die Profile mittels Computeranimation zu simulieren. Die Genauigkeit der Rechnungen kann dann mit Hilfe des Strahlschlaufenapparates überprüft werden. Kontakt: Prof. Dr.-Ing. Matthias Kraume, Patrick Mier, Institut für Verfahrenstechnik der TU Berlin, Tel.: 030/314-23701, -22348 oder -23171, Fax: -21134. E-Mail: mier0632@mailszrz.zrz.tu-berlin.de. urs © 4/'98 TU-Pressestelle [ ] |