TU intern - April 1998 - Vermischtes

Einige kritische Anmerkungen zum Thema Online-Medien und Wissensvermittlung an der TU enthält der folgende Leserbrief (der tui-Redaktion aus dem Herzen gesprochen):

Sehr geehrte TU intern Redaktion!

Das Thema Online und Wissensvermittlung ist der TU Berlin ein wichtiges Thema und wird gerne von allen Seiten propagiert. Was mich als Student jedoch skeptisch stimmt, ist die mangelnde Umsetzung selbst der einfachsten Dinge an der TU Berlin, wie Mail oder Zugang über Modem/ISDN. Wer sich abends nach 21.00 Uhr einwählen will, kann sich glücklich schätzen nach einer Stunde vergeblicher Anwahlversuche sein "Connect" zu bekommen. Ob 100 Wählzugänge dieAntwort auf ein zukünftiges Online-Studium mit 30000 Studenten sind?

Nicht besser sieht es mit Mails aus. Die Antwortzeiten des Servers scheinen sich entgegengesetzt der Anzahl der Nutzer zu entwickeln. Wer von Zuhause seine E-Mails abholen will, um nach 3 Minuten dann endlich eine Reaktion auf dem Bildschirm zu erhalten, wird so zum Geldesel für die Telekom. Dazu häufige Totalausfälle und Weiterleitungsverzögerungen von 10-17 Stunden (kein Witz!).

Mein ernüchterndes Fazit, solange die TU keine Grundversorgung im Online-Bereich schafft, sind Appelle an Studenten sich mehr mit dem Medium zu beschäftigen ein schlechter Scherz.

Viele Grüße, Reinhard Schüpferling


"Preiswerte Profs" war der Titel der Glosse von Georg Hinrichsen; erdacht beim Zwangsaufenthalt auf dem Flughafen von Cincinnati (TU intern 2-3/98). Hier eine Entgegnung vom U-Bahnhof Dahlem-Dorf

Werte Redaktion,

das Erschrecken währt ja nur kurz: Bin ich denn feil? Immer schon rechtsschutzversichert gegen einen mächtigen Dienstherrn denkt man doch unwillkürlich - auch angesichts eines Teils unseres ehemals gemeinsamen Instituts - an Onkel Toms Hütte, was nicht nur in Kindertagen Tränen in die noch weltwachen Augen trieb, denkt an Ernst Moritz Arndt (nachmals Namensgeber einer Universität), dessen Leben den umgekehrten Weg nahm: von der noch Leibeigenschaft seiner in ärmlichen Verhältnissen lebenden Elternfamilie vor - in seiner Zeit berühmte - Katheder beteiligter studentischer Jugend.

Wie aber, wenn die Bieter fehlen, einem so recht nachdrücklich der Markt den Berlin-Malus vor Augen führt? Stolz bleiben wir die unkaufbaren, von denen man sich nur intern - von der "Tür" zum "Fenster", vom "Fenster" zur "Tür" - zuschiebt sie seien unverkäuflich gewesen.
Dem Markt entgegen: Dietmar Görlitz als treuer Leser - bei einem Zwangsaufenthalt auf der U-Bahnstation Dahlem-Dorf -


Die Darstellungen von TU intern zum neueröffneten Frankreichzentrum sind Thema des folgenden Briefes:

In TU intern (tui) 2-3/98 fragt Ilse Krause, ob die Darstellung der tui 1/98 in Sachen "Frankreichzentrum" nicht "Geschichtsklitterung" sei. Der Ton, in dem tui antwortete, ist um so erstaunlicher, als Frau Krause in der Sache recht hat. Da sich tui gestattet, auch über mich bzw. die Romanistik Auskünfte zu erteilen, und dabei vorgibt, "nachrecherchiert" zu haben, sei festgestellt, daß tui bei mir weder nach- noch überhaupt recherchiert hat. Sonst würde sie nicht behaupten: "Einen Kooperationsvertrag mit der TU Paris gibt es nicht - denn es gibt keine ,TU Paris'". Doch. 1994 hat die TUB mit der T(echnischen) U(niversität) Paris VII, die auch Geisteswissenschaften hat und an dem damals geplanten "Zentrum für Frankreichforschung" interessiert war, einen Kooperationsvertrag abgeschlossen, der u.a. die Einrichtung einer Außenprofessur von Paris VII an der TUB vorsah. Als Paris VII begriff, daß man an der TUB das ursprüngliche Konzept des "Frankreichzentrums" preisgegeben hatte, stellte sie die Mitarbeit ein. Richtig ist, daß das entscheidende Datum für das "Frankreichzentrum" "der Errichtungsbeschluß des Berliner Senats vom Januar 1995" ist, wie tui schreibt. Diesen Beschluß habe ich auf Bitte der Französichen Botschaft, wegen der von mir als Romanist geleisteten Frankreichforschung, und im offiziellen Auftrag der TUB nach zweijähriger Vorarbeit herbeigeführt. Das nun eröffnete "Frankreichzentrum" entspricht diesem "Errichtungsbeschluß" nicht, obwohl er noch heute gültig ist und - zusammen mit dem ihm zugrunde liegenden FB-Beschluß vom 9. 5. 94 - neben der Beibehaltung der Romanistik, auch einen Gründungsausschuß sowie die Einrichtung eines Direktoriums und eines Beirats vorsieht. Nachdem der Senat seinen Beschluß gefaßt hatte, haben der FB 1, bzw. sein Dekan hinter meinem Rücken, eine Umwidmung des Projektes vorgenommen, wobei der Dekan sich vom FBR unter seinem Vorsitz - bei gleichzeitiger Anhebung seiner Professur von C3 auf C4 (FBR-Beschlüsse 1-391/2.e und 2.f vom 30. 10. 95) - die "Leitung des in Gründung befindichen Frankreichzentrums" an der TU für 5 Jahre übertragen ließ und die Romanistik durch germanistische und philologische Professuren ersetzte. Entgegen dem Gründungsbeschluß wurden Gründungsausschuß und Direktorium bis heute nicht gebildet. Auf meine Proteste hin hat der AS am 10. 1. 96 eine Kommission eingesetzt, die die beanstandeten FB-Beschlüsse als unvereinbar mit Berl.HG aufhob und eine Beschlußvorlage ausarbeitete, die eine Rückkehr zu den Gründungsbeschlüssen darstellte: dieser Vorlage stimmte der AS mit 24:0:0 Stimmen zu, nicht der des FBR, wie tui behauptet. Das hat den Rat des FB 1 bzw. seinen Dekan nicht gehindert, einfach weiterzumachen. Er beschloß sogar am 25. 3. 96 - wieder ohne mein Wissen - die Einstellung der Romanistik. Das verpaßt der Auskunft von tui, "das Institut für romanische Literaturwissenschaft" habe "zur eigentlichen Gründungs- und Aufbauphase des Zentrums (ab Januar 1995), d. h. zur Bereitstellung von Professuren, Assistenten und Sachmitteln" "nichts beigetragen", den zynischen Background. Die Romanistik hatte bis 1/95 bereits 3 ihrer 6 Professuren in das "Frankreichzentrum" gegeben. Sie wurden nachträglich mit "kw"-Vermerken versehen, um die Rettung des "Flaggschiffs Germanistik" zu finanzieren, wie der Dekan am 9. 9. 97 dem Tagesspiegel sagte. 1998 war von den Romanistik-Professuren, die alle für Frankreichforschung und Französischstudium zuständig waren, nur noch eine C3-Professur ohne "kw" übrig. Dafür wurde am 26. 1. 98 ein "Frankreichzentrum" eröffnet, das mit einer Professur für Philosophie der Moral versehen ist und demnächst noch je eine Professur für mittelalterliche Geschichte und "Vergleichende Literaturwissenschaft mit Schwerpunkt Französische Literatur" erhalten soll. Letztgenannte Professur ist besonders makaber, da sie die Verdoppelung meiner eigenen Professur (romanische Literaturen mit Schwerpunkt französische Literatur) darstellt, die nach Abschaffung der Romanistik "kw" gesetzt wurde. Der Deutsche Romanisten Verband nennt den gesamten Vorgang einen Skandal und sricht u. a. von "fehlender finanzieller Verantwortung" (Mitteilungen 1997 II S. 128). Michael Nerlich


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