TU intern - April 1998 - Absolventen

Iris Sommer und der solarbetriebene Milchaufschäumer, der auf den ersten Blick eher wie ein futuristisches Handy aussieht

Iris Sommer


Neues aus der Milchstraße

Unter sechs und über 60 Grad Celsius ...", Cappuccino-Liebhaber dürften längst wissen was gemeint ist: die Idealtemperatur zum Aufschäumen von Milch. Für Iris Sommer geht es dabei allerdings um mehr als den reinen Genuß. Vor gut einem halben Jahr hat sich die ehemalige Studentin der Betriebswirtschaftslehre (BWL) der TU den Traum von der Selbständigkeit erfüllt und ist mit High-Tech und aufgeschäumter Milch zum eigenen (halben) Unternehmen gekommen.

Iris Sommer ist Mitbegründerin der Firma "Solarc- innovative Solarprodukte" mit Sitz im ehemaligen AEG-Gelände, in der Gustav-Meyer-Allee. Das Produkt, und damit kommen wir zurück zu Milch und Kaffee: ein solarbetriebener Milchaufschäumer, der SoLait. Mit 10000 Umdrehungen pro Minute und einem Spritzschutz am Wirbelrad sorgt der elektronische Schaumschläger dafür, daß Luft in die Milch kommt und der Benutzer sauber bleibt.

Iris Sommer ist in dem zweieinhalb Mann/Frau starken Unternehmen für Vertrieb und Marketing zuständig. Die Finanzen bearbeitet sie zusammen mit ihrem Compagnon Dr. Oliver Lang, Physiker, Tüftler und ebenfalls TU-Absolvent. Zu ihren Aufgaben gehören die Präsentation des Produktes, sei es auf verschiedenen Messen, oder, wie im Winter, auf dem Weihnachtsmarkt. Sie ist aber auch für die Werbung, das Abschließen von Verträgen und den Direktverkauf zuständig. Mit einem Achtstundenarbeitstag hat der Job wenig zu tun, und es ist eher die Ausnahme, wenn das Wochenende einmal - wenigstens teilweise - frei ist. "Manchmal ist es einfach nervig, wenn man selbst nachts noch von Milchaufschäumern träumt". Doch der Druck ist groß, denn der SoLait muß schnell auf den Markt gebracht und bekannt gemacht werden - ehe ein anderer ihn nachmacht. Natürlich müssen auch die Kosten, die bisher in die Firma investiert wurden, wieder hereinkommen. Und so haben auch die Hobbies der Jungunternehmerin in letzter Zeit sehr gelitten. Nur noch beim afrikanischen Trommeln ist sie dabei, sportliche Aktivitäten wurden bis auf weiteres auf Eis gelegt.

Doch trotz Dauerstreß und fehlender Freizeit hat die begeisterte Jungunternehmerin den Schritt in die Selbständigkeit nicht bereut. "Jederzeit" würde sie dies wieder tun. "Ich habe in der letzten Zeit soviel gelernt, wie noch nie vorher. Jeden zweiten Tag steht man vor etwas, wovon man keine Ahnung hat". Dann ist es gut, wenn man Beziehungen und alte Bekanntschaften nutzen kann. Über die verfügt Iris Sommer aufgrund ihrer vorherigen Tätigkeiten.

Nach dem Grundstudium der BWL in Regensburg wechselte sie zur TU nach Berlin. Ausschlaggebend für die Wahl der TU war - schon damals - eine in der Zeitung veröffentlichte Rankingliste. Im Anschluß an das Studium folgt eine Stelle bei der Treuhand, wo sie u. a. den Verkauf von ehemaligen Ferieneinrichtungen von der Ausschreibung bis hin zum Vertrag begleitete. Anschließend ging Iris Sommer für ein halbes Jahr nach Afrika. Ihren ursprünglichen Plan, sich dort endgültig niederzulassen setzte sie nicht in die Tat um. Statt dessen kam sie zurück nach Berlin , sagte in letzter Minute ein Angebot in München ab und bleib hier, um bei ntv den Bereich Teletext und Online-Medien mit aufzubauen.

Als sich im August vergangenen Jahres die Möglichkeit ergab, bei der Gründung einer eigenen Firma dabei zu sein, packte Iris Sommer die Gelegenheit beim Schopf. "Ich hatte schon immer den Traum, selbständig zu sein". Mit Oliver Lang und seinen innovativen Solargeräten war nun auch das richtige Produkt gefunden. Iris Sommer betrachtet die Unternehmensgründung als Herausforderung. "Man kann das machen, was man gelernt hat und ist in der Lage, selbst steuern zu können". Dafür hält sie auch das Studium für wichtig. Mit der Praxisbezogenheit ihrer Fachrichtung Marketing war sie - "mal abgesehen davon, daß jedes Studium zu wenig praxisbezogen ist" - zufrieden und glaubt, dort viele nützliche Sachen gelernt zu haben. Ebenso wichtig: Praktika, auch wenn sie nicht gefordert sind. Die TU erschien ihr zur eigenen Überraschung weniger anonym - und nicht so mathematisch - wie Regensburg. "Man kam besser an die Profs ran, die waren offener".

Heute hat Iris Sommer keine Kontakte mehr zur TU. Es sei denn sie sucht Aushilfskräfte, denn die kommen von der TUSMA. Eine Absolventenbetreuung hält sie für keine schlechte Idee, gäbe sie einem doch die Möglichkeit zu wissen, was läuft und wo die Forschung hingeht.

Wie sich die Uni von ihrer heutigen Arbeit unterscheidet? "Da liegen Welten dazwischen", sagt Iris Sommer "das kann man nicht vergleichen". Eine Gemeinsamkeit fällt ihr nach einigem Überlegen doch noch ein: man denkt immer an die Arbeit und schaltet nicht mal ab. Einen "Feierabend" wie bei Angestellten gibt's nicht. Ihr Wunsch für die Zukunft? Da muß Iris Sommer nicht lange nachdenken: schwarze Zahlen in der Firma.

urs


© 4/'98 TU-Pressestelle [ ]