TU intern - April 1998 - Studium

Recyceln statt wegwerfen !

104 000 Tonnen Elektronikschrott erwartet das Bundesumweltministerium für das Jahr 1998. Für die Mülldeponie ist der Abfall zu giftig und zu wertvoll.
Elektronik und Umwelt - zwei Welten begegnen sich? Einerseits entstehen besonders in den zukunftsorientierten Wachstumsbranchen, wie Informations- und Kommunikationstechnik, immer größere Mengen an immer wertvollerem Abfall. Ein Grund dafür sind die stetig kürzer werdenden Innovationszyklen, die diese Produkte durchlaufen. Für 1998 erwartet das Bundesumweltministerium allein aus der Informationstechnik in Deutschland 104000 Tonnen ausgesonderter Geräte, die jährliche Zuwachsrate liegt bei 10 Prozent.

Andererseits nimmt die Erkenntnis zu, daß die Aufnahmefähigkeit des Ökosystems für anthropogene Stoffe nicht unendlich ist und die Ressourcen (z. B. Wasser), auch durch die Produktionen der Elektronik, knapper werden. Beides macht ein nachhaltiges Wirtschaften erforderlich. Ein Schutz der Umwelt ist nur durch die Abkehr von der linearen Stoffflußwirtschaft hin zu einem Wirtschaften in Kreisläufen zu erreichen. Alle Phasen im Leben eines Produktes müssen im Hinblick auf Kreislauffähigkeit überprüft, Schwachstellen erkannt und bei der Entwicklung neuer Produkte berücksichtigt werden.

Einige große Firmen (wie z. B. Siemens und Philips) haben das Problem erkannt und erste Maßnahmen eingeleitet. Die Vorbildung des Mitarbeiternachwuchses zu diesem Thema ist heute noch nicht vorhanden. Auf nationalen und internationalen Konferenzen werden unter Fachleuten die neuesten Methoden diskutiert und Erfahrungen ausgetauscht. Kleine und mittlere Unternehmen haben jedoch keine Möglichkeiten, Mitarbeiter auf diese Weise mit dem nötigen Know-how auszustatten.

Um die Umweltverträglichkeit elektronischer Produkte zu erhöhen, muß das verfügbare Wissen in die Ausbildung zukünftiger Ingenieure der Elektronik, Mikroelektronik und Mikrosystemtechnik einfließen. Der Forschungsschwerpunkt Technologien der Mikroperipherik der TU und das Fraunhofer Institut für Zuverlässigkeit und Mikrointegration, das seit fünf Jahren in Kooperation mit der Industrie Forschung in diesem Gebiet betreibt, entwerfen deshalb unter der Leitung von Prof. Reichl ein Curriculum für die Entwicklung umweltgerechter Elektronikprodukte. In diesem Sommersemester wird zum erstenmal in der Vertiefungsrichtung Mikrosystemtechnik eine Vorlesung zum Thema “Design umweltverträglicher elektronischer Produkte“ angeboten, die den Studenten einen Überblick über den Stand der Forschung und Entwicklung in diesem Themenfeld vermittelt; ein Wissen, über das ein zukünftiger Ingenieur der Mikroelektronik verfügen sollte.

Die Vorlesungsreihe wird mittwochs zwischen 16.15 und 17.45 Uhr im Elektrotechnikgebäude Raum EN 180 stattfinden. Im Wintersemester soll ein Projektlabor die praktischen Fertigkeiten der Studenten aus dem Themenkreis “Design for Environment elektronischer Produkte“ erweitern.

Hansjörg Griese


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