TU intern - Erstsemester-Special 1998 - Campuskultur
Ein Drama in drei Akten mit Happy EndGanz theatralisch: The TU English Drama Group
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Auch in diesem Jahr führt die English Drama Group am Erstsemestertag wieder einen Ein-Akter auf | ||
Über die Uni ins Rampenlicht? Nichts leichter als das:
Die English Drama Group
steht Studierenden aller Fachbereiche mit guten Englischkenntnissen
offen. Im Wintersemester wird die Theatergruppe Shakespeares Measure
for Measure" erarbeiten. Das Stück wird in einer einstündigen
Fassung bei den Shakespeare-Tagen der Deutschen Shakespeare-Gesellschaft
im Mai 1999 in Weimar und danach in einer zweistündigen Fassung
in Berlin aufgeführt werden. Interessenten, die mitmachen
wollen, werden noch gesucht.
AKT I, SZENE 1 Semesterbeginn, Mitte Oktober: Wieder einmal haben sich ca. 35 Theaterbesessene gefunden, die zusammen ein Theaterstück in englischer Sprache auf die Bühne bringen wollen. Warum ausgerechnet in Englisch? Die einen wollen Konversation für's Studium (und evtl. späteres Lehrerdasein) üben, andere bereiten sich auf den nächsten GB/USA-Urlaub vor (oder zehren noch vom letzten) und wieder andere wollen einfach auf die Bühne, egal in welcher Sprache. Dementsprechend rangieren die Akzente von Oxford English bis Texas-Kaugummi-Slang, teilweise mit mehr oder weniger ausgeprägtem deutschen Einschlag. Dazu gesellen sich immer wieder britische und amerikanische Austauschstudenten, die die Klänge ihrer Heimat vermissen. Diese sind es dann auch oft, die mehr oder weniger unfreiwillig als Sprachtrainer verpflichtet werden. AKT I, SZENE 2 Mitte November: Vom ursprünglichen Massenandrang hat es sich die Hälfte inzwischen wieder anders überlegt und ward nicht mehr gesehen. Mit den verbliebenen ca. 15-20 Personen kann nun an die Auswahl eines Stückes gegangen werden. Erstes Problem: es gibt kaum Stücke mit 15 Hauptrollen. Nach dieser Erkenntnis schrumpft die Gruppe noch einmal um 2-3 Mitglieder. Zweites Problem: eine typische Besetzungsliste weist mehr Männer- als Frauenrollen auf, die Geschlechterverteilung innerhalb der Gruppe ist jedoch meist zugunsten der weiblichen Überlegenheit verschoben. Nachdem dieses Problem auf die eine oder andere Art aus dem Weg geräumt ist, wird ausgiebig über die (wenigen) noch zur Auswahl stehenden Stücke debattiert, eins nach dem anderen durch Abstimmung verworfen und schließlich, kurz vor Weihnachten, die ursprüngliche erste Auswahl von Mitte Oktober wieder hervorgeholt und mit allgemeiner Begeisterung angenommen. Die Rollen werden verteilt; weitere Personen verabschieden sich, weil sie statt der erhofften Hauptrolle nur eine kleine Nebenrolle zugeteilt bekommen, Ersatz wird gesucht und gefunden. Nun heißt es Text lernen! Aber erstmal sind Ferien. AKT II, SZENE 1 Anfang Januar: Das erste Treffen nach den Weihnachtsferien verläuft ernüchternd: die Hälfte der Teilnehmer weilt noch bei den Eltern, die andere kann gerade mal den ersten Satz der jeweiligen Rolle auswendig. Macht ja nichts, wir haben schließlich noch sechs Wochen Zeit. Das nächste Treffen ist kaum besser, aber immerhin sind jetzt (fast) alle da. Es wird zum ersten Mal über mögliche Aufführungstermine diskutiert. Leider stellt sich hinterher heraus, daß diejenigen, die noch fehlten, an den mühsam per Kompromiß erarbeiteten Terminen leider bereits anderweitig verpflichtet sind. Alles wieder von vorne AKT II, SZENE 2 Mitte Januar: Die Proben laufen, noch mit Textbuch in der Hand. Zum ersten Mal werden Sonderproben angesetzt, z. B. für einzelne Szenen oder Kostümanproben. Überhaupt, wer kümmert sich um Kostüme, Bühnenbild, Licht, Ton und Poster? All' die fleißigen Helfer, die zu Beginn des Semesters noch tönten Wenn ich keine Rolle kriege, mache ich halt was hinter der Bühne" - wo sind sie? Gone. Auch dieses Problem löst sich nach dem Chaos-Prinzip: Es wird schon irgendwie klappen." AKT II, SZENE 3 Ende Januar: Urplötzlich bricht die große Panik aus - in zwei Wochen ist Premiere, und was haben wir vorzuzeigen? Lückenhafte Textkenntnisse, einzelne Kostümteile, ein rudimentär improvisiertes Bühnenbild. Licht- und Tonausstattung befinden sich noch im Winterschlaf. Das schaffen wir nie!" Weitere Extratermine werden angesetzt, wir sehen uns nun beinahe täglich. Gemütliches Wochenende? Fehlanzeige - Sonntag ist der einzige Tag, an dem wirklich alle Zeit haben. Schlummernde handwerkliche und improvisatorische Talente werden geweckt, ganze Wohnungen werden zwecks Bühnenausstattung geplündert. Wer hat ein Radio, das wie 1930 aussieht? Grüne Schuhe in Größe 41? Tropenhelm? Passende Musik? Und könnten wir den Ausgang zur Küche vielleicht doch rechts haben statt links, damit die (noch nicht vorhandene) Lampe den Plattenspieler (wer wollte den doch gleich mitbringen?) nicht blockiert? AKT II, SZENE 4 Generalprobe: Die Textbücher fliegen gnadenlos in die Ecke, wer's jetzt immer noch nicht kann, muß halt improvisieren. Die Souffleuse will schließlich auch was zu tun haben. Hosenträger haben Hochkonjunktur, ebenso Sicherheitsnadeln. Interessante Lichteffekte - warum haben wir das nicht schon letzte Woche geprobt? Ach ja, da mußten wir uns ja erstmal an die ungewohnt vollständige Tonspur gewöhnen. Und dieses Make-up - so richtig gut sieht das ja auch noch nicht aus. Außerdem ist Farbton NB2 der Grundierung mal wieder alle - wer geht morgen noch einkaufen? Dafür, daß bei einer Generalprobe traditionsgemäß alles schiefgehen soll, lief es doch ganz gut. Es ist spät, die Applausordnung üben wir morgen abend schnell noch, bevor es richtig ernst wird. AKT III, SZENE 1 Premiere: Lampenfieber. Wer hat meine Hose gesehen?" Wer macht meine Haare?" Kannst Du noch mal schnell meinen Text abhören?" Alle sind aufgeregt, alles muß schnell gehen. Mit nur fünf Minuten Verspätung betreten wir die Bühne, aber daran sind die Zuschauer schuld, die immer noch in Scharen hereinströmen, selbst als das Saallicht schon gelöscht ist. Es geht los. Alle hinter der Bühne halten den Atem an. Nach zwei Minuten der erste Lacher. Sie lachen! Viele native speakers im Publikum heute abend. Am Ende sind alle erleichtert. Es hat alles geklappt, dem Publikum hat's gefallen. Wir haben's geschafft!" Die Sektkorken knallen und wir feiern - aber nicht zu lang, denn morgen abend geht's weiter. Diese Woche stehen für einige auch noch Klausuren an... Richtig gefeiert wird erst, wenn die letzte Aufführung vorbei ist. AKT III, SZENE 2 Ende April: Ein neues Semester hat begonnen, und alle sind erholt aus den Ferien zurückgekehrt. Ein Nachtreffen findet statt, mit vielen, vielen Fotos. In der Erinnerung erscheint alles gar nicht mehr so hektisch, wie es war. Und Spaß gemacht hat es auch! Machst Du dieses Semester wieder mit?" Nein, im Moment habe ich die Zeit nicht." Vielleicht nächstes Jahr wieder?" Ja, vielleicht." Nur eine Handvoll altgedienter Akteure" kann auch diesmal dem Ruf der Bretter, die die Welt bedeuten, nicht widerstehen. Aber diesmal organisieren wir alles besser und fangen früher an, damit das nicht wieder so einen Streß gibt wie letztes Mal..."
Ulrike Schaefer, Lehramt,
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