TU intern - Erstsemester-Special 1998 - Studium

Ins Epizentrum dank Erwins Zinsen

Wer schnell und gut studiert, kann sich um den Erwin-Stephan-Preis bewerben

Fußball und Studium haben eines gemeinsam: Es gibt keinen Schönheitspreis. Das heißt aber nicht, daß es an der TU Berlin nichts zu gewinnen gäbe. Wer glaubt, schneller und besser als andere studiert zu haben, kann sich nach seinem Examen um den Erwin-Stephan-Preis bewerben. Am Ende jeden Semesters wird der Preis vergeben. Mehrere Tausend Mark winken den Gewinnern, die damit einen Auslandsaufenthalt mit Studienbezug finanziert bekommen. Der Preis, der seit 1991 vergeben wird, geht auf Erwin Stephan zurück (1890 bis 1974). Stephan war Maschinenbauingenieur und Technischer Direktor einer Maschinenfabrik, er wurde 1954 Ehrendoktor der TU Berlin. Als seine Frau Helene 1988 verstarb, vermachte sie nach dem Wunsch ihres Mannes die Hälfte ihres Wertpapiervermögens - rund 2 Millionen Mark - der TU Berlin. Eine daraufhin ins Leben gerufene ”Helene-und-Erwin-Stephan-Stiftung" verwaltet das Vermögen und vergibt die jeweils anfallenden Zinsen als Preisgelder.

War schnell im Studium: Erwin-Stephan-Preisträger Michael Kurz
Michael Kurz, einer der 14 Preisträger vom Sommer vorigen Jahres, berichtet über seinen Aufenthalt in Kalifornien:

Als ich im Sommer 1997 mit dem Erwin-Stephan-Preis ausgezeichnet wurde, wußte ich genau, wo es hingehen sollte: In das Epizentrum des Internets, wenn es so etwas in einem Netz überhaupt geben kann. Da ich mich für Musiksynthesizer-Technik interessiere, habe ich mich während meines Studiums der Elektrotechnik an der TU Berlin auf digitale Signalverarbeitung spezialisiert. Einer der Spezialisten für den Themenbereich virtuelle Instrumente sitzt am Center for Computer Research in Music and Acoustics (CCRMA) der Stanford University. Dort war ich von November 1997 bis Februar 1998 Gastforscher. Die Stanford University liegt auf einem großen, grünen Campus am Fuß der Berge, die San Francisco Bay vom Pazifik trennen. Sie befindet sich etwa eine halbe Autostunde südlich von San Francisco in Palo Alto, einer der Vorstädte, die nahtlos ineinander übergehend die Bucht umringen.

Meine Vorfreude auf das Land der (fast) unbegrenzten Möglichkeiten wurde nicht enttäuscht: Die Internet-Infrastruktur ist dort nahezu optimal - jedenfalls um ein vielfaches besser, als ich es an der TU Berlin gewohnt war. Am CCRMA wandeln zudem lebende Legenden, wie Max Mathews, der in den 60er Jahren mit seinen Forschungen die Computermusik begründet hat. Da die Themenbereiche, mit denen man sich dort beschäftigt, am Schnittpunkt zwischen Musik und Technik liegen, trifft man häufig Menschen, die halb Komponisten und halb Ingenieure sind. Ich habe einige der Vorlesungen und Seminare besucht, mit anderen Gastforschern diskutiert und durch die Nutzung der Studioeinrichtungen praktische Erfahrungen sammeln können.

Die Belohnung: Michael Kurz war am Center for Computer Research in Music and Acoustics in Stanford, einem Ort virtueller Instumente
Neben dem akademischen Betrieb hat mich auch die kommerzielle Aktivität im weltbekannten Silicon Valley interessiert. Viele namhafte Firmen der Synthesizer-Branche haben oder hatten dort ihren Sitz und noch immer gehen von dort viele Impulse aus. Ich hatte die Gelegenheit, das Haus des Synthesizerpioniers Don Buchla in Berkeley zu besuchen. Bei Daniel Düsentrieb muß es wohl sehr ähnlich aussehen.

Einige der Trends der Gegenwart sind in Silicon Valley bereits weiter fortgeschritten als in Deutschland. Das Internet als allgemeines Kommunikationsmedium ist eine Selbstverständlichkeit. Aber auch die Vereinzelung und damit einhergehende Vereinsamung in der Gesellschaft ist dort noch stärker ausgeprägt als hier. Manchmal scheint es, daß in Silicon Valley fast jeder eine Firma gründet, um seine Ideen zu verwirklichen. Alles ist in Kalifornien allerdings auch nicht besser: Radfahrer zum Beispiel werden als verdächtige Asoziale angesehen, die sich kein Auto leisten können. Auch wegen des Wetters bin ich froh wieder in Berlin zu sein, der Winter in Kalifornien war zwar warm aber völlig verregnet. Ich habe viele Erfahrungen gesammelt aber dabei auch festgestellt, daß selbst in Silicon Valley nur mit Wasser gekocht wird.

Für den Erwin-Stephan-Preis können sich Studierende aller Fachrichtungen bewerben. Weitere Infos gibt es bei Matthias Borgmann, Leiter des Akademischen Auslandsamtes, Tel. 314-2 46 90, und Alfred Heilhecker, Planer für Lehre und Studium, Tel. 314-2 54 85.


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