TU intern - Februar 1998 - Menschen

Wilhelm Heinrich


Forschen an der Erdkruste

Zurückgekehrt an die Stätte seiner Habilitation ist Prof. Dr. Wilhelm Heinrich, der die Professur für das Fachgebiet Experimentelle Petrologie/Geochemie am Institut für Angewandte Geowissenschaften I übernommen hat. Zugleich ist er Direktor am GeoForschungsZentrum Potsdam, zuständig für den Bereich Experimentelle Petrologie und Geochemie.

Seinen Lehr- und Forschungsgegenstand beschreibt er als die ”lebendige Erdkruste". Die Erdkruste ist die äußere Schicht unseres Erdkörpers, sie ist unter Ozeanen bis zu fünf Kilometer und unter Gebirgen bis zu 70 Kilometer dick. Darunter liegen Erdmantel und schließlich im Innern der Erdkern.

Bei den Arbeiten von Professor Heinrich geht es hauptsächlich um sogenannte Krustenbildungsprozesse. ”Wir versuchen herauszufinden, wie sich verschiedene Segmente der Erdkruste bilden und wie sie wieder kaputt gehen", erläutert Heinrich. Dazu werden Zusammensetzung, Bildungs- und Abbaureaktionen von Mineralien unter Hochdruck- und Hochtemperaturbedingungen untersucht. Allerdings kann man das nur mit speziell entwickelten und teuren Apparaten. Diese sind an der TU Berlin nicht vorhanden, dafür aber am GeoForschungsZentrum in Potsdam. ”Mit diesen Geräten sind Drücke bis zu 30 Kilobar und Temperaturen bis 1500 Grad Celsius realisierbar", erzählt Heinrich. ”Auf diese Weise können wir Bedingungen simulieren, wie sie in 100 Kilometer Erdtiefe herrschen." Die so im Labor gewonnenen Reaktionsprodukte werden mit Hilfe von Röntgengeräten, hochauflösenden Elektronenmikroskopen und Elektronenstrahlmikrosonden analysiert. Daraus können die Forscher Rückschlüsse für die Schmelzbildung und Vulkanismus, für Erdbeben auslösende Prozesse wie auch über die Entwicklung von Krustenstapeln in Raum und Zeit gewinnen.

Wilhelm Heinrich studierte von 1970 bis 1978 Mineralogie und Geochemie an der Universität Karlsruhe. Dort promovierte er auch 1981. Anschließend ging er als Wissenschaftlicher Mitarbeiter an die Universität Tübingen. 1984 verließ er für vier Jahre Deutschland und ging nach Mexiko an die Universidad autónoma de Nuevo León in Linares, wo er am Aufbau einer neuen geowissenschaftlichen Fakultät beteiligt war. 1989 kam er als Wissenschaftlicher Angestellter an die TU Berlin, wo er 1993 seine Habilitation abschloß. Seit 1994 ist er am GeoForschungsZentrum Potsdam tätig, zunächst als Projektbereichsleiter, nun als Direktor.

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