TU intern - Februar 1998 - Aktuelles

REFORMSEMINAR /gl/ Wenig Interesse am Reformseminar von Wissenschaftssenator Radunski: Gerade mal 50 Studierende wollten sich am 3. Februar an der TU Berlin von ihm erklären lassen, wie es denn mit den Reformen an den Hochschulen weitergehen soll. Zur Verbesserung der Lehre, erklärte Radunski den Studierenden, sollen die Dekane einen Fonds erhalten, aus dem sie den Lehrkräften zusätzliche Lehr- und Forschungsmittel zur Verfügung stellen können. Zur Evaluation der Lehre oder auch zur Begutachtung von Studien- und Prüfungsordnungen sollen verstärkt auswärtige Gutachter hinzugezogen werden. Studienverlaufspläne oder ein nach dem zweiten Semester obligatorisches Beratungsgespräch sollen ebenfalls helfen, die Studierbarkeit der Studiengänge zu erhöhen. Skeptisch zeigten sich die anwesenden Studenten: beispielsweise fragten sie, wie denn die zusätzliche Arbeit, die bei Beratung und Evaluation entsteht, finanziert werden soll. Grundsätzlich abgelehnt wurden die Vorstellungen des Senators, die studentischen Tarife dem Bundesdurchschnitt anzunähern, also auf 15 Mark zu reduzieren, um damit in Berlin 380 zusätzliche Tutoren zu finanzieren.

POLITISCHES MANDAT? /rs/ Die Allgemeinen Studierendenausschüsse haben nach Ansicht des Berliner Verwaltungsgerichts kein allgemeinpolitisches Mandat. Diese Ansicht bekräftigte das Gericht in einem Beschluß Ende Januar. Mit seiner Entscheidung gab das Gericht einer Klage von Studenten statt, die sich gegen Artikel aus der Zeitschrift "Neues Dahlem" wandten. Die Zeitschrift wird vom AStA der FU Berlin herausgegeben. Nach Einschätzung des Gerichts lassen die strittigen Artikel jeden Bezug zur Hochschule vermissen. Nach ständiger Rechtsprechung verletzte eine nicht unmittelbar auf die Interessen der Studenten gerichtete politische Betätigung des AStA den Freiheitsbereich der Studierenden. Zuwiderhandlungen könnten mit einem Ordnungsgeld von fünf bis zu 500 000 DM geahndet werden. (AZ VG 2 A 230.97 - Beschluß vom 27. 1. 1998).

RÜCKMELDEGEBÜHR IST RECHTENS /rs/ Die Studierenden in Berlin müssen weiterhin 100 DM bei ihrer Immatrikulation und Rückmeldung bezahlen. Der für Hochschulrecht zuständige 8. Senat des Oberverwaltungsgerichts (OVG) Berlin wies im Januar in zweiter Instanz eine Musterklage der Studentin Kerstin Stenzel vom AStA der Hochschule der Künste ab. Die Rückmelde- und Immatrikulationsgebühr, widerspricht laut OVG weder dem Hochschulgesetz noch verfassungsrechtlichen Grundsätzen. Das Grundrecht auf freie Wahl des Berufs und der Ausbildungsstätte begründe keinen Anspruch auf verwaltungsgebührenfreien Hochschulbesuch. Weiterhin argumentierte das OVG, sei die Höhe der Gebühren nicht anfechtbar, und der Gleichheitsgrundsatz sei nicht angetastet. Die Gebühr war im Wintersemester 1996/97 vom Berliner Senat durchgesetzt worden, der den Betrag sofort von den Universitätshaushalten einbehielt; die Hochschulen haben daher nichts von der Gebühr.

RADUNSKI ONLINE /rs/ "Graphisch optimiert" und "inhaltlich aktualisiert" ist die Website von Senator Peter Radunski und seiner Senatsverwaltung für Wissenschaft, Forschung und Kultur. Im Frühjahr '97 ging das Online-Angebot als erstes der Senatsverwaltungen auf den Landesserver http://www.berlin.de/ Mittlerweile sind über hundert Seiten zusammengekommen, hauptsächlich Pressemitteilungen und Links zu Wissenschafts- und Kultureinrichtungen des Landes. Neu im Angebot sind Seiten zu den Themen Frauenförderung und Frauenforschung und ein Stipendienwegweiser.

FRANKREICH-ZENTRUM /rs/ Mit einem Festakt wurde am 26. Januar das Frankreich-Zentrum der TU Berlin feierlich eröffnet. Festredner waren der Bürgermeister Eberhard Diepgen und der französische Botschafter in Deutschland Francois Scheer (Foto). Anläßlich der Eröffnung konnte der Gründungsbeauftragte für das Zentrum, Philosophieprofessor Günter Abel, den Abschluß der Berufungsverhandlung für die erste von vier Professuren bekanntgeben: Thomas Gil wird ab dem Sommersemester das Fachgebiet Französische Philosophie mit dem Schwerpunkt Ethik und Technikphilosophie vertreten. Gil war zuvor Professor in Brüssel und St. Gallen gewesen.

BINGO /rs/ BINGO heißt die neueste Initiative, die sich für Hochschulabsolventinnen und -absolventen und deren Existenzgründungen stark machen will. BINGO steht für "Berlin-Brandenburgische Innovations- und Gründeroffensive" und ist ein Zusammenschluß der regionalen Hochschulen, die sich gemeinsam an einem Wettbewerb des Bundesbildungsministeriums beteiligen. Der Wettbewerb zum Thema "Existenzgründer an Hochschulen" richtet sich an regionale Kooperationen von Hochschulen, Unternehmen, Technologiezentren, Banken usw., die Unternehmensgründungen unterstützen. Mit dem Wettbewerb werden insgesamt 45 Millionen DM an fünf Hochschul-Regionen in Deutschland vergeben, die sich am besten um die Unternehmensgründungen ihrer Absolventen und Absolventinnen kümmern. Die BINGO-Bewerbung wird vom Bildungswerk der Wirtschaft in Berlin und Brandenburg (bbw) koordiniert. Bewerbungschluß ist der 20. Februar. Eine Vorauswahl der besten zwölf Regionen fällt Anfang April. Mitte August sollen die fünf Sieger feststehen.

ERSTER OMBUDSMANN /cho/ Als erste deutsche Universität hat die Universität Konstanz das Amt eines Ombudsmann für die Wissenschaft eingerichtet. Er soll Ansprechpartner in allen Fragen wissenschaftlichen Fehlverhaltens sein und als Vertrauensperson den Betroffenen zunächst ohne disziplinarrechtliche Konsequenzen beratend zur Seite stehen. Erster Ombudsmann für eine Amtszeit von zwei Jahren ist der Physikprofessor Rudolf Klein. Die Universität folgte mit der Einrichtung einer Empfehlung der Kommission "Selbstkontrolle in der Wissenschaft" der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG). Das Gremium war nach der spektakulären Fälschungsaffäre um den ehemaligen Ulmer Krebsforscher Friedhelm Herrmann eingerichtet worden. An der TU Berlin ist ein solches Amt laut Angaben des TU-Kanzlers Ulrich Podewils derzeit nicht geplant.

CORDIS PER BUS /rs/ EU-weite Informationen aus Forschung und Entwicklung bietet der Internet-Service der Europäischen Unio CORDIS. Die Informationssammlung, die unter http://www.cordis.lu/ zu finden ist, bietet teilweise tagesaktuelle Infos über Förderungsmöglichkeiten, potentielle Partner für Forschungsprojekte und Hilfen, bei der Bekanntmachung eigener Innovationen im europäischen Ausland. Um CORDIS und die dahinter stehenden Angebote bekannt zu machen, tourt derzeit ein mit PC-Arbeitsplätzen ausgestatteter Infobus durch sechs europäische Städte. Ende Januar war er in Bochum und Bonn.

KORREKTUR /gl/ In unserem Artikel "Viel Diskussion - kaum Ergebnisse" vom Januar 1998 haben wir einen Hinweis auf WWW-Seiten gegeben, in denen das vollständige Ergebnispapier des studentischen Kongresses BUG enthalten sein sollten. Der dort angegebenen Link ( http://www.bug.tu-berlin.de/ergebnisse.html) verweist jedoch nur auf die vorläufigen Ergebnisse der Arbeitsgruppen, nicht auf das Ergebnispapier des Kongresses, wie uns Jan Groth von der BUG Organisationsgruppe mitteilte. Der vollständige Forderungs- und Maßnahmenkatalog findet sich vielmehr unter http://www.bug.tu-berlin.de/katalog.html und http://www.bug.tu-berlin.de/reader.html (Reader mit Arbeitsgruppen).

BAFÖG /rs/ Zum 1. Juli diesen Jahres werden die Bedarfssätze für das Bundesausbildungsförderungsgesetz (Bafög) um zwei Prozent angehoben. Der Höchstsatz beim Bafög wird damit von 995 auf 1010 DM steigen. Dies beschloß das Bundeskabinett im Entwurf für die Bafög-Novelle, die auf einer Vereinbarung vom Dezember zwischen dem Bundeskanzler und den Regierungschefs der Länder beruht. Weiterhin sollen die Elternfreibeträge um 6 Prozent angehoben werden. Nach Angaben aus dem Bundesbildungsministerium wird der Bund bis 2001 insgesamt 558 Millionen DM mehr aufwenden, davon 59 Millionen in 1998 und 172 Millionen in 1999. Auf die Länder sollen 301 Millionen Mehraufwand zukommen. Das Bundeskabinett hat Bundesbildungsminister Rüttgers außerdem beauftragt, einen weiteren Gesetzesentwurf zu erarbeiten, der Anfang 1999 in Kraft treten soll: Danach soll das Kindergeld sowie die Kinder- und Ausbildungsfreibeträge für alle Studierenden an Leistungskriterien gebunden werden; die Ausbildungsförderung soll jedoch einkommensabhängig bleiben.

NEUE AUSBILDUNGSBERUFE /rs/ Ab 1. August diesen Jahres wird es in Deutschland elf völlig neue Ausbildungsberufe geben. Wie das Bundesforschungsministerium mitteilte, werde damit ein deutlicher Schwerpunkt im Dienstleistungsbereich und in den Neuen Medien gesetzt. Neu sind unter anderem: Mikrotechnologe/in, Mediengestalter/in für Digital- und Printmedien, Kaufmann/ Kauffrau für audiovisuelle Medien, Fachkraft für Veranstaltungstechnik, Fachmann/Fachfrau für Systemgastronomie und Glasbläser/in. Bereits im vergangenen Jahr wurden 14 neue Ausbildungsberufe anerkannt. Modernisiert werden in diesem Jahr 19 Ausbildungsberufe, u. a. Büroinformationselektroniker/in, Verlagskaufmann/-kauffrau, Bankkaufmann/-kauffrau, Fortswirt/in und Koch/Köchin.

CAMPUS-TV /rs/ Drei Hochschulen und ein Fernsehsender im Rhein-Neckar-Dreieck haben sich zusammengetan, um ein regelmäßiges 30minütiges Magazin aus Wissenschaft, Lehre und Forschung zu produzieren. Ziel von "Campus-TV" ist es, "Hochschulen und ihre Arbeit über das meistgenutzte Medium transparent und anschaulich zu machen". Einmal im Monat strahlt das Rhein-Neckar-Fernsehen (RNF) mit Sitz in Mannheim künftig das Campus-TV der Universitäten Mannheim und Heidelberg und der Fachhochschule Mannheim aus. Start ist am 28. April. Campus-TV funktioniert folgendermaßen: Eine Redaktionsgruppe aller Beteiligten legt Themen und Ablauf jeder Sendung fest. Die Beiträge erstellen dann fernseherfahrene Journalisten, die dabei von Studierenden unterstützt werden.

TÜRKISCHE STUDIERENDE /rs/ Vor rund 20 Jahren waren an den deutschen Hochschulen rund 4200 türkische Studierende eingetragen. 1991/92 waren es bereits 14000, drei Jahre später 19000. Mit ihrer Studiensituation und ihren beruflichen Perspektiven beschäftigte sich eine Tagung, die im vergangenen Jahr vom Verein für türkisch-deutsche Bildungsarbeit ausgerichtet wurde. Der Tagungsband enthält einige der Beiträge und informiert u. a. über die Situation der türkischen Studierenden in Deutschland, über ihre beruflichen Perspektiven und über ihre speziellen Probleme in Schule und Familie. "Türkische Studierende", Hrg. Verein für türkische-deutsche Bildungsarbeit, Önel-Verlag, Köln 1997.


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