MENSCHEN

Weniger Störungen bei Demontagesystemen

AWF-Preis und Blumen für Claudia Hentschel
Wie kann man Demontagesysteme für die Rückgewinnung von Bauteilen und Werkstoffen aus technischen Gebrauchsprodukten planen, wenn man zwar die vorhandene Produktvielfalt kennt, nicht jedoch die tatsächlichen Produkteigenschaften? Das hat sich auch die TU-Promovendin Dr.-Ing. Claudia Hentschel gefragt. Sie hat hierfür im Rahmen ihrer Dissertation eine Methode entwickelt, die es erlaubt, auf die Unsicherheiten über die tatsächlichen Produkteigenschaften zu reagieren. Beim Wettbewerb um die beste Dissertation zum Thema "Produktion", ausgelobt vom Ausschuß für Wirtschaftliche Fertigung e.V. (AWF), erhielt ihre Arbeit nun einen 2. Preis.

Der mit insgesamt 15000 DM dotierte "AWF-Dissertationspreis" zeichnet Arbeiten junger Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus, die eine hohe praktische Verwertbarkeit und neue Erkenntnisse zur Steigerung der Wirtschaftlichkeit der Produktion aufweisen. Insgesamt waren 33 Arbeiten eingereicht worden, von denen am Ende zwölf prämiert wurden.

Ausgangspunkt der Arbeit von Claudia Hentschel ist der Umstand, daß es bei der Planung von Demontagesystemen, zum Beispiel für Fernsehgeräte und Monitore, zunächst Dutzende unterschiedlicher Typen und Baujahrgänge von diversen Herstellern zu berücksichtigen gilt. Doch selbst wenn man die Zusammensetzung aller Typen kennt, entsprechen die ausrangierten Geräte selten ihrem Ursprungszustand. Zum Beispiel kann es Verschmutzungen, Beschädigungen, fehlende oder nachträglich angebrachte Bauteile geben. Preisschwankungen am Rohstoffmarkt, veränderte Gesetzgebung oder Deponiekosten beeinflussen darüber hinaus die Entscheidung, ob bestimmte Teile eines Altprodukts verwertet oder deponiert werden. Alle diese Faktoren sind nicht im voraus bekannt, dennoch müssen sie in die Planung eines Demontagesystems einfließen.

Das hat Claudia Hentschel in ihrer Dissertation "Beitrag zur Organisation von Demontagesystemen", die von Prof. Dr. Günther Seliger vom Institut für Werkzeugmaschinen und Fabrikbetrieb (IWF) der TU Berlin betreut wurde, berücksichtigt. Bei ihrer Methode können Unsicherheiten über die tatsächlichen Produkteigenschaften in die Planung einbezogen und während des Demontageprozesses auf diese reagiert werden. Dabei werden mit Hilfe von Clusterverfahren Altprodukte mit sicheren und unsicheren Eigenschaften sortiert und so produktbedingte Störungen im System reduziert.

Dr.-Ing. Claudia Hentschel, 1964 in Mayen i. d. Eifel geboren, studierte von 1984 bis 1991 Wirtschaftsingenieurwesen mit der Fachrichtung Maschinenbau an der TU Berlin - mit einjähriger Unterbrechung durch einen Forschungsaufenthalt in Paris. Anschließend war sie von 1991 bis 1996 Wissenschaftliche Mitarbeiterin am Institut für Werkzeugmaschinen und Fabrikbetrieb (IWF) der TU Berlin, wo sie im April 1996 auch promovierte. In dieser Zeit war sie außerdem von 1995 bis 1996 Geschäftsführerin des Sonderforschungsbereichs 281 "Demontagefabriken zur Rückgewinnung von Ressourcen in Produkt- und Materialkreisläufen" an der TU Berlin. Seit September 1996 ist sie bei der Siemens AG tätig; zuletzt als Leiterin des Bereichs Zulieferprodukte für die Funkschnittstelle von Mobilfunknetzen.

cho


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