MENSCHEN
Auf den ersten Blick eine ungewöhnliche Tätigkeit, denn was soll man an solch alltäglichem Brotaufstrich schon forschen? "Margarine und Margarineproduktion werden immer wieder verändert und verbessert", erklärt der Fettfachmann, "zum Beispiel werden immer wieder Bestandteile der Margarine durch neue ersetzt. Wenn dadurch aber die Streichfähigkeit oder die Lagerfähigkeit leiden, müssen wir das auf anderem Wege wieder hinbekommen." Auch am optimalen Temperaturverhalten ("damit die Margarine sofort im Mund schmilzt") forschen Flöter und seine Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen. Es sind nicht allzuviele Institutionen, die sich weltweit mit der Margarineforschung beschäftigen. Daß das holländisch-britische Riesenunternehmen hier zu den Vorreitern gehört, hat einen einfachen Grund: Unilever ist Marktführer in der Weltmargarineproduktion. In Deutschland kommt die Mehrheit der Margarinebecher von Unilever-Marken wie Rama, Homa Gold und Lätta. Studiert hat der gebürtige Hamburger von 1986 bis '92 an der TU Berlin, und zwar Verfahrenstechnik. Dann ging er in die Niederlande, auf eine Assistentenstelle an der Universität Delft. Übrigens nicht alleine, sondern mit seiner Frau Susanne, die er beim gemeinsamen Verfahrenstechnikstudium an der TU Berlin kennenlernte und die in Delft ebenfalls als Assistentin arbeitete. Nach einer Babypause forscht sie derzeit auf einer halben Stelle in einem Universitätsprojekt. Gemeinsam wollen beide in diesem Jahr ihre Promotion beenden. Von Holland aus behält Eckhard Flöter nach wie vor Deutschland und auch die deutschen Hochschulen im Auge. "In der Zeitung lese ich über die Hochschulpolitik und die Proteste." Allerdings ärgert er sich etwas, wenn die Studentenproteste von 1988/89 überhaupt keine Erwähnung finden, als ob die Studierenden seit 1968 nie protestiert hätten. Wird Berlin oder gar die TU erwähnt, liest er aufmerksam, was sich dort tut. Die persönliche Bindung an die Technische Universität ist jedoch begrenzt: "Ich habe die TU Berlin immer als sehr kalte Organisation empfunden und habe auch keine emotionale Bindung im Sinne einer 'alma mater' daran." Eine Absolventenbetreuung, wie es die amerikanischen Universitäten pflegen, sieht er deshalb überwiegend skeptisch: "Wenn die gefühlsmäßige Bindung während des Studiums nicht angelegt wurde, kann man sie nicht nachträglich aufbauen." Eine bessere Möglichkeit sieht er in studentischen Gruppen, die schon während des Studiums auf Ebene des Studiengangs Betreuung bieten und nach dem Studium Grundlage für ein Netzwerk sein können. René Schönfeldt © 1/'98 TU-Pressestelle [ ] |