DAS FRANKREICH-ZENTRUM
Frankreich am Ernst-Reuter-PlatzDas Frankreich-Zentrum der TU wird am 26. Januar feierlich eröffnet Am 26. Januar wird das Frankreich-Zentrum am Fachbereich 1 Kommunikations- und Geschichtswissenschaften der TU Berlin feierlich eröffnet. Die Ziele des neuen Zentrums sind anspruchsvoll: Es soll "eine bedeutende Rolle in den universitären und wissenschaftlichen Beziehungen zwischen Frankreich und Deutschland spielen und sich zu einem europäischen Diskussionsforum auf hohem Niveau entwickeln".
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Vom Eiffelturm zum Alex: Frankreich und Deutschland sind sich näher, als man denkt - es kommt auf die Perspektive an. Das Frankreich-Zentrum hat die Hochschulen und die Wissenschaft im Blick | ||
Untergebracht ist das Zentrum
im 13. Stock des Telefunken-Hochhauses am Ernst-Reuter-Platz.
Bereits seit Sommer 1996, kurz nachdem das Zentrum offiziell eingerichtet
wurde, ist dessen Geschäftsstelle dort zu finden. Hier ist
auch die wissenschaftliche Koordinatorin Astrid Wagner anzutreffen,
die die tägliche Arbeit des Zentrums organisiert. Schwerpunkt
ihrer Arbeit ist es, Kontakte zwischen deutschen und französischen
Wissenschaftlern/innen sowie Institutionen herzustellen und Anfragen
zu deutsch-französischen Forschungskooperationen zu bearbeiten.
Außerdem betreut sie französische Stipendiaten und
Wissenschaftler an der TU Berlin.
"Das Frankreich-Zentrum", so die Koordinatorin, "versteht sich als eine Institution, die in Forschung, Lehre und anderen Aktivitäten um eine Förderung der deutsch-französischen Beziehungen bemüht ist." So wurde in Zusammenarbeit mit der "Académie des Sciences (Institut de France)" in Paris bereits ein deutsch-französisches Forschungsprojekt zur "Geschichte der Naturwissenschaften" ins Leben gerufen. Eine Forschungsgruppe zur "Methodik der Bildinterpretation" wird gemeinsam von der TU Berlin, dem Göttinger Max-Planck-Institut für Geschichte, der École des Hautes Études en Sciences Sociales aus Paris und der Université de Fribourg (Schweiz) geplant. Im vergangenen Jahr wurde auf Initiative des Frankreich-Zentrums außerdem die "Deutsche Gesellschaft für französischsprachige Philosophie e. V." gegründet, deren Geschäftsstelle am Zentrum angesiedelt ist. ZUVIEL GEISTESWISSENSCHAFTEN? Von den insgesamt acht Räumen des Zentrums sind zur Zeit nur zwei vom Zentrum belegt. Doch das wird sich demnächst ändern. Denn von den vier hauptamtlichen Professuren, die den Kern des Zentrums bilden sollen, werden in den kommenden Wochen zwei ihre Arbeit aufnehmen. Die Besetzung der dritten Professur wird voraussichtlich zu Beginn des Sommersemesters und die der vierten im Laufe des Jahres 1998 erfolgen. Die Fachgebiete, die sie vertreten werden, sind: "Vergleichende Literaturwissenschaft mit Schwerpunkt Französische Literatur", "Philosophie mit Schwerpunkt Französische Philosophie", "Mittelalterliche Geschichte mit Schwerpunkt Französische Geschichte" sowie "Geschichte und Entwicklung der deutsch-französischen Beziehungen seit 1945". Hinzu kommt eine permanente Gastprofessur, die aus Mitteln des Französischen Außenministeriums finanziert wird. Sie wird jahr- oder semesterweise neu besetzt und wurde bereits zweimal von französischen Professorinnen aus den Bereichen Literaturwissenschaft und Linguistik wahrgenommen. Auf den ersten Blick spielen die Geisteswissenschaften die Hauptrolle im Frankreich-Zentrum. Doch der erste Eindruck täuscht. Günter Abel, TU-Professor für Philosophie und Gründungsbeauftragter für das Frankreich-Zentrum betont: "Alle an der TU Berlin vertretenen Fachbereiche und die verschiedenen Disziplinen in Wirtschafts-, Natur- und Ingenieurwissenschaften werden an den Aktivitäten des Zentrums wesentlich beteiligt." Dies zeige sich unter anderem daran, daß gerade TU-Professorinnen und -Professoren aus den nicht-geisteswissenschaftlichen Bereichen ein überaus starkes Interesse an einer Zweitmitgliedschaft im Zentrum haben. "Mehr als 40 TU-Professoren und -Professorinnen, davon rund 30 aus den Natur- und Ingenieurwissenschaften, möchten auf diese Weise auch im Frankreich-Zentrum aktiv sein", berichtet Astrid Wagner. Zudem sollen bei der Auswahl der französischen Gastprofessur die Natur- und Technikwissenschaften beteiligt werden: So ist für die nächste Besetzungsperiode der Gastprofessur ein französischer Mathematiker vorgesehen, der im Bereich der Mathematik- und Wissenschaftsgeschichte arbeitet. Entstanden ist das Zentrum vor dem Hintergrund des Abzugs der Alliierten aus Berlin. Im Januar 1995 beschloß der Berliner Senat die Errichtung des Frankreich-Zentrums an der TU Berlin, zusammen mit der des Großbritannien-Zentrums an der HU. Mit dem John-F.-Kennedy-Institut der FU Berlin als einer Amerika-orientierten Einrichtung sind seitdem alle drei ehemaligen West-Alliierten an den drei Berliner Universitäten institutionell vertreten. WARUM AUSGERECHNET DIE TU? Aber warum kam das Frankreich-Zentrum ausgerechnet an die TU Berlin? Günter Abel nennt vor allem drei Gründe: "Erstens: Ein zeitgemäßes Frankreich-Zentrum kann heute - und das heißt: unter den Bedingungen des wissenschaftlich-technischen Zeitalters und der europäischen Union - nicht auf Geisteswissenschaften begrenzt sein." Die TU Berlin biete beste Voraussetzungen für die gewünschte interdisziplinäre Ausrichtung des Zentrums sowie für die darin angestrebte Verzahnung von Geistes-, Natur-, Wirtschafts- und Technikwissenschaften. "Zweitens: Die TU Berlin hat derzeit Partnerschaftsverbindungen mit gut 20 französischen wissenschaftlichen Einrichtungen und Universitäten, und es bestehen annähernd 30 Kooperationsabkommen im naturwissenschaftlich-technischen Bereich. Damit verfügt die TU Berlin bereits über eine dichte Vernetzung mit französischen Institutionen." Drittes Argument für den Standort TU Berlin, so Abel, ist der Fachbereich 1 Kommunikations- und Geschichtswissenschaften, an dem das Frankreich-Zentrum angesiedelt ist. "Er besitzt mit seinen verschiedenen Instituten die Struktur einer philosophischen Fakultät, die ebenfalls zur Stärkung des interdisziplinären Charakters des Zentrums beizutragen vermag. DIE ERSTEN PROFESSOREN KOMMEN Wenige Wochen nach der feierlichen Eröffnung am 26. Januar werden die ersten hauptamtlichen Professoren erwartet. "Sobald die ersten zwei Professoren Ende des Wintersemesters im Telefunken-Hochhaus eingezogen sind, sollen Frankreich-bezogene Lehre und Forschung intensiv und nach außen sichtbar vorangetrieben werden", erläutert Zentrumsmitarbeiterin Astrid Wagner. Zugleich sollen interdisziplinäre Forschungsgruppen aus französischen und deutschen Wissenschaftlern/innen gebildet werden; ihnen wird das Frankreich-Zentrum bei der Suche nach Förderungsmöglichkeiten und bei der Organisation von Workshops und Tagungen helfen. Das Zentrum wirkt außerdem bei der Durchführung von "Cotutelles de thèse" mit, d. h. bei Promotionen, die gemeinsam an der TU Berlin und einer französischen Universität durchgeführt werden. Zwei Promotionsverfahren, in Astrophysik und Mathematikgeschichte, wurden bereits erfolgreich abgeschlossen. Für die Studierenden wird das Frankreich-Zentrum im kommenden Semester interessant. Dann nämlich werden die ersten Lehrveranstaltungen stattfinden. Sie sollen von Anfang an in den jeweils nächstgelegenen Studiengängen anrechenbar sein, betonen die Organisatoren des Zentrums. Parallel laufen Planungen für die Einführung eines Aufbaustudiengangs "Interdisziplinäre Frankreich-Studien", dem später ein Magister- oder ein Diplomstudiengang folgen soll. In dem Aufbaustudiengang können die Studierenden eine auf die Frankophonie bezogene und praxisorientierte Kompetenz erwerben. Berufsziel ist je nach vorangegangenem Erststudium eine frankreichorientierte Tätigkeit. Die Perspektiven dafür sind nach Einschätzung der Wissenschaftler am Frankreich-Zentrum sehr gut: "Die Erfahrungen mit einem ähnlichen Studiengang in Freiburg haben eindrucksvoll gezeigt, daß Absolventen schnell interessante Tätigkeiten finden, unter anderem in internationalen Institutionen, Unternehmen und Verbänden oder im Medienbereich." René Schönfeldt | ||
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