MENSCHEN

Polymer-Preise für TU-Forscher

Kurt-Ueberreiter-Preis und Georg-Manecke-Preis -drei der vier Preisträger sind TU-Wissenschaftler

Alle drei Jahre verleiht der Berliner Verband für Polymerforschung e.V. (BVP) auf den Berliner Polymerentagen den Kurt-Ueberreiter-Preis und den Georg-Manecke-Preis. Mit ihnen zeichnet der Verband hervorragende Diplomarbeiten, Dissertationen oder Veröffentlichungen aus dem Bereich der Polymerforschung aus. Die Bewerber dürfen nicht älter sein als 35 Jahre und müssen aus Berlin oder dem Berliner Umfeld stammen. Die mit je 3000 DM ausgestatteten Preise wurden nach 1994 zum zweiten Mal vergeben. Drei der vier Preisträger haben ihre Promotion an der TU Berlin abgeschlossen.

Dr.-Ing. Simona Bauer-Gogonea bekam den Kurt-Ueberreiter-Preis für ihre Dissertation "Strukturierte Polung von nichtlinear optischen Polymeren und deren dielektrische und pyroelektrische Charakterisierung". Die Arbeit entstand am Fachbereich 6 Verfahrenstechnik, Umwelttechnik, Werkstoffwissenschaften und wurde von Prof. Dr. Georg Hinrichsen sowie Prof. Dr. Reimund Gerhard-Multhaupt, damals Lehrbeauftragter an der TU Berlin, betreut. Sie entwickelte, als Vorlaufuntersuchung für einen möglichen industriellen Einsatz, neue Verfahren zur Ausrichtung von molekularen Dipolen sowie neue Meßmethoden. Molekulare Dipole ermöglichen den Einsatz von Polymermaterialien zum Beispiel in der optischen Nachrichtentechnik für schnelle Lichtmodulatoren oder in der optischen Datenspeicherung zur Frequenzverdopplung von Licht. Simona Bauer-Gogonea hatte für ihre Arbeit bereits einen Tiburtius-Anerkennungspreis 1996 erhalten.

Die 1966 in Bukarest geborene Simona Bauer-Gogonea studierte von 1985 bis 1990 in ihrer Geburtsstadt Physik. Nach ihrer Diplomprüfung kam sie als DAAD-Stipendiatin nach Deutschland und arbeitete zunächst an den Universitäten Karlsruhe bzw. Darmstadt. 1994 wurde sie Kollegiatin im Graduiertenkolleg "Polymerwerkstoffe" an der TU Berlin, wo sie im Sommer 1996 auch promovierte. Mittlerweile ist Simona Bauer-Gogonea als Wissenschaftliche Mitarbeiterin an der Universität Linz beschäftigt.

Seine Doktorarbeit "Zur Makrogelierung von Polyacrylsäuredispersionen durch Vernetzung" brachte Dr. Michael Dauben den Georg-Manecke-Preis ein. Betreut wurde er bei seiner Dissertation von Prof. Dr. Karl-Heinz Reichert vom Institut für Technische Chemie der TU Berlin. Michael Dauben hat neue Materialien auf der Basis von Kunststoffen hergestellt, die sich als Träger für Katalysatoren, aber auch zur Herstellung von Membranen eignen. Interessant können diese Materialien für die Umwelttechnologie und in der chemischen Prozeßtechnologie sein. Für diese Arbeit war er bereits mit dem Schering-Preis 1997 ausgezeichnet worden.

Michael Dauben wurde 1968 in Berlin geboren. Nach dem Abitur studierte er von 1987 bis 1992 Chemie an der Technischen Universität Berlin. Von 1993 bis 1996 war er Mitglied des Graduiertenkollegs "Polymerwerkstoffe" der Deutschen Forschungsgemeinschaft an der TU Berlin. Seit Juli 1996 ist er als Laborleiter bei der Bayer AG im Bereich Forschung und Entwicklung, Festkautschuk, tätig.

Ebenfalls mit dem Kurt-Ueberreiter-Preis wird Dr. Bihai Song prämiert. Er hat mit einer Arbeit über "Untersuchung der Ober- und Grenzflächenspannung flüssigkristalliner Verbindungen mittels der computergestützten Pendant-Drop-Methode" bei Prof. Dr. Jürgen Springer am Institut für Technische Chemie promoviert.

Bihai Song hat eine Methode für die Charakterisierung von Grenz- und Oberflächen durch digitale Bildverarbeitung entwickelt. Mit der von ihm entwickelten Meßtechnik und Software war es ihm möglich, auch feinste Änderungen des Profils eines hängenden Tropfens schnell und genau zu erfassen.

Bihai Song wurde 1964 in Zhejiang/ China geboren. Nach seinem Studium der Chemie an der Zhejiang Universität in Hangzhou 1981 bis 1985 konnte er aufgrund seiner Leistungen ohne die sonst üblichen Aufnahmeprüfungen sein Studium als "graduate student" fortsetzen. Im April 1989 kam Song als Stipendiat des Deutschen Akademischen Austauschdienstes nach Berlin, um im Institut für Technische Chemie der TU Berlin im Fachgebiet Makromolekulare Chemie in der Arbeitsgruppe von Professor Jürgen Springer mit den Arbeiten für seine Dissertation zu beginnen, die er im Dezember 1994 abschloß.

Christian Hohlfeld


Prof. Dr. Kurt Ueberreiter (1912-1989) war Wissenschaftliches Mitglied und Direktor am Fritz-Haber-Institut der Max-Planck-Gesellschaft und außerordentlicher Professor für Chemie und Physik der Polymeren an der TU Berlin; Prof. Dr. Georg Manecke (1916-1990) war lange Jahre Professor für Organische Chemie an der FU Berlin, Honorarprofessor für Chemie und Technologie der Kunststoffe an der TU Berlin und auswärtiges Wissenschaftliches Mitglied des Fritz-Haber-Instituts der Max-Planck-Gesellschaft. Beide zählen zu den Pionieren der Polymerforschung und haben den Verband 1987 mitgegründet.


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