MENSCHEN

Jürgen Siegmann


Bahnfahren aus Leidenschaft

Die Bahn hat es Jürgen Siegmann angetan. "Schon zu Beginn meines Studiums als Bauingenieur 1971 in Hannover stand die spätere Vertiefung als Verkehrsfachmann für mich fest", erinnert sich Siegmann, der seit kurzem Professor für das Fachgebiet Schienenfahrwege und Bahnbetrieb an der TU Berlin ist. Da überrascht es nicht, daß der 1952 in Göttingen Geborene Bahnfahren als eines seiner größten Hobbys angibt.

Aus der Leidenschaft wurde bereits während des Studiums berufliche Passion. Als wissenschaftliche Hilfskraft am Institut für Verkehrswesen, Eisenbahnbau und -betrieb (IVE) der Universität Hannover sammelte Siegmann während des Studiums erste wissenschaftliche Erfahrungen auf dem Gebiet Personenverkehr. Nach Ende seines Studiums 1980 vertiefte er am IVE seine Kenntnisse als Wissenschaftlicher Mitarbeiter. Dort promovierte er 1985 zum Thema "Optimierung des Kombinierten Verkehrs mittels Systemsimulation" und schloß 1997 seine Habilitation über "Wege zu einem kundengerechten und wirtschaftlichen Schienengüterverkehr" ab. Zu seinen Aufgaben am IVE gehörte unter anderem auch die Verwaltung des Instituts, insbesondere die Organisation der Drittmittelforschung.

Darüber hinaus war Jürgen Siegmann von 1990 bis 1995 Schriftleiter der Zeitschrift "Rangier- und Gleisschlußtechnik" sowie ab 1992 der Zeitschrift "Transport- und Umschlagetechnik".

Die Berufung des Niedersachsen auf die Professorenstelle für Schienenfahrwege und Bahnbetrieb der TU Berlin wurde nun mit Hilfe der Deutschen Bahn AG möglich. Sie übernimmt die Finanzierung einer C4-Stelle sowie die eines Wissenschaftlichen Mitarbeiters für die ersten fünf Jahre. Mit der Stiftungsprofessur ist es der TU Berlin trotz der anhaltenden Finanzkrise Berlins gelungen, auch die dritte Professur auf dem traditionsreichen Gebiet Bahntechnik zu besetzen.

Sein Ziel hat Jürgen Siegmann klar vor Augen: "Die Schiene muß möglichst viel Verkehr auf sich ziehen". Für eine größere Attraktivität des umweltfreundlichen Verkehrsmittels Bahn sind nach seiner Ansicht überzeugende Beförderungsqualitäten und günstige Preise als Folge geringer Kosten notwendig. Dazu möchte er mit seinen Forschungsergebnissen rund um das Gesamtsystem Bahn beitragen.

Vier Schwerpunkte sind es, denen er sich in der Forschung widmen möchte: Optimierung des Fahrweges und der Betriebsabläufe im Schienenverkehr, Planung spurgeführter Verkehrssysteme und Strategien zur Verbesserung der Qualität und Wirtschaftlichkeit des Schienenverkehrs. In der Lehre geht es ihm um die Vermittlung aller wichtigen Gebiete des Bahnverkehrs mit Ausnahme der Fahrzeugtechnik, die von dem ebenfalls erst kürzlich neu berufenen Professors für das Fachgebiet Schienenfahrzeuge, Dr.-Ing. Markus Hecht, gelehrt wird.

Professor Siegmann hält Vorlesungen und Übungen zu den Themen Planung, Entwurf, Betrieb und Konstruktion von Anlagen spurgebundener Verkehrssysteme. Hierzu werden den Studierenden in einer großen Eisenbahnlehranlage die Sicherungs- und Betriebsleittechniken präsentiert. "Die Studierenden erhalten so Gelegenheit, selbst Erfahrungen als "Fahrdienstleiter" zu sammeln", erläutert Siegmann. Außerdem wird der Forschungsschwerpunkt "Schienengüterverkehr" in der Lehre vertreten.

Christian Hohlfeld


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