TU intern - Juli 1998 - Wissenschaft

DEUTSCHE ARBEITSFRONT /tui/ "Die Deutsche Arbeitsfront 1933 bis 1945" ist Thema eines Forschungsprojektes von Professor Dr. Reinhard Rürup und Privatdozent Dr. Rüdiger Hachtmann am Institut für Geschichtswissenschaft der TU Berlin. Ziel des Forschungsprojekts ist eine auf die Aufarbeitung aller verfügbaren Quellen gestützte Gesamtdarstellung der "Deutschen Arbeitsfront", die im Mai 1933 zunächst an die Stelle der zerschlagenen Gewerkschaften treten sollte und sich dann auf vielfältige Weise sowohl der Kontrolle als auch der sozialen und kulturellen Förderung der arbeitenden Bevölkerung widmete (1942 verfügte die DAF über 25 Millionen Mitglieder). Die Aktivitäten reichten von der Freizeitorganisation "Kraft durch Freude" über den Reichsberufswettkampf der Jugend, den Wettbewerb "Schönheit der Arbeit" bis zum Heimstättenwerk Gehag. Die Deutsche Forschungsgemeinschaft finanziert einen wissenschaftlichen Mitarbeiter, eine studentische Hilfskraft für zwei Jahre, und hat 6000 DM für Reisen und Sonstiges genehmigt.

NÜRNBERGER GESETZE /tui/ Ebenfalls bei Professor Rürup am Institut für Geschichtswissenschaft ist das Projekt "Das System der Nürnberger Gesetze (1933-1945)" angesiedelt. Genehmigt wurde die Stelle einer wissenschaflichen Mitarbeiterin. Die Bewilligung dient dem Abschluß einer großangelegten, auf internationalen Archivstudien beruhenden Untersuchung, die von Frau Dr. Cornelia Essner-Conte durchgeführt wird. Erforscht werden die wechselnden Versuche, den Begriff "Juden" im Rahmen der Verfolgungspolitik genauer zu definieren, wobei das Interesse vor allem der Einbeziehung oder Nichteinbeziehung der als ''Mischlinge'' bezeichneten Personen galt. Die Untersuchung wird einen wichtigen Beitrag zur Geschichte des nationalsozialistischen Judenmords leisten.

ASTROPHYSIK /urs/ "Nukleations- und Staubwachstumsprozesse in sauerstoffreichen, astrophysikalischen Situationen" werden am Institut für Astrophysik und Astronomie bei Prof. Dr. Erwin Sedlmayr erforscht. Das Projekt geht der Frage nach, wie sich im Weltall, meist in der Atmosphäre der Roten Riesen, aus der Gasphase anorganischer Staub bildet. Dieser ist das Grundmaterial, aus dem Planeten, wie zum Beispiel die Erde, entstehen. Ziel ist es, diese Staubbildung zu modellieren, sie dadurch physikalisch zu verstehen und quantitativ erklären zu können. Das anspruchsvolle Projekt soll zum generellen Verständnis der Entstehung erdähnlicher Planeten beitragen. Die Deutsche Forschungsgemeinschaft hat dazu eine halbe Stelle für eine(n) wissenschaftliche/n Mitarbeiter/in und maximal 5000 DM für Reisekosten bewilligt. Das Projekt läuft zunächst über zwei Jahre.

INFORMATIONSSYSTEM /urs/ Mit der "Entwicklung eines Informationssystems zur Archivierung und Bereitstellung von Wissen über durchgeführte Gestaltungsaufgaben bei Fügeverbindungen" beschäftigen sich Wissenschaftler unter der Leitung von Prof. Dr.-Ing. Wolfgang Beitz am Institut für Maschinenkonstruktion - Konstruktionstechnik der TU. Es wird ein System (Datenbank und Rechenprogramm) entwickelt, welches das vorhandene Wissen über Verbindungen in der Konstruktionstechnik sammelt, strukturiert und zur Verfügung stellt. Potentielle Nutzer können dann für ihr jeweiliges Konstruktionsproblem Lösungen abfragen. Das Programm soll gleichzeitig die Auslegung der Bauteile berechnen. Das Projekt läuft im Rahmen des Schwerpunktprogrammes "Innovative rechnerunterstützte Konstruktionsprozesse" über ein Jahr. Die DFG bewilligte Mittel für eine/n wissenschaftliche/n Mitarbeiter/in und eine studentische Hilfskraft sowie 2500 DM für Reisen.

AMAZONIEN /urs/ Der Curúa-Una Staudamm in Amazonien ist Gegenstand eines Forschungsprojektes, an dem sich das Institut für Technischen Umweltschutz, Fachgebiet Wasserreinhaltung, unter Leitung von PD Dr. Günter Gunkel beteiligt. Zusammen mit der Universidade de Brasilia und der Technischen Fachhochschule Berlin untersucht dieses deutsch-brasilianische Gemeinschaftsprojekt Veränderungen der Wasserqualität dieses ältesten Stausees im Amazonasgebiet. Defizite im Wasserhaushalt, Probleme der Restvegetation im Staukörper, und der Eisengehalt im Wasser sind Ziele der Untersuchungen. Insbesondere soll die Frage geklärt werden, inwieweit die Zerstörung des Regenwaldes Einfluß auf die Wasserqualität des Stausees hat. Förderer des Projektes sind das BMBF-Südamerikabüro der DLR und der Brasilianische Forschungsrat. Für vier Jahre stehen zunächst rund 200000 DM zur Verfügung.

KÜNSTLICHE RIFFE /urs/ Mit dem Problem der Küstenerosion beschäftigt sich ein Projekt unter der Leitung von Prof. Dr.-Ing. Günther Clauss am Institut für Schiffs- und Meerestechnik der TU Berlin in Kooperation mit der TU Braunschweig. Küsten und Strände, die dem Seegang ungeschützt ausgesetzt sind, weisen oft starke Erosionserscheinungen auf. Die Brandung wirbelt Bodenmaterial auf, welches von Strömungen seewärts transportiert wird. Die Folge ist ein dauerhafter Rückgang der Küsten, wie es zum Beispiel an großen Teilen von Nord- und Ostsee der Fall ist. Dem sollen an besonders gefährdeten Stellen "getauchte Filtersysteme", sozusagen künstliche Riffe, entgegenwirken. Sie bestehen aus vertikalen, hintereinander gestaffelten, transparenten Plattenelementen, die unterhalb der Wasseroberfläsche abschließen und dadurch das Landschaftsbild nicht beeinträchtigen. Im Küstenvorfeld installiert, wandeln sie einen Teil der Wellenenergie in andere Energieformen (Wärme, Turbulenz, Schall, usw.) um. Die Seegangsbelastung des Ufers und damit dessen Erosion werden reduziert. Das Projekt untersucht Einsatz und Optimierungsmöglichkeiten solcher künstlichen Riffe. Gefördert wird es vom BMBF mit rund 894000 DM, die Laufzeit beträgt 2 3/4 Jahre.

FORSCHUNG UNTER WASSER /tui/ Mit der experimentellen Untersuchung und numerischen Simulation getauchter Schleppsysteme beschäftigt sich ein Forschungsvorhaben unter der Leitung von Professor Clauss vom Institut für Schiffs- und Meerestechnik (ISM), das von der Arbeitsgemeinschaft der industriellen Forschungsgruppen (AiF) mit 375000 DM gefördert wird und gemeinsam mit der Zentraleinrichtung Versuchsanstalt für Wasserbau und Schiffahrt im Rahmen des Forschungsschwerpunkts Fluidsystemtechnik bearbeitet werden soll. Topographische Untersuchungen und die Inspektion technischer Einrichtungen unter Wasser erfordern geschleppte Sensorträger-Systeme. Diese bestehen aus einem Zugschiff, einer Heckwinde, Schleppseil und Sensorträger. Dabei ist für die Anwendung moderner Sensorik, wie z. B. Videokameras, Fächerecholote und Sonar-Anlagen, ein stabiler Tauchzustand des Schleppkörpers notwendig. Seegang und hydrodynamische Instabilität können die Funktion und Betriebssicherheit beeinträchtigen. Ziel des geplanten Forschungsprojektes ist es, Bewegungsverhalten getauchter Schleppsysteme unter Variation geometrischer Parameter sowie Simulation der Schiffsbewegungen experimentell zu untersuchen und in Form von Kennfeldern zu erfassen. Die Ergebnisse sollen dazu genutzt werden, das am ISM der TU Berlin entwickelte instationäre Berechnungsverfahren durch experimentelle Daten zu validieren und zu verbessern.


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