|
Wie wir mit der Welt und uns umgehen, wird, nach dem tschechischen
Philosophen Jan Mukarowsky, in den Werken der Architektur sichtbar.
Daß dieses Zitat ausgerechnet im Zusammenhang mit den Plattenbauten
der neuen deutschen Länder und Ost- und Mitteleuropas erwähnt
wird, sollte nur auf den ersten Blick verwirren. Tatsächlich
ist es so, daß sich die Platte" auch wissenschaftlichen
Interesses erfreut. Anfang Juni waren über 200 Experten aus
30 Ländern zur Konferenz Saving Buildings in Central
and Eastern Europe" zusammengekommen, um ihr Wissen und ihre
Erkenntnisse zur Rettung der industriell gefertigten Wohnbauten"
auszutauschen. Dabei ging es um Maßnahmen, die zur Erhaltung
und Modernisierung der Bauten beitragen, wie zum Beispiel neue
In-situ und Monitoring-Verfahren zur Einschätzung der Bausubstanz,
pneumatisch gestützte Rückbautechnologien, Wärmeschutz
und Energieeinsparung bis hin zur Erforschung des Verhaltens von
Plattenbauten in Erdbebengebieten. Mit Forschung an Plattenbauten
beschäftigt sich auch Bernd Hillemeier. Er ist Leiter des
Instituts für Erhaltung und Modernisierung von Bauwerken (IEMB),
einem An-Institut der TU Berlin, das zusammen mit der International Association for Bridge and Structural Engineering
den Kongreß ausgerichtet hat. Mit dem IEMB forscht Hillemeier
auf den Gebieten energiegerechte Sanierung, energiesparendes Bauen,
Bauzustandsuntersuchungen, Architektonische Gestaltung und Wohnwertverbesserung.
Wie wichtig Forschungsarbeiten auf dem Gebiet der Plattenbauten
sind, zeigen einige Zahlen. 270000 Wohnungen in Ostberlin, das
sind 60 Prozent der seit Kriegsende erstellten Wohnungen, sind
Plattenbauten. In den Ländern Mittel- und Osteuropas leben
rund 170 Millionen Menschen in Plattenbauten. Eine Sanierung und
Modernisierung dieser Bauten hat auch wirtschaftliche Auswirkungen.
In der Bauwirtschaft aktiviert eine investierte Mark 2,40
DM, eine Milliarde an Investitionen schafft 13000 Arbeitsplätze"
erklärt Hillemeier dazu. Plattenbauten sind übrigens
keineswegs eine osteuropäische Spezalität, sie stehen
auch in Paris und Brasilien.
urs
© 7/'98 TU-Pressestelle
|