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Die Technische Universität Berlin ist auf dem Weg zu einer
Gesamtreform. Nach 15monatiger Amtszeit berichtete das Präsidium
der TU Berlin vor Journalisten über bislang Erreichtes und
Planungen und Entwicklungen der nächsten Zeit. So soll die
Zahl der Fachbereiche von 15 auf acht reduziert werden, die Verwaltung
gestrafft, das Studium reformiert und Existenzgründungen
aus der Universität heraus forciert werden. Wir publizieren
nachfolgend das Statement des Präsidenten der TU Berlin,
Prof. Dr. Hans-Jürgen Ewers, zur Gesamtreform. Der TU-Kanzler
Ulrich Podewils berichtete für das Präsidium über
den neuesten Stand der Verwaltungsreform. Über die Bereiche
Forschung, Studienreform und Existenzgründungen haben wir
bereits in TU intern
kontinuierlich berichtet.
Nach 15 Monaten Amtszeit hat das neue Präsidium der Technischen
Universität Berlin wichtige Teilziele auf dem Wege zu einer
Gesamtreform der TU Berlin erreicht. Das Gesamtziel dieser Reform
lautet, die TU Berlin dem vom Land Berlin innerhalb weniger Jahre
dramatisch verkürzten Finanzrahmen anzupassen und innerhalb
dieses Rahmens eine auf der europäischen Ebene wettbewerbsfähige,
in Forschung und Lehre excellente Technische Universität
Berlin zu schaffen. Die bislang auf diesem Wege erreichten Zwischenziele
umfassen:
- Beschlüsse zur Reduzierung der Zahl der Fachbereiche
von heute 15 auf zukünftig acht Fakultäten. Dadurch
werden leistungsfähigere Einheiten gebildet, die viele der
heute auf der Gesamtuniversitätsebene wahrgenommenen Aufgaben
besser übernehmen können, wodurch auch Doppelarbeit
vermieden wird.
- Beschlüsse zur Einrichtung von Interdisziplinären
Forschungsschwerpunkten. Sie sollen die TU Berlin gegenüber
vergleichbaren Einrichtungen profilieren und die künftigen
Center of Excellence werden.
- Pilotprojekte für eine durchgreifende Studienreform.
Hier ist vor allem der systematische Versuch hervorzuheben, Unternehmen
und öffentliche Arbeitgeber aktiv in die Universitätslehre
einzubeziehen, sowohl durch Lehrveranstaltungen von Managern als
auch durch Integration studentischer Arbeitsgruppen in den Unternehmensalltag.
Ein Pilotprojekt unter dem Titel "Center für Wissens-
und Wandelsmanagement" mit der Fa. Siemens läuft bereits.
Gleichzeitig hat der Unternehmensverband Berlin-Brandenburg Interessenerklärungen
von mehr als 100 Unternehmen für kooperative Studienprojekte
vorgelegt.
- Beschlüsse zu einer durchgreifenden Verwaltungsreform,
bei der die Universitätsverwaltung auf ihre Kernkompetenzen
hin gestrafft und ein erheblicher Teil der bislang zentral erledigten
Verwaltungs- und Dienstleistungsaufgaben an die neuen Fakultäten
delegiert wird. Dies erhöht die Dienstleistungsqualität
und senkt die Kosten.
Zwei wichtige Reformpakete sollen im Verlauf des kommenden Wintersemesters
zügig vorangetrieben werden, nämlich:
- die Budgetierung der neuen Fakultäten, d.h. die Umstellung
der inneruniversitären Verteilungsmechanismen auf Vertragsstrukturen
zwischen zentraler Universität und den Fakultäten. Dadurch
erhalten die Fakultäten die weitestgehende Freiheit bei der
Verwendung ihrer Mittel, müssen aber gleichzeitig die mit
dem erhaltenen Budget versprochenen Leistungen in Forschung, Lehre,
Weiterbildung und bei der Ausbildung des wissenschaftlichen Nachwuchses
nachweisen. Damit werden die inneruniversitären Anreizstrukturen
verbessert und die Leistungsorientierung verstärkt.
- die Reform der Gremien- und Leitungsstrukturen. Hier geht
es darum, die in der Experimentierklausel den Hochschulen vermittelte
Chance zur Verbesserung ihrer bislang durch die Hochschulgesetze
blockierten Organisationsstrukturen zu nutzen. Das Präsidium
hat diesen Reformschritt bewußt an das Ende der Gesamtreform
der TU Berlin gesetzt, um auch die während dieser Reform
beobachtbaren Schwierigkeiten in die Reform einbeziehen zu können.
Als erschwerend für den zügigen Ablauf der Reformbemühungen
hat sich das Kuratorium, immerhin das höchste Entscheidungsgremium
der TU Berlin, erwiesen. Hier wurde im Zusammenhang mit der Diskussion
und möglichen Verabschiedung des Strukturplans der TU Berlin
versucht, die bereits im Akademischen Senat der TU Berlin verlorenen
Schlachten noch einmal zu schlagen und selbst einstimmige Beschlüsse
des Akademischen Senats zu kippen. Dies führte zu dem Ergebnis,
daß das Kuratorium der TU Berlin den Strukturplan der TU
Berlin nicht verabschiedet hat. Das Kuratorium macht die Verabschiedung
abhängig von einer Begutachtung des Strukturplans durch den
Wissenschaftsrat und einer neuerlichen Diskussion im Akademischen
Senat über die Struktur der Fakultäten zum Wintersemester
1998/1999.
Ein aus der Sicht der TU Berlin mitunter schwieriger Reformpartner
ist der Senat von Berlin.
- Ob die den Hochschulen vom Senat versprochene Planungsbasis,
das in den Hochschulverträgen für das Jahr 2000 vereinbarte
Budget, Bestand hat, ist im Augenblick mehr als fraglich. Zudem
erodiert diese Basis insbesondere wegen der nach dem Jahre 2000
steil ansteigenden Pensionslasten, bei denen zwar Erleichterungen
angekündigt wurden, die jedoch inzwischen ebenfalls mehr
als fraglich sind. Immer noch nicht aus der Welt ist der Vorwurf
an die Berliner Hochschulen, Forschung und Lehre unwirtschaftlicher
als andere Hochschulen zu organisieren, obwohl der auf Initiative
der Senatsverwaltung und der Universitäten zusammen mit der
HIS durchgeführte Kennzahlenvergleich das Gegenteil beweist.
- Die den Hochschulen zugesagten Entlastungen über Grundstücksverkäufe
sind ebenfalls fragwürdig geworden. Bislang ist keines der
von den Universitäten zum Verkauf angebotenen Grundstücke
von der Senatsverwaltung freigegeben. Eines der von der TU genutzten
Grundstücke, das sogenannte BP-Grundstück am Reuterplatz,
wurde gegen den Willen der TU Berlin und der Senatsverwaltung
für Wissenschaft, Forschung und Kultur von der Finanzverwaltung
zu einem Teil an die BP verkauft. Vom Erlös hat die TU Berlin
bis heute nicht die ihr nach den Hochschulverträgen zustehende
Hälfte erhalten. Ungeklärt ist auch, warum ein Grundstück
von rd. 4.000 Quadratmetern, das ungeteilt nach vorliegenden Expertenschätzungen
einen Preis von rd. 8.000 DM je Quadratmeter hätte erbringen
müssen, so geteilt wurde, daß für die verkauften
ca. 1.100 Quadratmeter nur rd. 1,5 Millionen DM erzielt wurden.
Entsprechende Anfragen der TU Berlin bei der Senatsverwaltung
sind seit mehr als acht Monaten unbeantwortet geblieben.
- Hemmend für die Reformen ist schließlich die nach
wie vor bei der Senatsverwaltung für Wissenschaft, Forschung
und Kultur bestehende Neigung, die Universitäten bei der
Art und Weise ihrer Aufgabenerledigung zu reglementieren. So möchte
Senator Radunski eine ganze Reihe von Regulierungen zum Studium,
deren Nutzen für den Studienerfolg höchst umstritten
ist, zum Gegenstand der Verlängerung der Hochschulverträge
machen. Er verstößt damit gegen seine eigene Philosophie,
die Universitäten selber entscheiden zu lassen, mit welchen
Mitteln sie die vereinbarte Leistung bewirken.
Besonders erfreulich ist das hohe Engagement der Gesellschaft von Freunden der TU Berlin,
die sich unter ihrem neuen Vorsitzenden Dr. E.h. Heinz Dürr
anschickt, den Reformprozeß durch ihre eigenen Netzwerke
und die finanzielle Unterstützung richtungsweisender Projekte
(z.B. Absolventenprogramm, Spin-off-Betreuung, neue Universitätsbibliothek)
zu befördern.
© 7/'98 TU-Pressestelle
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