TU intern - Juli 1998 - Studium

Berlin-Brandenburger Semesterticket - kommt es oder kommt es nicht?

Nachdem seit mehreren Jahren die Gespräche der Berliner Studierendenvertretungen zur Einführung eines Semestertickets, genannt SEMTIX, aufgrund der überzogenen Preisvorstellungen der BVG gescheitert waren, zeichnet sich nun doch eine schnelle Lösung ab. Der Verkehrsverbund Berlin-Brandenburg (VBB), der ab kommendem Herbst für die Tarifgestaltung im Öffentlichen Nahverkehr der Länder Berlin und Brandenburg zuständig sein wird, hat in ersten konstruktiven Gesprächen deutlich gemacht, daß er an einer Einführung eines Semestertickets zum Sommersemester 1999 großes Interesse hat. Damit wird der Studierendenausweis zu einem Fahrschein, der in den Verkehrsmitteln der beiden Länder Berlin und Brandenburg gelten soll. Unterstützt werden die Initiativen von Studierendenvertretungen und Verkehrsverbund dabei von allen Fraktionen des Berliner Abgeordnetenhauses, den zuständigen Senatsverwaltungen, den Landesregierungen von Berlin und Brandenburg und den Landesrektoren- und -präsidentenkonferenzen der Länder Berlin und Brandenburg als Dachorganisation der Hochschulleitungen.

Entscheidende Aufgabe der in den nächsten Monaten stattfindenden Verhandlungen ist die Entwicklung eines Rechenmodells, bei dem sowohl die Einnahmen der Verkehrsbetriebe gesichert als auch die Akzeptanz durch die Studierenden gegeben ist. Prinzipiell sind sich beide Seiten darüber einig, daß ein Semesterticketmodell für beide Seiten kostenneutral sein soll.

Da das Semesterticket ein Solidarmodell ist, das über Zwangsbeiträge der Studierenden finanziert werden soll, bestehen für die preisliche Gestaltung enge Grenzen. Die Studierendenvertretungen fordern dringend ein sozial verträgliches Semesterticket. Preisvorstellungen jenseits von 200,- DM wie sie bereits in Kreisen der Verkehrsbetriebe diskutiert worden sind, werden daher von der Landeskoordination SEMTIX Berlin-Brandenburg, in der die Studierendenvertretungen der Berliner und Brandenburger Hochschulen zusammengeschlossen sind, abgelehnt. Entsprechend wird auch das jüngste Angebot der BVG, das ein Semesterticket ausschließlich für den Berliner Stadtbereich zum Preis von 215,- DM pro Semester von den Studierendenvertretungen als nicht mehrheitsfähig angesehen. Ein Problempunkt könnte daher bei den Verhandlungen noch die Haltung der BVG hinsichtlich eines Semesterticketpreises sein. Denn nach der Vertragsstruktur des VBB müssen alle Verkehrsunternehmen der Region einem neuen Tarifmodell zustimmen. Hoffnungsvoll stimmt in diesem Zusammenhang die Aussage des SPD-Abgeordneten Christian Gaebler am 17. Juni im Verkehrsausschuß des Berliner Abgeordnetenhauses, wonach man die BVG notfalls zwingen müsse, einem Semesterticket zuzustimmen, da es schließlich um 200000 Fahrgäste mit entsprechend sicheren Einnahmen ginge.

Im Gegensatz zu früheren Verhandlungsrunden sind die derzeitigen Gesprächsrunden jedoch auch seitens des VBB als Vertretung der Verkehrsunternehmen von dem Interesse geprägt, sich möglichst schnell zu einigen. Daher wird voraussichtlich im November eine Urabstimmung unter den Studierenden über das Berlin-Brandenburger Semesterticket stattfinden können. Aktuelle Informationen über den Stand der Aktivitäten sind im WWW unter http://www.tu-berlin.de/semtix/ zu finden.

Florian Böhm


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