TU intern - Juni 1998 - Alumni

TU-Absolventen finden schnelle Wege

Auf die Logistik kommt es an, egal ob Kühlschränke oder Waschmaschinen geliefert werden müssen oder in der Automobilindustrie Beschaffungsstöme von Lieferanten punktgenau zu steuern sind
Ein deutscher Automobilhersteller baut ein neues Montagewerk in Nordamerika. Sofort entsteht ein logistisches Problem: Wie schafft es das Unternehmen, die Waren von den Lieferanten aus Europa zeitgenau, aber kostengünstig in die neue Fabrik zu bringen und gleichzeitig die Fahrzeug- und Ersatzteilverteilung aus den USA nach Europa damit zu kombinieren? Mit solchen Fragestellungen beschäftigen sich die Berater des 1990 von TU-Professor Helmut Baumgarten gegründeten Zentrums für Logistik und Unternehmensplanung GmbH täglich. Hatte das Unternehmen zur Gründung mit 25 Mitarbeitern/innen angefangen, sind heute hier insgesamt 110 Mitarbeiter/innen beschäftigt, davon rund 80 Wirtschaftsingenieure der TU Berlin sowie Informatiker, Maschinenbauingenieure und Betriebswirte. Mittlerweile dehnt sich das Unternehmen auch ins Ausland aus: Nachdem bereits 1997 eine Niederlassung in Sao Paulo eröffnet wurde, ist für 1999 die Gründung eines Tochterunternehmens in Boston geplant und danach soll eine Niederlassung in Paris aufgebaut werden.

”Die enge Zusammenarbeit mit der Universität und Prof. Baumgarten als treibender Kraft ist sicherlich ein besonderes Merkmal, was uns von vielen anderen Beratungen positiv unterscheidet" sagt Frank Straube, selbst promovierter Wirtschaftsingenieur der TU Berlin und Geschäftsführer des Zentrums.

Studierende haben hier die Möglichkeit, ihre Diplomarbeit in Zusammenarbeit mit dem Zentrum anhand eines konkreten Praxisprojektes durchzuführen und auf dem Lehrplan finden sich Lehrveranstaltungen, die von Praktikern des Zentrums angeboten werden. Das Spektrum der Aufträge, die von Frank Straube und seinen Kollegen/innen bearbeitet werden, ist groß: Sei es die Logistik für eine 12-Stunden-Belieferung von Privathaushalten mit Kühlschränken, Waschmaschinen oder anderen Haushaltsgroßgeräten nach Bestellung des Kunden über Internet oder eine punktgenaue Steuerung von Beschaffungsströmen von rund 1000 Lieferanten in der Automobilindustrie. Daß es bei den Projekten in erster Linie um Kostensenkungen geht, zeigt auch das eingangs erwähnte Beispiel aus Nordamerika. Durch das Konzept, das das Zentrum für Logistik und Unternehmensplanung erarbeitet hat, ließ sich die Anliefergenauigkeit von 76 Prozent auf 98 Prozent verbessern, und durch Transportbündelungen kann das Unternehmen in seinem Logistik-Netzwerk rund 20 Millionen DM pro Jahr einsparen.

Um Einsparungen von Summen in Millionenhöhe geht es auch bei den Aufträgen, die die Firma ”Logplan Gesellschaft für Planung und Realisierung logistischer Systeme m. b. H." bearbeitet. Der Schwerpunkt dieses Unternehmens mit Sitz in Berlin, Frankfurt a. M. und Denver liegt auf dem Gebiet der Flughafenlogistik. Helmut Baumgarten hatte frühzeitig erkannt, daß der gesamte Luftverkehrssektor mit seinen hohen Wachstumsraten ein ständig ansteigendes Nachfragepotential für Planungsleistungen auf diesem Gebiet aufweist und gründete 1987 dieses Unternehmen. Auch hier sind von den 35 Mitarbeitern eine große Zahl Wirtschaftsingenieure der TU Berlin beschäftigt und Geschäftsführer Dr.-Ing. Matthias Frenz ist ebenfalls TU-Absolvent. Die Planung und die Übernahme der Verantwortung bis zur schlüsselfertigen Inbetriebnahme von Passagier-Transfersystemen sowie Gepäck- und Frachtanlagen ist das Kerngeschäft von Logplan. Zu den Auftraggebern gehören Flughäfen wie Frankfurt a.M., New York, San Francisco, Athen, Rom, Tokio, Zürich, Düsseldorf und Berlin. Auch der Flughafen Denver hatte nach seiner Fertigstellung 1994 ein Problem, das Logplan lösen konnte. Der Flughafen konnte nicht in Betrieb genommen werden, da die Gepäckanlage die Testläufe damit beendete, daß sie die Koffer in den Kurven und den Ausschleusstellen regelmäßig zerstörte. Die Ausfallkosten durch den Stillstand des Flughafens lagen bei rund 0,7 Millionen US-$ täglich. Durch die Hilfe von Logplan konnte der Flughafen nach umfangreichen Neu- und Umbauplanungen ein halbes Jahr später in Betrieb genommen werden.

bw


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