TU intern - Juni 1998 - Menschen
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Die moderne Technik macht heute vieles möglich. Ärzte arbeiten bei Operationen mit Lasern oder nehmen Eingriffe mittels winziger Arbeitskanäle im menschlichen Körper vor. Neue Techniken im Operationssaal und in der Intensivstation bedeuten jedoch für die dort arbeitenden Menschen nicht selten eine Verkomplizierung ihrer Tätigkeit. Durch die großen Fortschritte in einzelnen wissenschaftlichen Gebieten haben Arbeitssysteme eine Komplexität erreicht, die die dort arbeitenden Menschen zu überfordern droht", stellt Wolfgang Friesdorf, neu berufener Professor für das Fachgebiet Arbeitswissenschaft an der TU Berlin, fest. Bereits während seiner Zeit am Universitätsklinikum Ulm hat sich der habilitierte Mediziner, der auch einen Abschluß als Diplom-Ingenieur für Elektrotechnik und Diplom-Wirtschaftsingenieur besitzt, im Bereich klinische Arbeitsprozesse geforscht. Auch am TU-Fachgebiet Arbeitswissenschaft sind diese Arbeitsprozesse Paradebeispiele für die Untersuchung sogenannter soziotechnischer Systeme. Das bedeutet, wir analysieren, bewerten und gestalten Systeme, in denen Mensch und Technik in komplexer Weise zusammenwirken", erläutert Friesdorf. Die TU-Arbeitswissenschaftler wollen die Leistungsmöglichkeiten und -grenzen der arbeitenden Menschen in einem bestimmten System feststellen und die beste wechselseitige Anpassung zwischen dem Menschen und seinen Arbeitsbedingungen erreichen. Fortschritte in diesem Bereich können nur im Zusammenschluß von Theorie und Praxis, das heißt von Forschung und Entwicklung, erreicht werden", sagt Friesdorf, zum Beispiel mit anderen Forschungsinstituten, Industrieunternehmen und Krankenhäusern". Für die künftigen Forschungsschwerpunkte Arbeit im Krankenhaus" und Versorgung von Kranken zu Hause" ist daher eine enge Zusammenarbeit mit Berliner Kliniken vereinbart. Erkenntnisse fließen in das vom Bundesforschungsministerium geförderte Projekt Anästhesiologisches Informationssystem" (ANIS), prozeßorientierte Arbeitsunterstützung im Operationssaal, ein. Ausgangspunkt für ein anderes Forschungsgebiet sind die Folgen, die sich aus der veränderten Altersstruktur in Deutschland ergeben. In der interdisziplinären Forschergruppe Seniorengerechte Technik im häuslichen Alltag" (SENTHA) beschäftigen sich die Arbeitswissenschaftler um Professor Friesdorf zusammen mit Forschern anderer Fachrichtungen mit der Entwicklung seniorengerechter Haushaltsgeräte und -technik. Diese sollen für alle Altersgruppen attraktiv sein und zu mehr Sicherheit und Komfort im häuslichen Alltag beitragen. Die wichtige Praxisorientierung soll auch den Studierenden vermittelt werden. So lernen die Studierenden in der Vorlesung anhand eines virtuellen Unternehmens die Probleme in der Gestaltung von Arbeit, Arbeitsplätzen und Produkten kennen. Darüber hinaus geht es um Fragen der Zukunft von Arbeit, Arbeitslosigkeit oder dem Wertewandel in der Gesellschaft. Im Sommersemester 1998 wurde zum Beispiel eine studentische Arbeitsgruppe ins Leben gerufen, die sich mit Konzepten zu neuen Formen der Arbeit von Parteien, Industrie und Wissenschaft auseinandersetzt", erzählt Friesdorf. Christian Hohlfeld © 6/'98 TU-Pressestelle |