TU intern - Juni 1998 - Vermischtes

Ausgesch …

TU-Studierende entwerfen Ab-Orte für Love Parade

Der Tag danach: Anwohner des Tiergartens, vorbeitrabende Jogger und die Räumkolonnen der Berliner Stadtreinigung stöhnen vor Entsetzen: Im Tiergarten stinkt es und zwar gewaltig. Ganze Seen voller Urin bedecken die Grünanlagen. Aus Mangel an geeigneten Bedürfnisanstalten hatten in den vergangenen Jahren zahlreiche Besucher der Love Parade den Tiergarten als ”stilles Örtchen" mißbraucht. Nicht nur für empfindliche Nasen war das eine Zumutung, die menschlichen Abfallprodukte sind auch eine ernste ökologische Belastung für die Natur.

Das muß nicht sein, dachte man sich am Fachbereich Architektur der TU Berlin. Damit die zahlreichen positiven Aspekte der Veranstaltung nicht noch weiter von Problemen wie unzureichende Klohäuser überschattet werden, initiierten TU-Studierende den Ideenwettbewerb ”Ab-Orte - Ein Beitrag zur Love Parade". Aufgabe war es, einen Abort zu entwerfen, der für den Zeitraum der Veranstaltung schnell auf- und abzubauen war. Dabei sollte eine Einheit aus mindestens acht einzelnen Aborten bestehen und zusätzlich Platz für den Aufenthalt einer Reinigungskraft bieten. Eine zur Konzeption passende weitere Nutzung konnte dabei ergänzend vorgesehen werden.

Ausgelobt wurde der Wettbewerb von den Fachgebieten Entwerfen, Baukonstruktion und Baupraxis der drei TU-Professoren Ingrid Goetz, Bernd-Robert Jansen und Lutz Kandel. Nach einer internen Vorauswahl wurden zehn Arbeiten einer unabhängigen Jury aus Mitgliedern des Fachbereichs und freien Architekten/innen zur Beurteilung präsentiert. Als Sachverständige konnten Ralf Regitz, Kopf des Organisationsteams der Love Parade, und Frank Krische, Mitarbeiter einer bekannten Toilettencenter-Firma gewonnen werden. Drei gleichrangige Preise erhielten die Arbeit von Ali Saad, die Arbeit von Sabine Horlitz (Bild rechts) und die Gemeinschaftsproduktion von S. Schering und C. Wäschle (Bild links unten). Mit vier ebenfalls gleichwertigen Ankäufen wurden die Entwürfe von Jonas Schmidt-Thomsen (Bild ganz oben), Jurji von Ortenberg, Tim Schierwater und Benjamin Otto bedacht.

Neben teils provokanten oder auch utopischen Vorschlägen wurden, so das Urteil von Jury und Sachverständigen, eine Anzahl realisierbarer, weiterentwickelbarer Entwürfe prämiert. Alle Beteiligten hoffen nun, daß die entwickelten Vorschläge zur Lösung des Problems ”Abort" sowohl bei den Veranstaltern als auch bei den politisch Verantwortlichen auf Interesse stößt und ein positives Echo findet.

cho


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