TU intern - Juni 1998 - Hochschulpolitik

Berliner Unis sind nicht zu teuer!

Arbeitsgruppe vergleicht Ausgaben

Die Studienplätze in Berlin seien im bundesweiten Vergleich zu teuer. So lautete in der Vergangenheit ein häufig geäußertes Argument, wenn es darum ging, die Hochschulhaushalte weiter zu kürzen. Im Haushaltsstrukturgesetz 1996 und in den Hochschulverträgen wurde dann eine Überprüfung der Ausgaben der Hochschulen und die Entwicklung eines Kennzahlensystems vereinbart. Die Ergebnisse der damit beauftragen Arbeitsgruppe, an der die drei Universitäten, die Hochschul-Informations-System GmbH (HIS) und die Senatsverwaltung für Wissenschaft, Forschung und Kultur beteiligt sind, liegen nun vor. Wichtigstes Fazit: Die Berliner Universitäten sind nicht wesentlich teurer als der Landesdurchschnitt, und es bestehen keine drastischen Unterschiede zwischen den einzelnen Hochschulen.

Die Arbeitsgruppe berichtet folgende Ergebnisse: Sie weist ausdrücklich darauf hin, daß die Untersuchung zunächst auf quantitative Größen wie Personal, Studienplätze, Studierende und Absolventen beschränkt wurde. Rückschlüsse auf die Qualität der Hochschulen in Lehre und Forschung lassen die Ergebnisse nicht zu, da es noch an geeigneten Qualitätsparametern fehlt. Weiterhin sei es nicht zulässig, Schlußfolgerungen aus nur einer Kennzahl zu ziehen; vielmehr müssen weitere Kennzahlen zur Erklärung von Abweichungen herangezogen werden. In dem Bericht werden folgende Kennzahlen dargestellt:

  • Konsumtive Ausgaben je Studienplatz
  • Konsumtive Ausgaben je besetzter Professur
  • Stellen für wissenschaftliches sowie für nichtwissenschaftliches Personal je Professur
  • Drittmittel je Professur
  • Bestandene Abschlußprüfungen je Professur
  • Promotionen je Professur

Aus den Untersuchungen kann nicht abgeleitet und begründet werden, daß die Studienplatzkosten an den Berliner Universitäten so über dem Durchschnitt anderer Länder liegen, daß weitere Einsparpotentiale möglich sind. Dies zeigt der Vergleich in einigen Fächern mit anderen Hochschulen, deren Daten bei der HIS-GmbH vorlagen. Am Beispiel der konsumtiven Ausgaben je Studienplatz ist zu sehen, daß kein einheitliches Bild existiert.

Die vergleichsweise hohen Ausgaben pro Studienplatz in Berlin in den Rechts-und Wirtschaftswissenschaften und in der Germanistik, sind durch die höheren Personalausgaben bedingt. Diese sind hauptsächlich auf eine höhere Zahl an Stellen für nichtwissenschaftliches Personal aufgrund der großen Fachbereichsbibliotheken zurückzuführen.

Der Vergleich zwischen den drei Berliner Universitäten zeigt, daß trotz unterschiedlicher Profil- und Schwerpunktbildungen die durchschnittlichen Ausgaben je Studienplatz innerhalb der Fächergruppen nicht wesentlich voneinander abweichen.

Die höheren Ausgaben in den Sprach- und Kulturwissenschaften an der Freien Universität, 12460 DM gegenüber 11238 DM an der TU und 11775 DM an der HU, sind vor allem auf das breite Spektrum der ”kleinen Fächer" dort zurückzuführen. Diese begründen aber das besondere Profil und damit auch die Attraktivität der Freien Universität in diesem Bereich.

Die vergleichsweise geringeren Ausgaben pro Studienplatz in den Naturwissenschaften an der Technischen Universität 18864 DM gegenüber 22590 DM an der FU und 21190 DM an der HU, sind auf den hohen Anteil der Mathematik und Informatik zurückzuführen; hier betragen die Ausgaben je Studienplatz 10714 bzw. 18616 DM. Demgegenüber liegen die Ausgaben je Studienplatz in den experimentellen Fächern wie Biologie, Chemie und Physik, pro Studienplatz zwischen rund 23000 bis 36000 DM.

In den Rechts-, Wirtschafts- und Sozialwissenschaften sind die Ausgaben aller drei Universitäten mit 9900 DM an der FU, 9164 DM bei der TU und 9206 DM an der HU in etwa gleich.

Die Untersuchung zeigt deutlich, daß aus den Ergebnissen nur eines Jahres keine abschließenden und fundierten Schlußfolgerungen gezogen werden können. Dies gilt besonders für die Kennzahlen, die sich auf die Anzahl der besetzten Professuren beziehen. Dort beeinflußt die am Erhebungsstichtag vorhandene Vakanzrate die Höhe der Kennzahlen maßgeblich. So sind die Abweichungen bei den Kennzahlen ”Konsumtive Ausgaben je Professur" und ”Drittmittel je Professur" erheblich größer als bei den Kennzahlen mit der Bezugsgröße Studienplatz.

Die Berliner Universitäten planen eine weitere Erhebung und Kennzahlenberechnung auf der Datenbasis des Jahres 1997 (in diesem Bericht wurden Daten von 1996 verwendet). Die Hochschul-Informations-System GmbH wird voraussichtlich Ende 1998 eine Untersuchung an allen Universitäten der Länder Bremen, Hamburg, Niedersachsen, Mecklenburg-Vorpommern und Schleswig-Holstein abschließen. Darin werden mit Ausnahme der Medizin alle Fächer/Studiengänge einbezogen.

tui

Die folgende Tabelle vergleicht die Ausgaben (in DM pro Jahr) der Universitäten in drei Bundesländern pro Studienplatz (a) und je Professur (b). Unter c) sind die je Professur eingeworbenen Drittmittel angegeben

a) Konsumtive Ausgaben (Personal- und Sachausgaben) je Studienplatz
BerlinNiedersachsenSchleswig-Holstein
Anglistik938883989920
Germanistik116641040410060
Romanistik9980690610596
Rechtswissenschaft864071176401
Wirtschaftswissenschaften893584295777
Physik226762228819926
Elektrotechnik1767217770-

b) Konsumtive Ausgaben (Personal- und Sachausgaben) je Professur
Anglistik554946473226810777
Germanistik514505518590549626
Romanistik625364798209834912
Rechtswissenschaft782622609033674320
Wirtschaftswissenschaften927506799441719448
Physik886182779203976800
Elektrotechnik12296921250602-

c) Drittmittel (über Forschungsanträge eingeworbene Gelder) je Professur
Anglistik184712115224496
Germanistik503493637222754
Romanistik212324734621
Rechtswissenschaft455222644913107
Wirtschaftswissenschaften7049830815143607
Physik298298254487334599
Elektrotechnik807346447569-


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