TU intern - Mai 1998 - Alumni
Gesundheitswesen unter der LupeModelle zur Verbesserung der ambulanten Versorgung
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Mit dem Gesundheitswesen in Nicaragua beschäftigt sich die Magisterarbeit von Gabriele Bartsch (m.). Senatorin Beate Hübner (r.) überreicht ihr und Dr. Stefan Klatt (l.) den Hertha-Nathorff-Preis |
Als vor fünf Jahren der Postgraduiertenstudiengang Gesundheitswissenschaften/Public Health (gemeinsam mit anderen Universitäten und weiteren Einrichtungen) an der TU Berlin gegründet wurde, hat man glücklicherweise gleich an eines von Beginn an gedacht: Nämlich den Kontakt zu den Absolventen und Absolventinnen zu halten. Rund 30 Gesundheitswissenschaftler und -wissenschaftlerinnen verlassen pro Jahr die Universität und halten auch nach dem Studium u. a. durch regelmäßige "Stammtischrunden" noch Kontakt untereinander und der Studiengang hält den Kontakt zu ihnen. So weiß man hier zum Beispiel von den mittlerweile rund 120 Public-Health-Absolventen und Absolventinnen ziemlich genau, ob und wie sie sich nach ihrem Studium verändert haben. Daß das Interesse an ihrem ehemaligen Studiengang bei den Absolventen/innen groß ist, zeigte die Absolventenfeier des 4. Studienjahrgangs, die man zum "Tag der Public-Health-Studierenden" gemacht hat und die Mitte April im Ernst-Reuter-Haus stattfand. KONTAKT AUCH NACH DEM ABSCHLUSS Dorthin kamen nicht nur die 30 frisch Examinierten und deren Angehörige, sondern auch Studierende und viele viele Absolventen/innen der vorangegangenen Jahrgänge. Insgesamt waren rund 180 Gäste anwesend. Auch in diesem Jahr wurde wieder der Hertha-Nathorff-Preis für Absolventen/innen des TU-Ergänzungsstudiengangs Public Health vergeben. Dieses Mal hatte man sich für die Vergabe von zwei ersten Preisen entschieden, die von der Gesundheits- und Sozialsenatorin Beate Hübner überreicht wurden. Gabriele Bartsch und Dr. med. Stefan Klatt erhielten für ihre Abschlußarbeiten jeweils 2500 DM. Gabriele Bartsch beschäftigte sich in ihrer Magisterarbeit mit den Auswirkungen der Strukturanpassungsmaßnahmen der Weltbank auf das Gesundheitswesen in Nicaragua. Sie kommt zu dem Schluß, daß sich der Gesundheitszustand der nicaraguanischen Bevölkerung aufgrund der sich verschärfenden Armut verschlechtert habe. Ursache für die Armut seien das Ausbleiben der erhofften privaten Investitionen und das soziale und politische Machtgefälle in dem Land. Nach ihrer Ansicht schafft das Konzept der Weltbank, mittels Deregulierung und Privatisierung Wirtschaftswachstum zu ermöglichen, keine geeigneten Rahmenbedingungen für die Verbesserungen der Gesundheitsversorgung. Gabriele Bartsch, 1953 geboren, hat Lateinamerikanistik, Soziologie und Agrargeographie studiert. Seit 1977 weilte sie mehrfach in Südamerika. Sie war unter anderem als Gutachterin für entwicklungspolitische Projekte tätig. 10 PROZENT KOSTENEINSPARUNG Mit Modellen zur Verbesserung der ambulanten Versorgung in Deutschland und dem Vergleich mit amerikanischen Modellen beschäftigte sich der 1960 geborene Arzt Dr. Stefan Klatt in seiner Abschlußarbeit. Amerikanische Verfahren sind - so sein Ergebnis - jedoch nur bedingt auf bundesdeutsche Verhältnisse anwendbar. Dennoch seien die amerikanischen Vorerfahrungen als Grundlage für deutsche Modellvorhaben nicht zu ersetzen. Klatt, der zur Zeit als Wissenschaftlicher Assistent am Institut für Arbeits-, Sozialmedizin und Epidemiologie der Medizinischen Fakultät der Humboldt Universität beschäftigt ist, hält es für möglich, durch Modellvorhaben rund 10% der Kosten in der ambulanten Versorgung einzusparen. Seit 1995 verleiht die Ärztekammer Berlin jährlich den Hertha-Nathorff-Preis für die besten Magisterarbeiten im TU-Ergänzungsstudiengang Public Health. Er ist nach der jüdischen Ärztin Hertha Nathorff (1895-1993) benannt. Im Rahmen der Veranstaltung erinnerte Prof. Dr. Wolfgang Benz, Leiter des Zentrums für Antisemitismusforschung der TU Berlin, an Hertha Nathorff, die in den 20er und 30er Jahren engagiert im öffentlichen Gesundheitswesen Berlins tätig war. 1939 floh Hertha Nathorff vor der NS-Diktatur in die USA. Dort starb sie 1993. cho/bw © 5/'98 TU-Pressestelle |