TU intern - Mai 1998 - Studium

Happy-End für Semtix?

Für das Semesterticket, kurz Semtix genannt, scheint sich doch noch ein Happy-End anzubahnen. Hatten die Berliner Verkehrsbetriebe (BVG) und die Landeskoordination Semesterticket der Studierendenvertretungen (Semtix) jahrelang ergebnislos um Preis und Gültigkeitsbereich gerungen, ist nun wieder Bewegung in die Verhandlungen gekommen. Der Grund: Der neue Verhandlungspartner der Semtixgruppe, der neugegründete Verkehrsverbund Berlin-Brandenburg (VBB), ist ein klarer Befürworter eines Semestertickets. "Auch wenn es schwierig werden wird, wir wollen das Semesterticket einführen", erklärt VBB-Geschäftsführer Uwe Stindt. Er war bereits an der erfolgreichen Durchsetzung des Semestertickets in Hessen und im Rhein-Main-Gebiet beteiligt.

Ein konkreter Termin für die Region Berlin-Brandenburg steht allerdings noch nicht fest. Vor dem 1. November 1998 wird sich auch nichts tun, da der Verbundtarif erst zu diesem Zeitpunkt in Kraft tritt. Ein Fragezeichen steht auch hinter dem Gültigkeitsbereich. Die Vorschläge reichen vom gesamten Gebiet Berlin-Brandenburg bis hin zur Minimallösung, bei der nur der jeweilige Einzugsbereich der Hochschulen gelten würde. Für den Raum Berlin-Potsdam wäre das der jetzige Tarif ABC. "Hier müssen sich die Studierenden einig werden, was sie wollen", fordert Stindt eine klare studentische Verhandlungsposition.

Der Gültigkeitsbereich schlägt sich natürlich auch auf den Preis nieder. Das Semesterticket verteilt im Grunde die Einnahmen der Verkehrsbetriebe, die bisher von den studentischen Nutzern des öffentlichen Nahverkehrs erbracht wurden, auf alle Studierenden um. Die Semtix-Abgabe müsse aber unter dem jetzigen Abo-Preis liegen, mahnen die Studierendenvertreter. Der Abo-Preise sei mittlerweile so hoch, daß sich viele Studierende den öffentlichen Nahverkehr nicht mehr leisten könnten. Zumal die Verkehrsbetriebe Kosten einsparen würden, wenn der Semesterausweis als Fahrschein anerkannt wird. Demgegenüber möchten die einzelnen Verkehrsunternehmen angesichts ihrer angespannten Finanzlage auf keine Mark verzichten, die sie ohne Semtix einnehmen.

Wenn beide Parteien ein für alle Seiten tragbares Konzept gefunden haben, stehen allerdings noch Urabstimmungen an den jeweiligen Hochschulen über das Semtix-Modell an. Die Semtixgruppe will sich auf diese Weise einer breiten Rückendeckung durch die Studierenden versichern. "Sollte eine rasche Einigung möglich sein, könnten die TU-Studierenden bereits gleichzeitig mit den Wahlen zum Studentinnen- und Studentenparlament vom 15. Juni bis 19. Juni 1998 abstimmen", hofft Florian Böhm von der Verkehrs-AG im AStA der TU Berlin. Dann könnte das Semesterticket tatsächlich zum November kommen, vorausgesetzt die zuständigen Verkehrsverwaltungen geben als Aufsichtsbehörde der Verkehrsunternehmen ebenfalls ihre Zustimmung. Bis dahin wollen die studentischen Semtix-Vertreter öffentlichkeitswirksam auf ihr Anliegen aufmerksam machen. So wurden der 28. April zum "Semtix-Day" ausgerufen und die Studierenden aufgefordert, den öffentlichen Nahverkehr für den gesamten Monat Mai zu boykottieren.

Christian Hohlfeld


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