TU intern - Mai 1998 - Aktuelles

Im Prinzip ja…

Die Ökosteuer und das eigene Portemonnaie

Energie ist heutzutage viel zu billig. Deshalb wird sie sorglos und in großen Mengen verbraucht, worunter die Umwelt leidet. Fachleute warnen vor einer Klimakatastrophe, wenn sich der Ausstoß an CO2 nicht verringert. Will man das erreichen, wie auf der Umweltkonferenz in Rio versprochen, dann muß etwas geschehen. Energie muß teurer werden, zum Beispiel mit einer Ökosteuer. Doch am wie, wann und wieviel dieser Abgabe scheiden sich die Geister. Die Ökosteuer sorgt für schlechte Wahlergebnisse, Streit in den Parteien und unter den Gelehrten. Fünf DM für einen Liter Sprit wollen die einen, "Quatsch" sagen die anderen. TU intern fragte Menschen auf dem Campus, was sie von der Idee der Ökosteuer halten und ob sie bereit wären, fünf DM für einen Liter Sprit zu zahlen.

Andreas Linke,
Wissenschaftlicher
Mitarbeiter am
Fachbereich 11
Maschinenbau
Fünf DM für den Sprit würde ich nur ungern zahlen. Grundsätzlich ist die Idee der Ökosteuer richtig, d. h. für den Umweltschutz auch zu zahlen . Aber direkt die Benzinkosten zu verteuern halte ich für falsch, weil dann die Arbeitnehmer am meisten betroffen sind und die haben nicht unbedingt das meiste Geld. Steuern zu erheben ist ja nicht schlecht, das ist ja die Möglichkeit des Staates, Geld sozusagen zwangseinzutreiben, aber man sollte eine andere Grundlage dafür ansetzen, z. B. mehr auf das Einkommen bezogen oder auf die Umweltverschmutzung und nicht auf den Fahrweg.

Elfi Schröder,
9. Semester
Chemie
Ich finde die Ökosteuer gut, für die Umwelt wäre das prima. Langfristig wird man dann weniger Auto fahren. Das hätte man eigentlich schon vor 20 Jahren tun müssen. Die erhöhten Spritpreise, das wäre wenigstens eine Idee, denn Geld ist das liebste Kind der Menschen. Ein Nachteil ist, daß viele Arbeitnehmer aufs Auto angewiesen sind. Da müßte man die gesamte Wirtschaftspolitik ändern, aber das ist ein radikaler Umschwung, der nicht gemacht wird, weil erst mal viele Gelder verloren gingen. Andererseits, sollen meine Kinder in 10 Jahren mit Asthma rumlaufen? Soll ich nur zugucken und sagen sorry? Mit Auto ist es zwar bequemer, aber letztlich gehts auch ohne.

Christian Dumke,
14. Semester
Energie- und
Verfahrenstechnik
Ich fahre kein Auto, insofern kann es mir egal sein, wie teuer der Sprit ist. Für die Autofahrer ist es eine ziemliche Zumutung. Prinzipiell vom Trend her ist es nicht unbedingt schlecht, aber gleich fünf Mark sind ein bißchen viel. Vor allem ist das eine Form der Energiesteuer, die erst mal nur den Kleinverbraucher trifft. Für große Unternehmen gibt es bestimmt wieder irgendwelche Sonderregelungen. Speditionen wirds nicht treffen, ansonsten würden die sicher sofort bankrott sein. Solange sie im Rahmen bleibt, ist eine Ökosteuer okay, man müßte woanders zurückschrauben, um einen Ausgleich zu schaffen.

Gernot Baumgart,
8. Semester
Bauingenieurwesen
Eine Energiesteuer ist eine zweischneidige Sache. Es soll ja eine höhere Besteuerung der Energie geben und zum Ausgleich dafür die Lohnnebenkosten gesenkt werden. Dadurch sind Betriebe mit hohem Personalaufwand, z. B. Banken und Versicherungen, bevorteilt, die sparen Geld, weil der Energieaufwand im Gegensatz zum Personalaufwand für sie gering ist. Betriebe, die viel Energie verbrauchen, sind benachteiligt, sie werden abwandern. Die großen Dreckschleudern, wie z. B. Zementwerke, werden nach Polen gehen, wo die Umweltgesetze nicht so streng sind. Für den Umweltschutz bringt das dann auch nichts. Ein nationaler Alleingang bei der Energiesteuer klingt zwar nett, und es ist natürlich viel schwerer, das auf europäischer Ebene in Angriff zu nehmen, aber in diese Richtung muß man gehen. Eine höhere Besteuerung der Energie muß jedenfalls kommen. Es geht nicht, daß wir weiter relativ wenig Geld für Energie bezahlen. Das ist im Grunde jedem bewußt.

Rudolf Mohrmann,
5. Semester
Wirtschaftsingenieurwesen
Von der Idee her halte ich eine Ökosteuer für korrekt. Die Frage ist nur, ob sich das jetzt durchsetzen läßt, wenn man die momentane wirtschaftliche Lage betrachtet. Die Belastung ist ja schon ziemlich heftig, und man fragt sich, wie lange man das noch fortführen kann. Ich denke, fünf DM für einen Liter Benzin wäre doch etwas zuviel, obwohl ich kein Auto fahre.

Andrea Trumann,
6. Semester
Sozialpädagogik
Ich fahre kein Auto, aber ich finde Ökosteuern an sich schon ein bißchen blödsinnig, weil sie die ökologischen Probleme nicht wirklich lösen. Ich würde sicherlich versuchen, ökologische Probleme anders zu lösen. Ich denke, daß das ganze Wirtschaftssystem darauf aufgebaut ist, Umwelt auszubeuten, und daß es nicht reicht einfach nur Ökosteuern zu erheben. Umweltsteuer wird nur bei Menschen wirksam die nicht soviel Geld haben.

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